Helmut Marko hält Verstappen für unschlagbar

Red Bull Racing: Reifenwechsel in Schwerelosigkeit

Von Mathias Brunner
Das hatte es noch nie gegeben: Ein Reifenwechsel in Schwerelosigkeit

Das hatte es noch nie gegeben: Ein Reifenwechsel in Schwerelosigkeit

​Den schnellsten Reifenwechsel haben die Mechaniker von Red Bull Racing in Brasilien gezeigt. Jetzt haben sie einen weiteren Rekord aufgestellt: Sie vollführten einen Reifenwechsel – in Schwerelosigkeit!

Beim Grossen Preis von Brasilien haben die flinken Mechaniker von Red Bull Racing den Wagen von Max Verstappen in sagenhaften 1,82 Sekunden abgefertigt – das ist neuer Weltrekord! Ihre Kollegen des «Live Demo Teams» erhielten vor kurzem eine andere Aufgabe: Einen Reifenwechsel in 20 Sekunden. Als die harten Kerle das hörten, war Hohngelächter zu hören. Der eine oder andere dachte: «20 Sekunden? Also, bitte, meine Oma kann das schneller!» Dann kam der Zusatz: «In Schwerelosigkeit.»

Das Demo-Team hat die Show-Cars von Red Bull Racing schon unter dem Meeresspiegel im Einsatz gehabt, im Toten Meer von Jordanien, und auf dem Khardung-La im Himalaya. Die Schaurenner waren auf Schnee und Eis unterwegs, auf Sand oder in Salzwüsten. Doch was macht ein Show-Team, wenn ihm die exotischen Orte auf Erden ausgehen? Richtig, es blickt nach oben.

So entstand der verrückte Plan, Mechaniker und Fahrzeug in 11.000 Meter Höhe zu bringen, an Bord einer Maschine, die sonst fürs Training von Kosmonauten verwendet wird, eine Ilyushin II-76 MDK. In Zusammenarbeit mit den Fachkräften der russischen Raumfahrtbehörde Roscosmos transportierte Red Bull einen 2005er Renner des Typs RB1 zum Yuri Gagarin Cosmonaut Training Center von Star City. Eine Woche lang durchliefen die Mechaniker einen Grundkurs für Kosmonauten. Nicht nur sie mussten da durch, sondern auch die zehnköpfige Film-Crew.

Die Truppe übte in einer Reihe von Parabolflügen: Also Anstieg in 45-Grad-Winkel, dann Übergang in einen ballistischen Bogen, das ergibt etwas mehr als zwanzig Sekunden Schwerelosigkeit.

Die Mannschaft musste lernen, sich selber und das Material klug zu platzieren: Niemand will den Wagen eineinhalb Meter über Flugzeugboden haben, wenn die Anziehungskraft der Erde zurückkehrt, das Timing musste schon passen.

Chefmechaniker Joe Robinson: «Du merkst erst richtig die Anziehungskraft der Erde, wenn du sie nicht mehr spürst. So etwas Simples wie das Anziehen einer Radmutter wird in Schwerelosigkeit zur Herkules-Aufgabe, denn wir hatten nur einen Fixpunkt – unsere Füsse waren teilweise an Schlaufen am Boden befestigt. Du musst einen völlig anderen Bewegungsablauf einstudieren. Es war fabelhaft! Ich meine, wer erhält schon die Möglichkeit, in einem Raumfahrt-Zentrum zu sein und Schwerelosigkeit zu erleben? Von mir aus wäre ich glatt einen Monat geblieben. Das ist mit Abstand das Coolste, was das Live Demo Team je getan hat.»

Team-Koordinator Mark Willis: «Meinem Magen ging es erstaunlicherweise gut, aber ich dachte dafür, mein Kopf würde explodieren. Ich brauchte zwei bis drei Flüge, bis ich klar denken konnte. Mein Hirn konnte am Anfang nicht verarbeiten, was da vor sich geht. Danach wurde es besser, der Körper gewöhnt passt sich der neuen Situation an. Wir waren mit dem Demo-Team an allen erdenklichen, exotischen Orten, aber das hier ist nicht zu übertreffen. Das ist unvergleichlich.»

Red Bull wählte deshalb das Modell RB1 von 2005, weil es schlanker ist als die gegenwärtigen GP-Renner. Das machte es den Mechanikern leichter, sich im Frachtraum der Ilyushin zu bewegen. Der RB1 ist auch leichter als die modernen Formel-1-Autos.

Den Film dazu finden Sie hier unten. Bedenken Sie: Heute lässt sich am Computer so gut wie jede Situation darstellen – was auf der Kino-Leinwand, im Fernseher oder auf Online-Geräten gezeigt werden kann, das ist nur noch durch die Phantasie begrenzt. Aber das hier ist echt, das ist kein Trick, das ist wirklich ein GP-Renner samt Mechanikern in Schwerelosigkeit.

Allen Beteiligten geht es gut. Allerdings haben Einige davon bereits vorgeschlagen, den nächsten Reifenwechsel – als logische Steigerung – auf dem Mond zu zeigen.

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