Fazit 1. Wintertest: Gegner zittern vor Mercedes-Benz
Der erste Formel-1-Wintertest auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya ist zu Ende, die Tendenzen verdichten sich: Kein Auto hat so viele Kilometer zurückgelegt wie der neue Mercedes-Benz. Weltmeister Lewis Hamilton staunt: «So einen Test habe ich noch nie erlebt. Dass man mit einem brandneuen Wagen so viel zum Fahren kommt – unfassbar.»
Möglich wird das durch hervorragende Simulationswerkzeuge und vielen Stunden auf den Prüfständen. Williams-Technikchef Pat Symonds: «Vor zehn Jahren wäre das bei einem ersten Wintertest schlicht unmöglich gewesen.»
Die Testzeiten von Hamilton und Rosberg haben niemanden im Fahrerlager der spanischen GP-Strecke eingelullt: Mercedes-Benz muss gar keine Bestzeiten fahren, um tiefen Eindruck zu hinterlassen. Zaungast Pedro de la Rosa: «Ich wundere mich ein wenig darüber, wie früh Ferrari die Karten aufgedeckt und gezeigt hat, dass sie schnell sind. Mercedes tut genau das Gegenteil.»
Tatsächlich hatte Paddy Lowe, Technikchef des Weltmeister-Teams von Mercedes-Benz, die strikte Order ausgegeben: Der erste Test ist ausschliesslich dazu da, die Zuverlässigkeit zu festigen. Die gleiche Taktik verfolgt Pat Symonds als technischer Leiter von Williams.
Doch der neue Silberpfeil erwies sich als beneidenswert standfest: Kein Team konnte früher mit Abstimmungsarbeit und Rennsimulationen beginnen. Um genau zu sein, war Mercedes-Benz der Konkurrenz schon einen Schritt voraus beim so genannten Filmtag (wenn die Rennställe maximal 100 Kilometer zurücklegen dürfen, eigentlich für Werbeaufnahmen). Da übten die Weltmeister in Silverstone reihenweise Boxenstopps.
Gleichzeitig bleiben die Weltmeister von 2014 und 2015 Trendsetter: Die neue Hai-Nase (von Mercedes in Anlehnung an den Film «Der weisse Hai» und dessen Hauptdarsteller liebevoll «Bruce» getauft) versetzt die Gegner in Staunen. Noch extremer lässt sich ein Frontflügel nicht aufhängen. Die Techniker der Konkurrenz werden eine ganze Weile an der Aufgabe verzweifeln, so eine Lösung hinzubekommen.
Kein einziges Mal ist beim ersten Barcelona-Test ein Mercedes mit weichen Reifen auf der Piste zu sehen gewesen. Einige Gegner spielten derweil sogar mit der neuen ultraweichen Mischung herum. Auch Ferrari.
Die Leistung des neuen roten Renners von Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen teilt die Meinungen der Experten. Optimisten glauben, dass der Deutsche und der Finne Weltmeister Mercedes herausfordern können. Realisten wie Felipe Massa geben zu bedenken: «Ich bin hinter dem Mercedes hergefahren. Daher könnte ich mir vorstellen – auch diese WM wird zu einem Solo.»
Die Überraschung des Tests: Der neue Force India von Nico Hülkenberg und Sergio Pérez. In der Form des ersten Wintertests kann der Rennstall aus Silverstone nicht nur das Saisonziel erreichen (sich in der WM auf Rang 4 steigern). Um genau zu sein, ist Force India in dieser Form gegenwärtig dritte Kraft hinter Mercedes-Benz und Ferrari! Sergio Pérez beteuert, dass das keine Zeiten für die Gallerie waren.
Dank grösserer Ressourcen und mehr Power von Renault ist Red Bull Racing mittelfristig besser aufgestellt als Force India. Ein Augenschein von der Strecke zeigt: Erneut haben die Techniker der Red-Bull-Rennställe hervorragende Chassis gebaut – sowohl der Red Bull Racing-Renner als auch das Übergangsmodell von Toro Rosso vermitteln den Piloten ein gutes Gefühl.
Beide Autos werden sich noch stark verändern: Toro Rosso wird sein Update bei zweiten Barcelona-Test (1.–4. März) am Wagen haben, Red Bull Racing wartet mit den letzten Verbesserungen bis Australien. Dann dürfen sich Max Verstappen und Carlos Sainz nicht nur über mehr Power freuen (grazie, Ferrari), sondern auch über den letzten Stand in Sachen Aerodynamik.
Weniger Freude macht den Piloten das Gewicht: Die Autos sind durch Verstärkungen im Cockpit-Bereich und durch den neuen Auspuff schwerer geworden. Nicht alle Teams können mit Ballast spielen wie früher zur Saugmotor-Ära. Ergebnis: Die Fahrer müssen abspecken. Daniel Ricciardo will fünf Kilo leichter werden, Carlos Sainz drei. Beim Training wird sorgsam darauf geachtet, nicht zu viel Muskelmasse zuzulegen.
Red Bull Racing will ein so gutes Chassis bauen, dass der Leistungsrückstand von Renault (ja, wir wissen: die Antriebseinheit heisst dort TAG-Heuer) wenn nicht kompensiert, so doch kaschiert werden kann. Schon 2015 hatte RBR eines der besten Chassis im Feld. RBR-Teamchef Christian Horner lobt Fortschritte bei den Franzosen.
Den Anspruch, das beste Chassis im Feld bauen zu wollen, erhebt auch McLaren-Teamchef Eric Boullier. Der Mühlstein bleibt Honda.
Am letzten Barcelona-Testtag musste Fernando Alonso dem Treiben zusehen – ein Problem mit dem Wasserdruck kostete ihn einen Viertel der knapp bemessenen Testzeit. McLaren-Honda macht Fortschritte, aber Pedro de la Rosa, intimer Kenner nicht nur von McLaren, sondern auch von Alonso, meint: «Im Idealfall wird sich das Team in eine Position bringen, dass der eine oder andere Podestplatz drin ist, aber an Siege ist derzeit noch nicht zu denken.»
Die US-Amerikaner von Haas bezahlen Lehrgeld: Wegen Cent-Defekten mussten Romain Grosjean und Esteban Gutiérrez hin und wieder zugucken, gravierender war der Frontflügelbruch am Wagen von Grosjean am ersten Tag. Für den zweiten Barcelona-Test wird eine verstärkte Version kommen.
Gleichwohl hat Teamchef Gene Haas genug gesehen, um zu wissen, dass das Saisonziel nicht utopisch ist: WM-Punkte für die Neulinge.
Ebenfalls nicht unmöglich: dass der kleine Manor-Rennstall den Anschluss ans hintere Mittelfeld schafft. Mercedes-Zögling und DTM-Champion Pascal Wehrlein hat sich an die Formel 1 gewöhnt, als hätte er nie etwas anderes getan. Dieser junge Mann wird uns noch viel Freude bereiten. Stallgefährte Rio Haryanto setzte den Manor zwei Mal neben die Bahn – haben wir hier den natürlichen Nachfolger von Pastor Maldonado erlebt?
Renault hat bei der Rückkehr als Werksteam einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen: Probleme zuerst mit der Software, dann mit einem Turbolader. Motorenchef Rémi Taffin bleibt gelassen: «Das Problem ist erkannt und wir gelöst, wir sind im Plan.» Für den zweiten Barcelona-Test ist ein grosses Aero-Update geplant, mehr von der Hausfarbe Gelb wird es erst in Australien geben.
Wo sich Sauber einreiht, ist unmöglich zu sagen: Der neue Sauber C35 ist erst beim zweiten Barcelona-Test im Einsatz.
Fazit: So richtig die Hosen runtergelassen hat noch niemand. Superstar Fernando Alonso sagt: «Die Zeiten aus den Wintertests sind immer mit Vorsicht zu geniessen. Was letztlich Sache ist, werden wir erst in Melbourne wissen.»
Erster Wintertest Barcelona, die Bestzeiten
1. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF16-H, 1:22,810 (Di)
2. Nico Hülkenberg (D), Force India VJM09-Mercedes, 1:23,110 (Mi)
3. Kimi Räikkönen (FIN), Ferrari SF16-H, 1:23,477 (Do)
4. Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing RB12-TAG Heuer, 1:23,525 (Di)
5. Sergio Pérez (MEX), Force India VJM09-Mercedes, 1:23,650 (Di)
6. Daniil Kvyat (RU), Red Bull Racing RB12-TAG Heuer, 1:24,293 (Do)
7. Alfonso Celis (MEX), Force India VJM09-Mercedes, 1:24,840 (Do)
8. Nico Rosberg (D), Mercedes F1 W07 Hybrid, 1:24,867 (Di)
9. Marcus Ericsson (S), Sauber C34-Ferrari, 1:25,237 (Di)
10. Kevin Magnussen (DK), Renault RS16, 1:25,263 (Do)
11. Max Verstappen (NL), Toro Rosso STR11-Ferrari, 1:25,393 (Do)
12. Lewis Hamilton (GB), Mercedes F1 W07 Hybrid, 1:25,409 (Mo)
13. Esteban Gutiérrez (MEX), Haas VF-16-Ferrari, 1:25,524 (Di)
14. Valtteri Bottas (FIN), Williams FW38-Mercedes, 1:25,648 (Di)
15. Romain Grosjean (F), Haas VF-16-Ferrari, 1:25,874 (Mi)
16. Pascal Wehrlein (D), Manor MRT05-Mercedes, 1:25,925 (Di)
17. Felipe Nasr (BR), Sauber C34-Ferrari, 1:26,053 (Do)
18. Fernando Alonso (E), McLaren MP4-31-Honda, 1:26,082 (Di)
19. Jolyon Palmer (GB), Renault RS16, 1:26,189 (Di)
20. Carlos Sainz (E), Toro Rosso STR11-Ferrari, 1:26,239 (Mi)
21. Felipe Massa (BR), Williams FW38-Mercedes, 1:26,483 (Do)
22. Jenson Button (GB), McLaren MP4-31-Honda, 1:26,860(Mo)
23. Rio Haryanto (RI), Manor MRT05-Mercedes, 1:28,266 (Do)
Barcelona-Testzeiten, 4. Tag (Donnerstag, 25. Februar)
1. Kimi Räikkönen (FIN), Ferrari SF16-H, 1:23,477 (76 Runden)
2. Daniil Kvyat (RU), Red Bull Racing RB12-TAG Heuer, 1:24,293 (92)
3. Alfonso Celis (MEX), Force India VJM09-Mercedes, 1:24,840 (75)
4. Kevin Magnussen (DK), Renault RS16, 1:25,263 (152)
5. Max Verstappen (NL), Toro Rosso STR11-Ferrari, 1:25,393 (110)
6. Felipe Nasr (BR), Sauber C34-Ferrari, 1:26,053 (119)
7. Nico Rosberg (D), Mercedes F1 W07 Hybrid, 1:26,187 (86)
8. Lewis Hamilton (GB), Mercedes F1 W07 Hybrid, 1:26,295 (99)
9. Felipe Massa (BR), Williams FW38-Mercedes, 1:28,483 (35)
10. Esteban Gutiérrez (MEX), Haas VF-16-Ferrari, 1:27,802 (89)
11. Rio Haryanto (RI), Manor MRT05-Mercedes, 1:28,266 (51)
12. Fernando Alonso (E), McLaren MP4-31-Honda, keine Zeit (3)
Barcelona-Testzeiten, 3. Tag (Mittwoch, 24. Februar)
1. Nico Hülkenberg (D), Force India VJM09-Mercedes, 1:23,110 (92 Runden)
2. Romain Grosjean (F), Haas VF-16-Ferrari, 1:25,874 (73)
3. Kimi Räikkönen (FIN), Ferrari SF16-H, 1:25,977 (58)
4. Kevin Magnussen (DK), Renault RS16, 1:26,014 (103)
5. Nico Rosberg (D), Mercedes F1 W07 Hybrid, 1:26,084 (74)
6. Carlos Sainz (E), Toro Rosso STR11-Ferrari, 1:26,239 (152)
7. Felipe Nasr (BR), Sauber C34-Ferrari, 1:26,392 (112)
8. Lewis Hamilton (GB), Mercedes F1 W07 Hybrid, 1:26,421 (77)
9. Daniil Kvyat (RU), Red Bull Racing RB12-TAG Heuer, 1:26,497 (74)
10. Felipe Massa (BR), Williams FW38-Mercedes, 1:26,712 (109)
11. Jenson Button (GB), McLaren MP4-31-Honda, 1:26,919 (51)
12. Rio Haryanto (RI), Manor MRT05-Mercedes, 1:29,808 (72)
Barcelona-Testzeiten, 2. Tag (Dienstag, 23. Februar)
1. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF16-H, 1:22,810 (125)
2. Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing RB12-TAG Heuer, 1:23,525 (112)
3. Sergio Pérez (MEX), Force India VJM09-Mercedes, 1:23,650 (101)
4. Nico Rosberg (D), Mercedes F1 W07 Hybrid, 1:24,867 (172)
5. Marcus Ericsson (S), Sauber C34-Ferrari, 1:25,237 (108)
6. Esteban Gutiérrez (MEX), Haas VF-16-Ferrari, 1:25,524 (78)
7. Valtteri Bottas (FIN), Williams FW38-Mercedes, 1:25,648 (134)
8. Pascal Wehrlein (D), Manor MRT05-Mercedes, 1:25,925 (71)
9. Fernando Alonso (E), McLaren MP4-31-Honda, 1:26,082 (119)
10. Jolyon Palmer (GB), Renault RS16, 1:26,189 (42)
11. Max Verstappen (NL), Toro Rosso STR11-Ferrari, 1:26,539 (121)
Barcelona-Testzeiten, 1. Tag (Montag, 22. Februar)
1. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF16-H, 1:24,939 (69 Runden)
2. Lewis Hamilton (GB), Mercedes F1 W07 Hybrid, 1:25,409 (155)
3. Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing RB12-TAG Heuer, 1:26,044 (86)
4. Valtteri Bottas (FIN), Williams FW38-Mercedes, 1:26,091 (80)
5. Alfonso Celis (MEX), Force India VJM09-Mercedes, 1:26,298 (57)
6. Jenson Button (GB), McLaren MP4-31-Honda, 1:26,860 (83)
7. Carlos Sainz (E), Toro Rosso STR11-Ferrari, 1:27,180 (55)
8. Marcus Ericsson (S), Sauber C34-Ferrari, 1:27,555 (88)
9. Pascal Wehrlein (D), Manor MRT05-Mercedes, 1:28,292 (54)
10. Romain Grosjean (F), Haas VF-16-Ferrari, 1:28,399 (31)
11. Jolyon Palmer (GB), Renault RS16, 1:29,356 (37)
Die wichtigsten Termine
Präsentationen/Roll-out
1. März: Präsentation Toro Rosso (Circuit de Barcelona-Catalunya)
1. März: Sauber (Circuit de Barcelona-Catalunya)
Formel-1-Wintertests
1.–4. März: Spanien (Barcelona)
Formel-1-WM
20. März: Australien (Melbourne)
3. April: Bahrain (Sakhir)
17. April: China (Shanghai)
1. Mai: Russland (Sotschi)
15. Mai: Spanien (Barcelona)
29. Mai: Monaco (Monte Carlo)
12. Juni: Kanada (Montreal)
19. Juni: Aserbaidschan (Baku) *
3. Juli: Österreich (Spielberg)
10. Juli: Grossbritannien (Silverstone)
24. Juli: Ungarn (Budapest)
31. Juli: Deutschland (Hockenheim)
28. August: Belgien (Spa-Francorchamps)
4. September: Italien (Monza)
18. September: Singapur
2. Oktober: Malaysia (Sepang)
9. Oktober: Suzuka (Japan)
23. Oktober: USA (Austin) **
30. Oktober: Mexiko (Mexiko-Stadt)
13. November: Brasilien (Sao Paulo)
27. November: Abu Dhabi (Insel Yas)
* Strecke noch nicht homologiert
** Finanzierung noch nicht gesichert