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Ferrari-Märchen: 20 PS mehr dank Nanotechnik?

Von Mathias Brunner
Der V6-Turbomotor im Heck des Ferrari F14T

Der V6-Turbomotor im Heck des Ferrari F14T

In Italien kursierte: Ferrari werde aus seiner Formel-1-Antriebseinheit 20 zusätzliche PS kitzeln – dank Anwendung von Nanotechnik einer Spezialfirma. Leider weiss die nichts davon.

Nanotechnik, das klingt ein wenig nach Science-Fiction, ganz sicher jedoch nach technischem Neuland, und das passt eigentlich wunderbar zur Formel 1. Daraus entstand in Italien dieser Tage ein kurzes Sommermärchen. Aber zunächst einmal: Worum geht es überhaupt?

Ferrari: Der Techniktrick

Ferrari hat gegenüber Mercedes ein Power-Defizit, und das soll auf den kommenden Highspeed-Pisten von Spa-Francorchamps und Monza mit einem verblüffend einfachen Trick verringert werden.

Es handelt sich um einen speziellen Schutzanstrich der Auspuffanlage, welcher der Wärmeisolation dient. Hintergrund: Aus Platzgründen wurde beim Ferrari-Motor 059/3 auf eine besondere Verschalung der Auspuffrohre verzichtet (Mercedes hat das anders gelöst). Der Nachteil: die Gase, welche zum Lader strömen, sind zu wenig heiss, unüblich lange Rohren am Ferrari-Motor sind auch nicht dienlich. Das geht alles auf die Leistung.

Um dem entgegenzuwirken, soll die thermische Isolation des Auspuffs verbessert werden, was bis zu 20 PS Power-Plus bringe. Der Trick wurde von Ferrari beim Formel-1-Kunden Marussia ausprobiert und funktionert.

Nanotechnik: Was ist das überhaupt?

In Italien kursierte nun, dass Ferrari bei der Oberflächenbehandlung des Auspuffs auf so genannte Nanotechnik zurückgreife – womit wir kurz erklären sollten, was Nanotechnik überhaupt ist.

Nanotechnik ist die Herstellung oder Anwendung von Prozessen und Materialien, die aus Bestandteilen in Nanometergrösse bestehen. Ein Nanometer entspricht einem Milliardstel Meter, wir sprechen hier also von Dimensionen, die 1000 Mal kleiner sind als der Durchmesser eines Menschenhaars (die Bezeichnung kommt von nanos, altgriechisch für Zwerg).

Bei diesen Grössen ändern sich die physikalischen und chemischen Eigenschaften von Materialien. Dies kann in vielfältiger Weise zur Entwicklung neuartiger Produkte und Anwendungen genutzt werden. Nanotechnik beeinflusst heute die Industrie in vielen Bereichen, etwa die Automobilindustrie, den Maschinenbau, die Chemische und die Lebensmittelindustrie sowie die Bio- und die Umwelttechnik.

Ferrari: Das Sommermärchen

In Italien hiess es, und so finden wir den Weg zurück zum Sommermärchen, dass Ferrari beim Isolieren des Auspuffs auf das Produkt Polysil zurückgreift, ein Erzeugnis der Firma Nanoprom. Die üblichen Einsatzbereiche von Polysil: die Beschichtung von Metallen oder Kunststoffen zur Erhöhung der Widerstandskraft gegen Schmutz, Korrosion, Oxidation. Polysil wird von diversen Formel-1-Teams zur Oberflächenbehandlung der Räder verwendet, weil die Beschichtung den Hitzetransfer beschleunigt, die Felge hilft auf diese Weise, den Reifen gleichmässig aufzuwärmen!

Aber Gian Luca Falletti, der Besitzer von Nanoprom, hat das Auspuff-Märchen nun beendet: «Der Einsatz unseres Produkts Polysil beschränkt sich auf die Felgen. Geschichten, wonach unsere Technik bei Karosserieteilen oder Auspuff am Ferrari zum Einsatz komme, entbehren jeder Grundlage. Wir haben keine Hinweise dafür, dass Ferrari unser Produkt auf eine andere Art und Weise nutzt wie dafür vorgesehen. Es gibt zwar erste Überlegungen, die Technik etwa auf dem Gebiet der Kühlung anzuwenden, aber das ist noch nicht spruchreif und hat mit Auspuff und Karosserie rein gar nichts zu tun.»

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