Ohrfeige für die Fans: Formel-1-WM ohne Monaco-GP?

Von Mathias Brunner
​Wird der grosse Klassiker in den Strassen von Monte Carlo nicht mehr stattfinden? Der prestigeträchtigste aller Grands Prix ist durch ein Bauprojekt gefährdet, warnt Michel Boeri, Chef des monegassischen Automobiklubs.

Könnten Sie sich eine Formel-1-WM ohne den Grossen Preis von Monaco vorstellen? Ohne jenes Rennen, das jeder Formel-1-Fahrer gerne gewinnen würde, dürfte er nur einen Sieg auswählen? Diese schallende Ohrfeige für die Fans ist durchaus möglich – immerhin hätten wir es noch vor wenigen Jahren ebenfalls für undenkbar gehalten, dass es eine WM ohne Grossen Preis von Frankreich gibt oder dass die WM 2015 ohne Deutschland-GP stattfindet.

Michel Boeri, den langjährigen Chef des monegassischen Automobilklubs ACM und damit auch «Mr. Grand Prix» im Fürstentum, hat in seiner Karriere schon zu viel erlebt, um sich aus der Ruhe lassen zu bringen. Um die Zukunft seines Rennens macht sich Boeri grundsätzlich keine Sorgen: «Unsere Zahlen sind stabil, wir haben viele Fans, die so gut wie jedes Jahr kommen. Unser Vertrag läuft bis 2021.»

Aber Boeri sagt gegenüber Monaco-Matin auch: «Die Firma Formula One Management ist keine Wohltätigkeits-Institution. Sie bleibt nur in Europa, wenn es profitabel ist, wenn die Rennen schuldenfrei sind, wenn sie Tradition haben. Aber einige europäische Rennen sind eben der alte Kern des Grand-Prix-Sports, und ich frage mich, ob einige Überseeläufe diese Langlebigkeit je erreichen werden.»

«Monaco ist einzigartig. Wann immer es eine Reportage über die Formel 1 gibt, gibt es einen Querverweis zu Monaco. Unsere Strecke ist telegen wie fast keine andere.»

Um genau zu sein, sieht Boeri nur eine Gefahr für den Monaco-GP: «Platz. Wir haben zwei grössere Plätze, um das ganze Material unterzubringen, einer davon ist Brasca, auf der mittleren Corniche bei Èze. Der andere ist das Gelände beim früheren Yacht-Klub. In Brasca stehen die Aufliegern, unten beim alten Yacht-Klub sind die ganzen TV-Sender untergebracht. Es gibt keinen Grand Prix ohne das ganze Material der Rennställe und der TV-Gesellschaften. Wir reden hier von 368 Lastwagen, wir reden von 32 weiteren Lkw, die 35 Tonnen Material herbeischaffen, von 39 Bungalows, von drei kompletten TV-Studios, von einer Kantine für 150 Fachkräfte. In Brasca sind wir auf den Goodwill der Gemeinde Èze angewiesen, für das Gelände unten am Hafen gibt es ein Immobilien-Projekt. Ohne diesen Platz könnte der Grand Prix nicht mehr ausgetragen werden. Das ist eine reale Gefahr.»

Und damit sind wir beim Bauprojekt der Caroli-Gruppe, denn das konkretisiert sich langsam. Die Firma von Antonio Caroli, in den 70er Jahren gegründet, will beim Hafen gemäss Nice-Matin einen neuen Distrikt entwickeln, mit Läden, Restaurants und Museum. Der Knackpunkt: Das Projekt beeinträchtig eben genau jenen Raum, wo die TV-Gesellschaften beim Grand Prix untergebracht sind.

Michel Boeri fackelt nicht lange: «Der Automobiklub von Monaco ist nicht qualifiziert, städtebauliche, wirtschaftliche oder kulturelle Massnahmen der Stadtregierung zu kommentieren. Wir können nur davor warnen, welche Konsequenzen dieses Projekt hätte. Das Projekt von Herrn Caroli, wenn es denn passiert, würde automatisch das Ende des Formel-1-Rennens bedeuten. Das kann ich garantieren. Kein Fernsehen, kein Rennen.»

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