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Testfahrer: Sprungbrett oder Karriere-Sackgasse?

Von Mathias Brunner
Die Tests von Susie Wolff erzeugten viel Medienaufmerksamkeit

Die Tests von Susie Wolff erzeugten viel Medienaufmerksamkeit

Wer als Rennfahrer keinen Stammplatz im GP-Startfeld findet, versucht meist, als Test- und Reservepilot einen Fuss in der Formel-1-Tür zu behalten. Lohnt sich das oder ist der Posten ein reines Abstellgleis?

Optimisten sind davon überzeugt, dass Caterham auch 2015 Formel-1-Rennen bestreiten wird. Nur noch Utopisten glauben an die Auferstehung von Manor aus der Marussia-Asche. Wenn wir diese beiden Rennställe einen Moment ausklammern, dann haben wir in der kommenden Saison lediglich neun Rennställe am Start, also 18 Stammplätze zur Auswahl. Die sind derzeit alle belegt. Wer bei der motorsportlichen Reise nach Jerusalem aussen vor blieb, versucht sein Glück in Form des Jobs als Test- und Reservefahrer. Wie aussichtsreich ist das? Wir gehen kurz imaginär durchs Startfeld und sagen, wer chancenreich ist und wer chancenlos.

Mercedes: Pascal Wehrlein
Der 20jährige Sigmaringer soll in Ruhe zum Stammfahrer ausgebildet werden. Gleichzeitig will die Mercedes-Spitze Nico Rosberg und Lewis Hamilton auf Jahre hinaus behalten. Denkbar, dass der junge Wehrlein im Rahmen seiner Formel-1-Ausbildung mittelfristig bei einem Kundenteam wie etwa Force India platziert wird.

Red Bull Racing: Sébastien Buemi
Von 2009 bis 2011 fuhr der heute 26-Jährige für Toro Rosso. Dann beschloss die Red-Bull-Führung, den Westschweizer zu ersetzen. Heute sagt Toro-Rosso-Teamchef: «Von allen Fahrern, die wir bei Toro Rosso ausgewechselt haben, muss man eigentlich nur bei einem ein Fragezeichen hinter diese Entscheidung setzen, das ist Buemi.» Seither arbeitet Buemi im Simulator für beide Red-Bull-Teams, seine Arbeit wird sehr geschätzt. Der 2014er Langstrecken-Weltmeister ist als Ersatzfahrer geplant, falls entweder einer der beiden Red Bull Racing-Fahrer oder einer des Toro-Rosso-Duos nicht einsatzfähig sein sollte. Interesse von anderen Rennställen gibt es jedoch nicht.

Williams: Susie Wolff
Kritiker monieren – wer in der DTM keine Stricke zerriss, der taugt auch im Formel-1-Renner nichts. Aber bei Testfahrten hat sich die Schottin mehr als beachtlich aus der Affäre gezogen. Mit 32 Jahren ist sie natürlich kein Nachwuchstalent mehr, aber das Medienecho auf ihre Freitagseinsätze beweist: die Zeit wäre überreif für eine Frau in der Formel 1.

Ferrari: Esteban Gutiérrez, Jean-Eric Vergne, Davide Rigon, Marc Gené
Der frühere Sauber-Fahrer Esteban Gutiérrez ist erst 22 Jahre alt, jung genug, um nach einer Auszeit als Testfahrer von Ferrari wieder Stammfahrer zu werden. Das Interesse in Mexiko ist enorm, nicht zuletzt dank der Rückkehr des Mexiko-GP 2015. Eine Spielvariante: Gutiérrez 2016 in einen Haas-Ferrari setzen. Gegen Vergne spricht, dass der Franzose bei Red Bull zwei Mal übergangen wurde, was Beförderungen angeht. Es ist schwierig, sich mit noch so vorbildlicher Simulationsarbeit in Erinnerung zu behalten (siehe Buemi). Marc Gené befindet sich im Frühwinter seiner Karriere, er wird einen Formel 1 nur noch bei Demofahrten aus der Nähe sehen. Für Davide Rigon ist mit 28 der GP-Zug abgedampft.

McLaren: Kevin Magnussen und Stoffel Vandoorne
Wir gehen jede Wette ein, dass sowohl der Däne als auch der Belgier mittelfristig Grands Prix fahren. Von allen Nachwuchsfahrern hat McLaren die stärkste Paarung. Honda erhält ab 2016 die Erlaubnis, neben McLaren weitere Teams mit Motoren auszurüsten. Dann ergäbe sich eine Parkmöglichkeit für mindestens einen der beiden Youngster.

Force India: ?
Force India hat bislang keinen Testfahrer für 2015 bekanntgegeben. Aber das Team hat bewiesen, dass der Posten dort keine Sackgasse sein muss – Paul Di Resta, Adrian Sutil und Nico Hülkenberg sind beide nach ihren Jobs als Reservist Grands Prix gefahren.

Toro Rosso: Alex Lynn?
Eigentlich ist Sébastien Buemi erster Reservist, wenn Max Verstappen oder Carlos Sainz ein Wehwehchen haben sollten. GP3-Meister Alex Lynn hat jedoch alles getan, um als weiterer Red-Bull-Junior nachgezogen zu werden.

Lotus: Esteban Ocon?
Aus dem Juniorenkader von Lotus (Alex Fontana, Alexander Albon, Dorian Boccolacci, Esteban Ocon, Marlon Stockinger, Oscar Tunjo, Marco Sörensen) macht Formel-3-Champion Esteban Ocon den besten Eindruck. Bei Testfahrten hat der 18-Jährige bewiesen, dass er nicht nur in der Formel 3 auf dem Niveau von Max Verstappen fahren kann. Diesem Franzosen gehört die Zukunft.

Sauber: ?
Die Experimente Sergej Sirotkin und Simona de Silvestro sind gescheitert. Besonders bei der Schweizerin ist das sehr bedauerlich. Noch hat Sauber nicht verkündet, wer 2015 als Test- und Ersatzfahrer arbeiten wird. Diese Rolle spielte 2014 der Holländer Giedo van der Garde, dessen Management bis heute überzeugt ist – Giedo müsste 2015 in einem der beiden Sauber sitzen, nicht Marcus Ericsson oder Felipe Nasr.

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