Die neusten FIA-Sparpläne
Erste Experimente mit Wollfäden laufen bereits
Noch diesen Frühling wird der Motorsport-Weltrat der FIA in Monte Carlo zusammenkommen, um über die nächste Raketenstufe von Max Mosleys umwälzenden Sparmassnahmen zu befinden. Die Vorschläge richten sich auf 2010 und 2011.
Dem Weltrat vorgelegt wird Folgendes:
FORMEL-1-WM 2010
Punkte
Das Punktesystem wird umgebaut: Die ersten Acht werden so belohnt – 12, 8, 6, 5, 4, 3, 2, 1. Darüber hinaus gibt es für die schnellste Rennrunde einen WM-Punkt sowie einen für alle Piloten, die es schaffen, in den Interviews keine der folgenden Formulieren zu verwenden: «um ehrlich zu sein», «wir müssen schneller werden» und «mein Team hat einen phantastischen Job gemacht».
Die Konstrukteure erhalten einen zusätzlichen Punkt für den schnellsten Boxenstopp sowie für die schönsten Overalls der Mechaniker. Dafür wird die «Arbeitsgruppe Prêt-à-porter» gegründet, die von Karl Lagerfeld geleitet wird.
Sieger werden wieder einen Lorbeerkranz bekommen. Aus Spargründen wird der Lorbeer anschliessend zu gleichen Teilen an die Küchenchefs der Rennställe verteilt.
Testfahrten
Testfahrten sind während der Saison wieder erlaubt. Weil dabei unerfahrene Piloten immer wieder Unfälle verursachen, dürfen ab sofort nur noch GP-Sieger ans Lenkrad, mit einer Altersobergrenze von 65 Jahren.
Medien
Die FIA wird künftig nicht nur das Gewicht des kompletten Fahrzeugs veröffentlichen, sondern auch die Gewichte der Piloten, der Teamchefs und der Technischen Direktoren.
Fahrer, die im Laufe der Saison von zuviel Erfolgshunger geplagt werden und an Gewicht verlieren, müssen pro Mahlzeit 5000 Kalorien zu sich nehmen, bis sie ihr normales Gewicht wieder haben.
Fahrer, die bei Interviews langweilige Antworten geben, müssen im Pressesaal nachsitzen und sich noch langweiligere Fragen anhören.
Das Tragen von Sonnenbrillen ist nur noch nach Augenverletzungen erlaubt.
Autogramme müssen leserlich geschrieben sein.
Das Verteilen von vorgedruckten Autogrammkarten wird mit einer Strafe von einer Stunde Autogrammschreiben pro Karte geahndet.
Die FIA begrüsst die Pläne der FOTA für mehr Transparenz und wird sämtliche Team-Briefings via Internet live übertragen.
Sämtliche Frequenzen des Boxenfunks werden nicht nur offengelegt, es wird für Zuschauer auch möglich sein, sich mit guten Ratschlägen in den Funk einzuschalten.
FORMEL-1-WM 2011
Regeln
Die Budget-Deckelung wird verschärft. Wer es schafft, nachweislich mit einem Gesamtbudget von 10 Millionen Euro zu arbeiten, darf sechsrädrige Fahrzeuge, Vierliter-Motoren und Vierfach-Diffusoren verwenden.
Die FIA behält sich vor, ein zu überlegendes Fahrzeug einzubremsen, etwa mit mehreren Pflicht-Boxenstopps, bei welchen Hartgummireifen aufgezogen werden müssen. Die Fahrer müssen bei den Reifenwechseln wieder selber mitwirken.
Die Renndistanz wird entgegen der Wünschen der FOTA nicht verkürzt, sondern verlängert: Die Mindestrundenzahl beträgt 100 Runden.
Die Hinterreifen werden doppelt so gross wie bislang.
Die Heckflügel werden doppelt so breit wie bislang.
Motoren müssen acht Grand-Prix-Wochenenden halten.
Die sündhaft teuren CFD-Berechnungen werden verboten, die Teams erhalten dafür mehr Zeit in den Windkanälen, wo künftig mit Wollfäden gearbeitet werden muss, um den Luftfluss darzustellen.
Rennstrecken
Um dem Umstand Rechnung zu tragen, dass Regen-GP meist hochinteressante WM-Läufe sind, werden alle Strecken mit Sprinkler-Anlagen ausgerüstet, die im Rennen nach Zufallsprinzip eingeschaltet werden. Spa-Francorchamps, Nürburgring sowie Malaysia sind von dieser Regel ausgenommen.
Rennen, in welchen es nicht mindestens fünf Überholmanöver im Kampf um die Spitze gegeben hat, werden für die folgende Saison durch andere Grands Prix ersetzt und nur noch als Reserve-Veranstaltungen geführt.
Rennen, bei welchen die meisten Zuschauer als Tribünenplätze verkleidet erscheinen, werden aus dem Kalender gestrichen.
Grands Prix, deren Austragungsort mit M beginnt, erhalten die Zusicherung, bis und mit 2020 Grands Prix auszutragen: Melbourne, Monte Carlo, Montreal, Monza, Moskau, Mexiko-Stadt, Mumbai. Magny-Cours ist von dieser Regel ausgenommen.
Nach dem Erfolg des Nachtrennens von Singapur und des Dämmerungs-GP von Melbourne werden zwei GP-Veranstalter verpflichtet, einen Morgen-GP auszutragen, mit Startzeit 06.00 Uhr.
Verschiedenes
Die Amtszeit des FIA-Präsidenten wird von vier auf sechzehn Jahre angehoben.
Bernie Ecclestone wird nur dann die kommerziellen Rechte behalten, wenn er sich jedes Jahr einem ärztlichen Test unterzieht: Er muss mit verbundenen Augen zehn nach dem Zufallsprinzip zusammengestellte Währungen riechen können.