Formel 1: Fremdschämen in den USA

Keine Spur langweilig: Die Formel 1 und ihre Helden

Kolumne von Vanessa Georgoulas
Gehen der Formel 1 die Helden aus oder verkaufen sich die Protagonisten der Königsklasse einfach zu schlecht? Ein kritischer Blick auf die Öffentlichkeitsarbeit der Piloten und Teams.

Natürlich hat sich die Formel 1 in den Jahrzehnten ihres Daseins stark gewandelt. Die Autos waren früher lauter, die Rennen gefährlicher. Das machte sicher einen Teil der Faszination aus. Doch darüber hinaus bot die Königsklasse des Motorsports damals auch echte Persönlichkeiten. Das lag nicht zuletzt daran, dass die Rennfahrer freimütig über ihr Privatleben sprachen und sich getrauten, ihre eigene Meinung auch dann laut auszusprechen, wenn jemand von der Presse mitschrieb oder eine Kamera lief.

Heute sind die Piloten sehr viel verschlossener. Aus jeder noch so winzigen Kleinigkeit wird ein Geheimnis gemacht. Warum will etwa Sebastian Vettel nicht verraten, ob er seine Hanna geheiratet hat? Und wieso müssen Journalisten gleich Briefe von Anwälten beantworten, wenn sie Trivialitäten aus dem Leben eines Rennfahrers erwähnen, die selbst auf Wikipedia nachzulesen sind? Ein solches Verhalten nehmen viele ausserhalb des Fahrerlagers nicht als Versuch wahr, die eigene Privatsphäre zu schützen, sondern als unnötige Eitelkeiten.

Auch wird oft gleich auf PR-Sprache umgestellt, sobald ein Journalist auftaucht. Da kann das Fahrverhalten des eigenen Renners noch so schlecht, der Reifenwechsel noch so langsam und die Technik noch so unzuverlässig sein: In fast allen Interviews nach den Trainings, Qualifyings und Rennen bedanken sich die Fahrer bei ihrer Mannschaft für die harte Arbeit, die geleistet wurde. Diese Worthülsen sind so unnötig wie schädlich, statt Athleten erleben die Formel-1-Fans plumpe Werbebotschafter.

Doch die Piloten trifft nicht die alleinige Schuld an der Austauschbarkeit ihrer Aussagen, eine ganze Armee von PR-Fachkräften achtet mit Argusaugen darauf, dass nichts Kontroverses den Weg zu den Fans findet und die Fahrer gebetsmühlenartig ihr Loblied auf die Marke und das Team wiederholen. Auch die Team-Oberen machen eifrig mit, da wird frischfröhlich zensiert und schöngeredet, und offenbar oft vergessen, dass die Fans das gleiche Rennen gesehen haben…

Und schliesslich müssen sich auch die Medien an die eigene Nase nehmen: Statt zum x-ten Mal den Titelkampf bei Mercedes mittels Taschenbuch-Psychologie zu skizzieren könnte man das Scheinwerferlicht auch mal auf die unbekannteren Gesichter in der Startaufstellung richten – und zwar nicht nur, wenn Toro Rosso einen 17-Jährigen zum Stammpiloten befördert oder ein Pilot in ein Top-Team aufsteigt. Denn auch die neue Generation von Rennfahrern ist alles andere als langweilig.

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