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Vor 30 Jahren: GP-Debüt von Alboreto

Kolumne von Guido Quirmbach
Am vorläufigen Ziel der Wünsche: Michele Alboreto im Ferrari

Am vorläufigen Ziel der Wünsche: Michele Alboreto im Ferrari

Die erfolgreiche und doch unerfüllte Karriere eines italienischen Gentlemans.

Heute vor 30 Jahren startete ein junger Italiener erstmals bei einem Formel 1-Rennen. Beim Grossen Preis von San Marino war er bei seinem Debüt auf Startplatz 17 gleich zwei Ränge vor seinem Tyrrell-Teamkollegen Eddie Cheever. Die Rede ist von Michele Alboreto, dessen Todestag sich in der vergangenen Woche zum 10. Mal jährte.

Sprach man zu damaligen Zeitpunkt von Italienern in der Formel 1, so waren es meist Hitzköpfe. Alboreto bildete ähnlich wie Elio de Angelis eine Ausnahme, er war eher ein ruhigerer Vertreter. 1981 stand die Formel 1 noch gar nicht auf dem Programm. Nach dem Gewinn der Formel 3-Europameisterschaft war die Formel 2-EM das Ziel, die er für Minardi bestritt. Alboreto war für Ken Tyrrell ein Wunschpilot, doch er brauchte auch dringend Geld. Dass die italienische Firma «imola ceramica» zu Alboretos Debüt in Imola einige Lire beisteuerte, erleichterte dem Schotten die Entscheidung.

In der ersten Saison zeigte Alboreto viele gute Ansätze, aber es gab auch Nichtqualifikationen. Parallel fuhr der 1956 geborene Alboreto in der Formel 2, wo er in Misano den ersten und einzigen Sieg für Minardi erzielte. Auch in Le Mans war der Krauskopf erstmals am Start, er fuhr für das Lancia-Werksteam.

Seinen Durchbruch feierte er 1982. Er war er neben Keke Rosberg, den McLaren-Stars Niki Lauda und John Watson der einzige Pilot mit einem Saugmotor, der regelmässig in den Punkten landete. Beim WM-Finale in Las Vegas, als Keke Rosberg mit seinem Williams Weltmeister wurde, feierte er seinen erste GP-Sieg. In der Saison 1983 war Tyrrell noch immer auf die Saugmotoren angewiesen, dennoch gelang es Alboreto, in Detroit den letzten Sieg eines Ford-Cosworth-Motors bis zum Turbo-Verbot am Saisonende 1988 zu erzielen.

Als der Mailänder 1984 dem Ruf von Enzo Ferrari nach Maranello folgte, feierte ihn Italien bereits als neuen Nuvolari. Bereits im dritten Rennen in Zolder feierte er den ersten Sieg. Doch nicht nur Ferrari musste sich in der Saison 1984 den bärenstarken McLaren mit dem TAG-Turbo-Motor beugen. Sein bestes Jahr hatte Michele 1985, wo er in Kanada und am Nürburgring siegte und am Ende hinter Alain Prost Vize-Weltmeister wurde. Sein Ferrari hatte im letzten Saisondrittel dem McLaren des Franzosen nichts mehr entgegenzusetzen. In diesem Jahr fuhr Alboreto auch sein für mein Empfinden stärkstes Rennen. Er überholte in Monaco den McLaren von Prost und rutschte dann auf einer Ölspur in den Notausgang. Er kämpfte sich wieder heran und schaffte es erneut, Prost zu überholen. Ein Reifenschaden warf ihn erneut zurück, am Ende wurde er dennoch Zweiter.

So nah sollte er dem WM-Titel nie mehr wieder kommen, denn dann ging es schnell bergab mit Michele Alboreto in der Formel 1. 1986 war Ferrari nicht konkurrenzfähig, als man Ende 1987 wieder in Richtung Siegesstrasse unterwegs war, hatte er in Gerhard Berger einen Teamkollegen, der einfach stärker war. Ende 1988 musste Michele Alboreto Ferrari verlassen und kam erneut bei Ken Tyrrell unter. In Mexiko 1989 stand er in Mexiko letztmalig auf dem Podium. Es folgten wenig fruchtbare Jahre bei Larrousse, Arrows bzw. Footwork und BMS, bevor nach 194 Starts, 5 GP-Siegen und insgesamt 186,5 WM-Punkten die Formel-1-Karriere des Michele Alboreto endete.

Auch von wenig Erfolg gekrönt waren seine Einsätze in der DTM 1995 und der IRL 1996. Erst im Sportwagen-Team von Reinhold Jöst sah man Alboreto wieder lächeln. Bei seinem insgesamt 5. Start an in Le Mans sah er erstmals die Zielflagge und wurde 1997 mit Tom Kristensen und Stefan Johansson auf einem TWR-Porsche Gesamtsieger, nachdem er schon die Trainingsbestzeit herausgefahren hatte. 1999 ging Alboreto mit Joest-Racing zu Audi, wohl wissend, dass sich seine Karriere dem Ende neigte. 2001 sollte er nur noch bei den langen Rennen als dritter Fahrer zum Einsatz kommen. Mit Dindo Capello und Laurent Aiello gewann er in Sebring, damit hatte er nach Le Mans, den 1000km-Rennen am Nürburgring (1982 für Lancia, noch auf der Nordschleife) den dritten Klassiker bei den Sportwagen wenigstens einmal gewonnen. Doch es war der letzte Sieg seines Lebens.

Am 25.04.2001 verunglückte er bei Testfahrten auf dem Test-Oval des Eurospeedways mit einem Audi R8 nach einem Reifenschaden tödlich.

Michele Alboreto hinterliess Frau Nadja sowie zwei Kinder. Audi gedachte dem 10-jährigen Todestag beim Le-Mans-Testtag mit einem Aufkleber an allen drei R18.

Michele Alboreto war, abgesehen von den Ferrari-Jahren in Italien, nie der Liebling der Massen. Aber sein bescheidenes Auftreten kam bei den meisten Fans gut an. Wenn Autogrammjäger auf ihn warteten, wurde ihre Geduld immer belohnt. Er bleibt auch für die, die ihn nicht persönlich kannten, ein Gentleman. Ein charakterliche Bezeichnung, die bei den erfolgreichen Rennfahrern immer seltener wird.

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