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Das Schweigen der Fahrer: Vettel hat «keine Scheu»

Von Andreas Reiners
Sebastian Vettel

Sebastian Vettel

Sebastian Vettel hat bei den Testfahrten in Barcelona mit einer klaren Meinung Stellung zum Krieg in der Ukraine bezogen. Viele andere Fahrerkollegen waren da deutlich zurückhaltender.

Auf Sebastian Vettel war mal wieder Verlass. Der Deutsche hielt deshalb auch gar nicht lange mit seiner Meinung hinter dem Berg. Vettel zeigte sehr deutlich, wie geschockt er vom Einmarsch Russlands in der Ukraine ist. Und wie konsequent er darauf reagiert. Denn egal, was die Formel 1 macht – er wird das Rennen in Russland nicht bestreiten.

Vettel hat in der Vergangenheit oft Charakter bewiesen und klar Stellung bezogen zu kontroversen gesellschaftlichen Themen. Jetzt kündigte er – im Gegensatz zu seinen ebenfalls bestürzten Kollegen - gleichzeitig auch persönliche Konsequenzen an.

Am ehesten bezog noch Weltmeister Max Verstappen Stellung, sagte, dass man in einem Land, das sich im Krieg befinde, nicht fahren könne. Viele Fahrer sagten nichts oder versteckten sich hinter der Aussage, ob man in Russland fahre, sei Sache der Formel 1. Die hat inzwischen reagiert und das für den 25. September geplante Rennen in Sotschi abgesagt.

«Ich würde mir wünschen, dass andere das ähnlich sehen und dass auch unser Sport in dieser Hinsicht Stellung bezieht», hatte Vettel zuvor gesagt und klargestellt: «Ich bin nicht so tolerant, was eine andere Meinung angeht, ganz ehrlich. Es ist einfach nur verrückt. Ich bin schockiert. Manchmal bewegen wir uns in unserer Blase und scheren uns nur um Grip und Reifen. Wir dürfen aber nicht vergessen: Wir alle sind Erdenbürger. Als Europäer war ich geschockt, als ich in der Früh nach dem Aufwachen davon gehört habe.»

Für Vettel gilt das Argument, dass man Sport und Politik nicht vermischen solle, nicht. Das hatte er in der Vergangenheit durch viele Aktionen untermauert.

Es sei vielmehr «sehr wichtig», die Aufmerksamkeit dafür zu nutzen, auf unbequeme Wahrheiten und Probleme hinzuweisen. «Man kann sich diesen Themen nicht entziehen. Ich glaube, man muss ganz einfach anfangen, bei sich selbst. Was ist wichtiger? In der Hinsicht sollten die Werte und die Moral vor allem anderen stehen. Ich würde nicht verstehen, wenn man das nicht in dem Sinne teilen kann. Auch wenn man als Sportler immer angehängt bekommt, man soll sich nicht einmischen, sondern raushalten: In der Hinsicht gibt es einfach gewichtigere Themen. Und ich habe kein Problem damit, meine Position zu teilen.»

Er zeigte ein gewisses Verständnis für die Kollegen, die sich zum Thema Ukraine-Krieg nicht äußern wollen: «Ich glaube, es hat jeder eine Haltung. Die Frage ist, ob sich jeder immer traut, die Haltung zu teilen. Ich habe da keine Scheu, ganz im Gegenteil. Ich glaube, es gibt gewisse Themen, zu denen kann man nicht schweigen.»

Vettel weiter: «Als Fahrer hatten wir noch nicht die Gelegenheit, darüber zu sprechen. Im Moment ist jeder mit sich selbst beschäftigt. Aber das ist natürlich ein Thema, was größer ist als alles andere. Ich bin mir sicher, dass alle anderen Fahrer die Meinung teilen. Alles andere würde mich überraschen», sagte Vettel.

Es sei zunächst nicht wichtig, ob man sich ausspreche oder nicht, sagte der 34-Jährige: «Wichtig ist, dass sich die Lage vielleicht noch entspannt, dass es zu einem Ende kommt. Ich glaube, niemand will, dass es weiter eskaliert und weiter außer Kontrolle gerät - was aber im Moment sehr schwierig scheint.»


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