Formel 1: Carlos Sainz zurück zu Ferrari?

Willkommen in Montreal!

Kolumne von Mathias Brunner
Montreal ist immer eine Reise wert

Montreal ist immer eine Reise wert

Warum der Formel-1-Zirkus immer wieder gerne nach Kanada zurückkommt – und ich auch.

Es ist unmöglich, sich der Faszination von Montreal zu entziehen. Die europäischste aller nordamerikanischen Metropolen ist eine der beliebtesten Stationen im Formel-1-WM-Kalender, und das nehme ich persönlich.

Montreal 1982 erlebte ich hier meinen ersten Formel-1-GP, kaum dem Gynmnasium entronnen. Es war auch jenes Wochenende, bei welchem der Italiener Riccardo Paletti sein Leben verlor. Auf einmal war die Glamour-Welt Formel 1 gar nicht mehr so glamourös. Panis, Wurz, Kubica – Montreal ist ein gefährliches Pflaster.

Ich teile mit Rennfahrern einen gewissen Sinn für Fatalismus, also komme ich trotzdem immer wieder gerne her: Hier feierte ich meinen 100. Grand Prix und auch meinen 250. (Der nächste Grund, um einige Kollegen einzuladen, wird im kommenden Jahr der 400. sein.)

Eine passende Gaststätte dafür zu finden, dürfte nicht allzu schwer werden, denn Montreal ist eine Stadt, die auch kulinarisch alles bietet (bei 5000 Restaurants sollte auch der anspruchsvollste Gast etwas Leckeres finden), die Strassen voller Menschen aus allen Herren Ländern, die Architektur eine atemraubende Mischung aus sehr alt und sehr hoch. Montreal unterstreicht einfach, dass alle GP-Orte der Hammer sind, die mit einem M beginnen (siehe auch Melbourne, Monza, Monaco und natürlich das berühmte Mingapur …).

SPEEDWEEK wohnt – Internet-Suchmaschinen sei Dank – in einem ebenso alten wie charmanten und kostengünstigen Hotel mitten in der Altstadt. Es zielstrebig anzusteuern, war gestern abend eine echte Herausforderung: in Montreal wird an allen Ecken und Enden so herzhaft gebaut und erneuert, dass einem die Baustellen-Situation zuhause geradezu lachhaft vorkommt. Mit einem ausgeprägten Einbahn-System kann ich ja noch leben (auch ohne Navi), wenn jedoch die Hälfte dieser Strassen gesperrt ist, kann die Geduld ein paar Minuten vor dem Ziel enden.

Die Rennstrecke auf dem ehemaligen Gelände der Weltausstellung 1967 (googeln Sie mal «Habitat 67», um einen Eindruck vom Einfallsreichtum zu erhalten), diese Rennstrecke also ist üblicherweise von Murmeltieren, Biebern, Vögeln, Radfahrern und anderen possierlichen Tierchen bevölkert, am Wochenende werden die Radfahrer durch feierfreudige GP-Besucher ersetzt (die meisten von ihnen rollen bequem mit der U-Bahn auf die Insel, das ist angesichts des Blutgehalts im Alkohol auch besser so), die Vögel werden von kreischenden Motoren verscheucht, nur die Bieber und Murmeltiere sind der Meinung, die Insel gehöre ihnen, da sollen diese seltsam bunten Vehikel bitteschön anderswo herumfahren. Begegnungen zwischen Rennautos und Biebern gehören hier zum Alltag wie Gesichter europäischer Touristen, die erstmals eine Portion Québecois zu hören bekommen – ein Akzent, der nicht nur Franzosen in belustigt-entsetzter Ratlosigkeit hinterlässt.

Grands Prix auf dem «Circuit Gilles Villeneuve» sind meistens eine Schau, das liegt am Layout der Strecke, ihrer Pistenbeschaffenheit, dem launischen Wetter und hin und wieder an den Murmeltieren.

Die Wetterprognosen: Heute Mittwoch wird es 33 Grad heiss, die Luft ist schwül, Gewitter werden aufziehen, das setzt sich morgen Donnerstag fort, es folgt ein Temperatursturz um mehr als zehn Grad, am Freitag lösen sich die Wolken auf, die Reifen von Pirelli wohl auch. Samstag und Sonntag jagt den Fans einen Schauer über den Rücken – im wörtlichesten Sinne.

Die Themen dieser Woche: Wer hält WM-Leader Sebastian Vettel von einem weiteren Sieg ab? Wie geht das Tauziehen um die unbeliebte Rückkehr nach Bahrain weiter? Wo gehen wir heute abend essen?

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