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Button: Was ist die McLaren-Bestzeit wert?

Von Mathias Brunner
Jenson Button

Jenson Button

Drei der vier Topteams beim Jerez-Test vorne – ein Zufall ist das bestimmt nicht.
Der erste Wintertest-Tag ist vorbei, und natürlich wird im Netz bereits heftig darüber diskutiert, was die Rundenzeiten wert sind, angefangen mit der Bestzeit von Jenson Button im Chrompfeil von McLaren.

BBC- und SPEEDWEEK-Technikexperte Gary Anderson: «Die Leidenschaft der Fans ist verständlich, auch wir selber haben ja dem ersten Test entgegengefiebert. Aber die Zeiten sind mit grosser Vorsicht zu geniessen. Der erste Testtag ist für die Rennställe in der Regel nichts anderes als ein Funktionstest, der eine Basis für alle weiteren Messungen bilden soll.»

«Die Teams wollen herausfinden, ob es allfällige Problemzonen in Sachen Standfestigkeit gibt. Die Aerodynamiker trachten danach, die Ergebnisse aus dem Windkanal zu bestätigen. Hinweise darauf sind etwa die grosse Messstange am Ferrari, ein so genanntes Pitot-Rohr, mit welchem über Staudruck die Luftfluss-Geschwindigkeit gemessen wird. Zahlreiche Teams sind mit dem zähflüssigen Flow-viz ausgerückt, eine Farbe, welche die Strömungen am Wagen quasi sichtbar macht. Auch Temperaturmessungen sind häufig: das Heck des Ferrari beispielsweise war gespickt mit entsprechenden Sensoren. Aus den Messwerten der Kühlung müssen die Techniker hochrechnen, was im warmen Melbourne oder Kuala Lumpur passieren wird.»

«Mein Fazit für heute ist: Die Rangliste sagt wenig aus. Aber natürlich ist es für jedes Team wünschenswert, möglichst viel zum Fahren zu kommen. Und wenn Autos von McLaren, Red Bull Racing sowie Lotus vorne liegen, würde ich das auch nicht unbedingt als Zufall bezeichnen.»

Dabei blieb Jenson Button (McLaren) wegen eines Benzinpumpen-Defekts früh stehen und hatte nach einem halben Testtag keine einzige fliegende Runde vorzuweisen. Und Nico Rosberg strandete wegen eines Kurzschlusses im Kabelbaum. Die eindrucksvollen Flammen dabei waren Reste von Benzin, die sich im Auspuff entzündeten.

Button wurde erst wieder am Nachmittag auf der Bahn gesehen, war dann aber sofort flott unterwegs (was in der Bestzeit gipfelte), Rosberg leider gar nicht mehr: die Reparatur seines Silberpfeils dauerte zu lange (der Kabelbaum muss modifiziert werden). Der erste Tag des neuen Silberpfeils stand unter keinem guten Stern, nur 14 gezeitete Runden.

Sonnenschein, 15 Grad Luft- und fast 30 Grad Pisten-Temperatur – die Verhältnisse zum Testen waren fast ideal. Pirelli konnte davon aber noch nicht viel profitieren. Rennchef Paul Hembery: «Die Rennställe legen den Schwerpunkt zunächst auf Aerodynamik-Tests und die Abstimmung. Reifen ist erst später ein Thema.»

Im Weltmeister-Team Red Bull Racing konzentrierte man sich entsprechend auf Aero-Abgleiche. So wie bei Ferrari auch. Doch es gibt einen grossen Unterschied (mehr dazu demnächst in der Einschätzung von Marc Surer).

Weitere Eindrücke: der neue Force India (unter Paul Di Resta) sieht zwar nicht spektakulär aus, läuft aber wie ein Uhrwerk und flott obendrein.

Eins ist auch klar: Langsamer ist die neue Formel 1 nicht geworden, dies auch dank der weicheren Pirelli-Reifen. Die kaum erprobten 2013er Renner liessen den 2012er Williams hinter sich. Nur die Kellerkinder von Caterham und Marussia waren langsamer. Bei Marussia musste kurz vor fünf das Handtuch geworfen werden – ein Ausritt von Neuling Max Chilton ging auf Probleme mit der Hinterradaufhängung zurück.

Lesen Sie demnächst die Einschätzung von Marc Surer, der für SPEEDWEEK entlang der Strecke war.

 

Die Testzeiten von Dienstag, 5. Februar

1. Jenson Button (GB), McLaren MP4/28-Mercedes, 1:18,861 (37)

2. Mark Webber (AUS), Red Bull Racing RB9-Renault, 1:19,709 (73)

3. Romain Grosjean (F), Lotus E21-Renault, 1:19,796 (54)

4. Paul Di Resta (GB), Force India VJM06-Mercedes, 1:20,343 (89)

5. Daniel Ricciardo (AUS), Toro Rosso STR8-Ferrari, 1:20,401 (70)

6. Felipe Massa (BR), Ferrari F138, 1:20,536 (63)

7. Nico Hülkenberg (D), Sauber C32-Ferrari, 1:20,699 (79)

8. Nico Rosberg (D), Mercedes F1 W04, 1:20,846 (14)

9. Pastor Maldonado (YV), Williams FW35-Renault (2012), 1:20,864 (84)

10. Giedo van der Garde (NL), Caterham CT03-Renault, 1:21,915 (64)

11. Max Chilton (GB), Marussia MR02-Cosworth, 1:24,176 (29)

(In Klammern die Anzahl gefahrener Runden)

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