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Europa und Amerika kommen einander näher
Es ist ein Trend, der sich quer über (fast) alle Motorsport-Arten beobachten lässt: Die beiden einst kaum verbundenen Motorsport-Welten suchen aktiv die Annäherung – mit Erfolg.
Formel 1
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Als am Freitag in der Nacht in Los Angeles die Reste der Party anlässlich der Präsentation von Trackhouse RacingAprilia, des ersten amerikanischen MotoGP-Teams seit 17 Jahren, weggeräumt wurden, schraubten sich drei Zeitzonen weiter östlich bereits die Mechaniker für den ersten Langstrecken-Klassiker des Jahres warm: Die 24 Stunden von Daytonahaben seit jeher europäische Fahrer und Teams angezogen, völlig egal, welches Reglement gerade galt. Unter den aktuellen IMSA-Bestimmungen mit ihrer Balance of Performance (BoP) lief es in diesem Jahr auf ein Duell zwischen Porsche mit dem 963und Cadillacraus, mit Außenseiter-Chancen von BMW und Acura.
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Moment: Cadillac? Da war doch was? Genau: Letzten Sommer und Herbst rüttelte Michael Andrettimit Unterstützung der GM-Tochter erstmals massiv an den Toren zur Formel 1. Dort kriegt Landsmann Gene Haas gerade mit, dass das alte System der engen Kooperation mit Ferrari an seine Grenzen stößt und muss sich wohl ein neues Geschäftsmodell überlegen. Der dort abgelöste Teamchef, der Südtiroler Guenther Steiner, war zuvor für das NASCAR-Engagement von Red Bull zuständig gewesen und hat früh begriffen, wie man europäische und amerikanische Kultur zusammenbringt. Justin Marks, Chef von Trackhouse, ist ein vergleichbarer Pionier transatlantischen Motorsport-Denkens. Eigentlich in der NASCAR daheim, setzte er einst Kimi Räikkönen bei einem Rennen auf einem Straßenkurs in einen seiner Wagen. Und nun steigt er eben als Aprilia-Team in die MotoGP ein, wobei die US-Fahne nicht fehlen darf, damit sich seine Landsleute ab dem ersten Moment mit dem Projekt identifizieren. Mehr als Netflix Die Liebe (oder zumindest das gesteigerte Interesse) des US-Publikums an europäischen Rennserien allein mit dem Netflix-Effekt zu erklären, greift dabei zu kurz. Hier ist tatsächlich ein Kulturwandel im Gange, der beide Seiten betrifft. Vereinfacht gesprochen lautete das europäische Dogma die längste Zeit: Möge der beste gewinnen. Und die amerikanische Gegenseite: Mögen wir spannende Rennen sehen. Das führte auf der einen Seite zu grimmigem Wettrüsten bis hin zu einer Formel 1, die an der Grenze zur Unfinanzierbarkeit stand – selbst für Automobil-Werke. Auf der anderen Seite hatten US-Rennen sehr oft künstliche Elemente mit zu viel Show, zu vielen Safety-Cars, Renn-Unterbrechungen (die praktischerweise für Werbung genutzt werden konnten) und einer Technik, die europäische Feinspitze nur belächelten.
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Für Vertreter der alten europäischen Schule wie Bernie Ecclestonegalt ein Salary Cap, wie er in vielen amerikanischen Sport-Ligen völlig selbstverständlich ist, als Einführung des Kommunismus. Warum sollte man Firmen daran hindern, mehr Geld auszugeben? Bei amerikanischen Fans hingegen erntete man fassungsloses Kopfschütteln, wenn man ihnen erzählte, dass man einen dreistelligen Millionenbetrag ausgeben musste und trotzdem sicher sein konnte, nicht zu gewinnen.
Aus diesem Grund hielten sich US-Hersteller von der Formel 1 fern (mit Ausnahme von Fordnatürlich, aber das ist historisch über den Arm aus Großbritannien gewachsen): Es war schlicht nie ein Geschäft. Um Motorsport hauptsächlich aus Marketing-Gründen zu betreiben (siehe die globale Mikro-Marke Alpine), dafür wurde in Detroit stets zu genau gerechnet. Gerade General Motors war da stets besonders humorlos, wie Kollegen aus der Serie bei Opel und früher Saab gern bestätigen werden. Alles musste sich rechnen. Motorsport wurde nur gemacht, wenn es entweder wahnsinnig günstig war (auf die immergleichen Indycar-Motoren seinen Namen draufschreiben) oder wenn ein Nicht-Antreten rufschädigend gewesen wäre ( NASCAR). Follow the moneyNun aber ändert sich das gerade. Nicht nur, dass die Formel 1 in Amerika relevanter geworden ist: Erstmals kann sie auch ein Geschäftsmodell sein. Wer sieht, wie der Wert der einzelnen Mitglieder dieses exklusiven Klubs gestiegen ist, wird sich wünschen, schon viel früher eingestiegen zu sein. Außerdem sind die laufenden Kosten dank Salary Cap kalkulierbar, und als US-Marke lassen sich dort gut Sponsorengelder abholen. Natürlich sind die 24 Stunden von Daytona in technischer Hinsicht in keinster Weise mit der F1 vergleichbar, aber sie sind eine relevante Fingerübung. Sich wie dieses Wochenende mit Porsche ein Match um den Gesamtsieg liefern zu können, ist keine Kleinigkeit. Wir Europäer werden andererseits gerade mit dem amerikanischen Verständnis von Motorsport vertrauter. Sah das Rahmenprogramm vor F1-Rennen auf dem alten Kontinent jahrzehntelang gleich aus (alte Männer in Sakkos als Ehrengäste auf der Startaufstellung, Flugshow, Hymne), nehmen wir seit ein paar Jahren interessiert zur Kenntnis, wie viel mehr da geht. Dass ein F1-Rennen ein Gesamt-Erlebnis sein kann, das man auch ohne allzu viel Fachwissen, pardon: konsumieren kann, hat Las Vegas vorgezeigt, und mit etwas anderen Vorzeichen auch der GP in Miami. Wenn auf den Tribünen 15jährige sitzen, die mit dem Thema über Netflix in Berührung gekommen sind, ist das der richtige Weg, um Motorsport in der Gesellschaft zu verankern. Sie sind die Fans der Zukunft, ob es uns nun gefällt oder nicht. Selbst wenn wir etliche in den kommenden Jahren möglicherweise wieder verlieren werden: Die Fan-Basis hat sich durch den US-Zugang deutlich verbreitert, die Zielgruppe ist jünger geworden. Ohne lokale Identifikationsfiguren ist jedoch alles nichts. Kein Land weiß das besser als Deutschland, das nach den Boom-Jahrzehnten von Michael Schumacher und Sebastian Vettel gerade lernt, dass es nicht selbstverständlich ist, Weltmeister am laufenden Band zu produzieren und jedes Rennen im Free-TV anschauen zu können. Aber drehen wir den Spieß doch um: Was würde ein F1-Weltmeister aus Amerika drüben für einen Hype auslösen? Michael, Sohn des 1978er-Weltmeisters Mario Andretti, weiß das ganz genau. Er war ein Teenager, als sein Vater König der Motorsport-Welt war. Sowas prägt fürs Leben, und er wird an der Sache dranbleiben. Ein echter Fight zwischen US-Teams mit US-Fahrern gegen Europa, und zwar in Formel 1, MotoGP, auf der Langstrecke und wo auch immer wir Europäer uns den ureigenen US-Serien auf deren Terrain stellen: Das wäre wirklich das nächste Level im globalen Motorsport.
Follow the money Nun aber ändert sich das gerade. Nicht nur, dass die Formel 1 in Amerika relevanter geworden ist: Erstmals kann sie auch ein Geschäftsmodell sein. Wer sieht, wie der Wert der einzelnen Mitglieder dieses exklusiven Klubs gestiegen ist, wird sich wünschen, schon viel früher eingestiegen zu sein. Außerdem sind die laufenden Kosten dank Salary Cap kalkulierbar, und als US-Marke lassen sich dort gut Sponsorengelder abholen. Natürlich sind die 24 Stunden von Daytona in technischer Hinsicht in keinster Weise mit der F1 vergleichbar, aber sie sind eine relevante Fingerübung. Sich wie dieses Wochenende mit Porsche ein Match um den Gesamtsieg liefern zu können, ist keine Kleinigkeit.
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Wir Europäer werden andererseits gerade mit dem amerikanischen Verständnis von Motorsport vertrauter. Sah das Rahmenprogramm vor F1-Rennen auf dem alten Kontinent jahrzehntelang gleich aus (alte Männer in Sakkos als Ehrengäste auf der Startaufstellung, Flugshow, Hymne), nehmen wir seit ein paar Jahren interessiert zur Kenntnis, wie viel mehr da geht. Dass ein F1-Rennen ein Gesamt-Erlebnis sein kann, das man auch ohne allzu viel Fachwissen, pardon: konsumieren kann, hat Las Vegas vorgezeigt, und mit etwas anderen Vorzeichen auch der GP in Miami. Wenn auf den Tribünen 15jährige sitzen, die mit dem Thema über Netflixin Berührung gekommen sind, ist das der richtige Weg, um Motorsport in der Gesellschaft zu verankern. Sie sind die Fans der Zukunft, ob es uns nun gefällt oder nicht. Selbst wenn wir etliche in den kommenden Jahren möglicherweise wieder verlieren werden: Die Fan-Basis hat sich durch den US-Zugang deutlich verbreitert, die Zielgruppe ist jünger geworden. Ohne lokale Identifikationsfiguren ist jedoch alles nichts. Kein Land weiß das besser als Deutschland, das nach den Boom-Jahrzehnten von Michael Schumacherund Sebastian Vettelgerade lernt, dass es nicht selbstverständlich ist, Weltmeister am laufenden Band zu produzieren und jedes Rennen im Free-TV anschauen zu können. Aber drehen wir den Spieß doch um: Was würde ein F1-Weltmeister aus Amerika drüben für einen Hype auslösen? Michael, Sohn des 1978er-Weltmeisters Mario Andretti, weiß das ganz genau. Er war ein Teenager, als sein Vater König der Motorsport-Welt war. Sowas prägt fürs Leben, und er wird an der Sache dranbleiben. Ein echter Fight zwischen US-Teams mit US-Fahrern gegen Europa, und zwar in Formel 1, MotoGP, auf der Langstrecke und wo auch immer wir Europäer uns den ureigenen US-Serien auf deren Terrain stellen: Das wäre wirklich das nächste Level im globalen Motorsport.
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