Ferrari wird 75: Die Legende lebt dank Enzo Ferrari

Von Mathias Brunner
2022 feiert der italienische Sportwagenhersteller Ferrari 75 Jahre Firmentägigkeit. Die Legende der roten Autos aus Maranello lebt vor allem dank eines einzigartigen Mannes – Enzo Ferrari.

Ferrari wird 75 Jahre alt. 1947 gründete Enzo Ferrari in Maranello eine kleine Sportwagen-Manufaktur. Von Anfang an bestand das Kerngeschäft des früheren Alfa Romeo-Rennfahrers darin, mit Rennsiegen Werbung für seine Sportwagen zu machen. Aus dem Verkauf der Strassenflitzer finanzierte er weitgehend den Sport.

Ferrari hat ein Logo zu 75 Jahren Firmentätigkeit präsentiert und wird 2022 ein Jahr lang feiern, das genau Programm wird in wenigen Wochen präsentiert. Ferrari-Präsident John Elkann: «Wir haben über das neue Logo hinaus eine besondere Skultpur erschaffen, gebaut aus tausenden Bauteilen aus unserer Fabrik, zusammengesetzt von Ferrari-Mitarbeitern. Die Skultpur soll unseren Mannschaftsgeist symbolisieren und Zeichen sein des Zusammengehörigkeitsgefühls der weltweiten Ferrari-Familie. Sie soll ferner einen Moment des Reflektierens erlauben. Vor allem aber soll sie den Menschen in den Vordergrund rücken, ganz im Geiste von Firmengründer Enzo Ferrari.»

Der grosse Enzo Ferrari pflegte zu sagen: «Fabriken bestehen aus Menschen, Maschinen und Gebäuden. Ferrari besteht vorrangig aus Menschen.»

Das Video zu 75 Jahren Ferrari sehen Sie hier.

Keine Sportwagenmarke der Welt hat weltweit so viele treue Anhänger wie Ferrari, und alles begann am 18. Februar 1998 und mit einem Schneesturm.

Enzo Anselmo Ferrari kam am 18. Februar 1898 auf die Welt, doch weil in der Region um Modena ein grimmiger Schneesturm tobte, stapfte Papa Alfredo Ferrari erst am 20. Februar zur Gemeinde, um die Ankunft des vortrefflichen Nachwuchses zu melden.

Am 14. August 1988 ging der lange Weg von Enzo Ferrari zu Ende. Der Sportwagenbauer wurde 90 Jahre alt. Sein Sohn Piero sagt: «Selbst heute berühren mich die vielen Nachrichten zu seinem Todestag tief.»

Für den grossen Ferrari selber war es unnötig, ein Gedöns um seinen Geburtstag zu machen. Ein Zitat von Enzo Ferrari: «Wie ich in Erinnerung behalten werden will? Ich würde Schweigen vorziehen.»

Ich fand es immer seltsam, wie der Tod des grossen Enzo Ferrari ausgerechnet in den «ferragosto» fällt, in die traditionellen Sommerferien von Italien. Und damit in die Sommerpause der Formel 1. Denn Piero Ferrari schmunzelt: «Mein Vater würde sich im Grab drehen. Er hasste „ferragosto“. Und er freute sich wie ein Kind, wenn er in Fiorano einen Test auf Mitte August ansetzen konnte.»

Enzo Ferrari wollte eigentlich Journalist werden, dann Opernsänger, schliesslich Rennfahrer. Er nahm an 47 Autorennen teil und gewann für Alfa Romeo mehr als ein Dutzend Mal. Aber ihm war klar: Das Format der ganz grossen Fahrer würde er nie erreichen. Stattdessen gründete er 1929 die «Scuderia Ferrari». Gesungen hat er nur noch in der Badewanne, den Journalisten hat er als Beinahe-Arbeitskollege akribisch auf die Finger geschaut und sie beim traditionellen Ferrari-Jahresabschlussessen tüchtig durch den Kakao gezogen.

Das vielleicht berühmteste Formel-1-Tier prangt natürlich auf dem Ferrari: das «cavallino rampante», das sich aufbäumende Pferd. Der Legende zufolge trug der italienische Kampfflieger Francesco Baracca das Pferd auf seinem Flieger, weil er dem Kavallerie-Regiment angehörte, der «Piemonte Cavalleria».

Andere Quellen sagen: Baracca übernahm das Pferd von einem Stuttgarter Kampfflieger, den er abgeschossen hatte.

Nach dem Tod des Fliegerasses traf die Mutter Baraccas, die Contessa Paolina Biancoli, den jungen Rennfahrer Enzo Ferrari und schlug vor, das Pferd als Glücksbringer aufs Auto zu malen. Enzo machte mehr als das – er hinterlegte das schwarze Pferd mit dem Gelb seiner Heimatstadt Modena und macht dieses Logo weltberühmt.

Ein Pferd für die Marke mit den vielen Pferdestärken, das passte. Wann genau das Cavallino erstmals auf einem Rennwagen von Ferrari tauchte, darüber gibt es widersprüchliche Informationen.

Mit dem Rückzug von Alfa Romeo wurde Ferrari zum unabhängigen Rennstall. Die Zerstörung des Werks von Modena 1943 erzwang einen Umzug nach Maranello. 1947 kam der erste Ferrari auf den Markt. Als Ferrari erstmals Alfa Romeo schlug, sagte Ferrari: «Es fühtl sich an, als hätte ich meine Mutter ermordet.»

Eine beispiellose Erfolgsgeschichte begann. Ferrari wurde weltberühmt, kleine Kinder identifizieren rote Sportwagen sofort mit Ferrari. Der Chef war geliebt und gefürchtet zugleich, die Menschen nannten ihn «Commendatore», nach einem Orden, der ihm 1927 verliehen wurde. Er selber bevorzugt “Ingegniere», obschon er nie eine Ingenieurs-Ausbildung genossen hat. Hinter seinem Rücken tuschelten die Leute von «Drago», dem Drachen.

Enzo Ferrari war ein Meister der Manipulation, gewissenlos, wenn es darum ging, ein Ziel zu erreichen, aber auch butterweich – den Tod seines Sohnes Dino aus erster Ehe 1956 hat er nie überwunden. Seine Schwäche für schöne Frauen gehört zur Legende. Die Ferrari-Mitarbeiter sind an seinem herrischen Stil gewachsen oder daran zerbrochen. Legendär, wie er Fahrer gegeneinander ausgespielt hat, um das Beste aus ihnen herauszuholen. Das war selten elegant, zuweilen tödlich, aber der Erfolg heiligte seiner Ansicht nach die Mittel.

Enzo Ferrari ist auf dem Cimitero di San Cataldo in seiner Heimatstadt Modena zur letzten Ruhe gebettet.

Die wichtigsten Ferrari-Rekorde in der Formel 1

Fahrer-WM-Titel (15)
Alberto Ascari 1952 und 1953
Juan Manuel Fangio 1956
Mike Hawthorn 1958
Phil Hill 1961
John Surtees 1964
Niki Lauda 1975 und 1977
Jody Scheckter 1979
Michael Schumacher 2000 bis 2004
Kimi Räikkönen 2007

Konstrukteurs-Pokale (16)
1961
1964
1975
1976
1977
1979
1982
1983
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2007
2008

Grand Prix-Einsätze (1030)

Pole-Positions (230)

Schnellste Rennrunden (254)

Siege (238)

Doppelsiege (84)

Dreifachsiege (8)

Vierfachsiege (2)

Siege von der Pole-Position aus (131)

Siege in Folge (14)
Von der Schweiz 1952 bis Schweiz 1953

Podestränge (778)

WM-Punkte (8712)

Treuester Fahrer
Michael Schumacher (180 GP)

Siegreichster Fahrer
Michael Schumacher (72 Siege)

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