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Ross Brawn: «Hamilton wird Schumacher einholen»

Von Rob La Salle
​Der heutige Formel-1-Sportchef Ross Brawn hat die Ausnahme-Rennfahrer Michael Schumacher und Lewis Hamilton aus der Nähe erlebt. Er sagt, was die beiden Superstars unterscheidet.

Lewis Hamilton hat schon 2020 die Chance, den WM-Titel-Rekord von Michael Schumacher einzustellen: sieben Mal Weltmeister. Klar wird unter den Fans leidenschaftlich diskutiert, ob der Engländer das wirklich schaffen wird, ob er Schumi vielleicht eines Tage sogar übertrifft und was dies alles bei der Frage bedeutet: Wer ist der beste Formel-1-Fahrer aller Zeiten?

Ross Brawn hat Michael Schumacher und Lewis Hamilton aus nächster Nähe erlebt. Er arbeitete mit dem Deutschen bei Benetton, Ferrari und Mercedes-Benz. Brawn half bei Mercedes, jenes Fundament zu giessen, auf dem die sechs WM-Titel in Folge während der Turbohybrid-Ära ab 2014 stehen. 2013 kam Lewis Hamilton von McLaren zu Mercedes, also hatte der 64jährige Brawn auch hier die Möglichkeit, einem Superstar über die Schulter zu gucken.

Wird gemäss Brawn Lewis Hamilton eines Tages die sieben WM-Titel von Schumacher einholen? Der F1-Sportchef gegenüber Channel 4: «Ich schätze, das wird er wohl. Mercedes ist ein starkes Team. Ich bin sicher – auch wenn 2021 das Reglement ändert, werden sie hervorragende Arbeit leisten. Wenn Lewis dort bleibt, wird er weitere Titel erobern.»

«Die reizvolle Frage ist jedoch vielmehr: Braucht Hamilton eines Tages eine frische Herausforderung? Michael holte seine ersten beiden Titel für Benetton, aber dann wollte er mit Ferrari Weltmeister werden, das war eine gewaltige Aufgabe. Also frage ich mich: Wünscht sich Lewis zum Schluss seiner Karriere eine Herausforderung? Oder wird er sich auf das Gewohnte und Stabile verlassen?»

Klar fragen sich die Fans: Wer war denn nun der Bessere, Schumacher oder Hamilton? Ross Brawn meint: «Darauf lässt sich keine Antwort finden. Sie sind komplett verschieden, als Mensch und Rennfahrer.»

«Als ich anfing, mit Lewis zu arbeiten, war ich ein wenig nervös. Denn seine Herangehensweise ist völlig anders als jene von Michael. Aber sie funktioniert. Ich kann ihm nichts absprechen. Er ist extrem professionell bei der Arbeit, auch wenn sein Privatleben mit jenem von Michael damals nicht zu vergleichen ist. Schumacher war in Sachen Arbeitseinstellung beinahe klösterlich, ein Wort, das ich im Zusammenhang mit Lewis jetzt nicht als erstes verwenden würde.»

«Der Kontrast zwischen Hamilton und Schumacher könnte nicht kraftvoller sein. Ich brauchte eine Weile, um mich an die Arbeit mit Lewis zu gewöhnen, aber er ist ein schlicht brillianter Fahrer.»

«Für mich war der Massstab immer Michael Schumacher, ein Mann, der sich voll und ganz dem Erfolg verschrieben hatte und gleichzeitig sehr darauf bedacht war, seine Privatsphäre und die seiner Familie zu wahren. Schon damals zeigte Lewis einen wirklich vielseitigen Ansatz für seine Karriere und obwohl er absolut professionell war, bevorzugte er einen Lebensstil, der definitiv facettenreicher war als der von Michael.»

«Lewis hat es immer gemocht, sich in verschiedenen Kreisen wie Musik und Mode zu bewegen, und das gibt ihm die Energie, sein Talent noch weiter zu entwickeln und gleichzeitig sicherzustellen, dass er in der bestmöglichen körperlichen Verfassung ist, was in der modernen Formel 1 von entscheidender Bedeutung ist. Und bei Mercedes hat Lewis die richtige Unterstützung in einem Umfeld gefunden, das ihm die Freiheit gibt, die er unbedingt braucht.»

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