Indy 500 mit Riesensensation: Rookie Rossi siegt

Von Gerhard Kuntschik
Alexander Rossi

Alexander Rossi

Das 100. 500-Meilen-Rennen von Indianpolis endete mit einer Riesensensation: Der In der Formel 1 von Marussia ausgemusterte Alexander Rossi feierte den ersten Sieg eines Neulings seit Helio Castroneves 2001!

Für Honda war es der erste Saisonsieg der Indycar-Meisterschaft. Auf den Plätzen landeten mit dem Kolumbianer Carlos Munoz ein weiterer Andretti-Fahrer und der US-Amerikaner Josef Newgarden (Carpenter-Chevrolet). «Ich kann es gar nicht fassen, woow» schrie Rossi in den Funk.

Als er in die «Victory Lane» geschoben wurde, war seine Miene ernst. Er wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht, stammelte nur: «Ich habe keine Ahnung, wie uns das gelungen ist.» Dann aber fing sich der 24-Jährige aus Nevada City (Kalifornien): «Ohne Andretti Autosport hätte ich das nie erreichen können. Sie gaben mir die Chance. Dieser Sieg ist für die Jungs.»

Zur Erinnerung: Rossi war «Testfahrer» in der Formel 1 bei Caterham und Marussia, durfte in der zweiten Saisonhälfte 2015 fünf Formel-1-Läufe bestreiten – mit Platz zwölf in Austin, also im Heimrennen, als bestem Ergebnis. Sein Sieg in Indy kam im erst sechsten Indycar-Start, nachdem er vor zwei Wochen im Grand Prix von Indianapolis als Zehnter sein erstes Top-ten-Resultat erreicht hatte. Rossi ist (inklusive Ray Harroun als erstem Indy-500-Sieger 1911) der neunte Debütant, der auf Anhieb gewann. Rossi hat übrigens auch eine BMW-Vergangenheit: Als Sieger der Formel BMW America und Gewinner des Formel-BMW-Weltfinales (jeweils 2008).

Bemerkenswert: Rossi war beim Re-Start nach der letzten Neutralisation 33 Runden vor dem Ende Neunter. Nach und nach mussten die Fahrer in der Spitze, angefangen von Tony Kanaan in Runde 190, zum letzten Nachtanken an die Box. Der Sieger von 2013 im schnellsten Indy 500 aller Zeiten wurde am Ende noch als bester Ganassi-Fahrer Vierter. Rossi blieb auf der Piste und hatte nicht nur plötzlich, vier Runden vor Schluss, die Führung inne (als auch Munoz tankte), sondern nach Runde 199 14 Sekunden Vorsprung – 2,5 Meilen (vier Kilometer) später waren es gerade noch 4,5. Die Verfolger hetzten mit 220 Meilen pro Stunde Rossi in der Schlussrunde hinterher, der Leader schaffte gerade noch 180.

«Mir ist der Sprit ausgegangen», schrie er noch in den Funk, doch da passierte er gerade die Ziellinie, während die Boxenmannschaft auf der Mauer schon Freudentänze begann – die Risikotaktik war aufgegangen. Für Michael Andretti, der als Fahrer vergeblich einem Indy-500-Triumph hinterherjagte, war es der fünfte Sieg im Brickyard als Teameigner.

Hadern musste Andretti nur früher: Seine beiden zu diesem Zeitpunkt am aussichtsreichsten platzierten Fahrer Ryan Hunter-Reay und Townsend Bell, die um die Führung mitmischten, wurden Opfer der Hektik der Boxenstopps nach den Unfällen von Michail Aleschin und Conor Daly (Runde 114) in Runde 117: Bei der Ausfahrt touchierten Penske-Mann Helio Castroneves und Bell, letzterer rutschte in den Teamkollegen Hunter-Reay. Beide Wagen wurden von den Andretti-Crews repariert und wieder ins Rennen geschickt, allerdings auf den Plätzen 25 und 26. Die Stewards erkannten aber Bell als Schuldigen der Dreier-Karambolage und verpassten ihm eine Stop-and-go-Strafe. Doch das alles konnte Michael Andretti am Ende verkraften.

Weil sie auf einen Boxenstopp in dieser Neutralisation verzichteten, führten nach 130 Runden Rossi und Routinier Alex Tagliani das Feld kurzzeitig an. Bis zehn Runden vor dem Ende rechnete niemand mit Rossi, der insgesamt nur 14 der 200 Umläufe voranlag.

Vorjahressieger Juan Pablo Montoya war in Runde 63 (von 200) der erste Ausfall im 33-Fahrer-Feld. Der Ex-F1-Pilot und amtierende Vizemeister der Indycars drehte sich ohne Fremdeinwirkung im Ausgang von Kurve zwei und schlitterte mit seinem Penske-Chevrolet in die Wiese, glücklicherweise ohne von einem Konkurrenten «torpediert» zu werden. «Ich habe das Heck einfach verloren, dann war nichts mehr zu machen», sagte der Indy-500-Sieger von 2000 und 2015. Montoya blieb unverletzt.

Hinter Kanaan ergänzten Kimball, Hildebrand, Pole-Mann Hinchcliffe, Indycar-Titelhalter Dixon, Bourdais und Power die Top ten. Castroneves musste sich mit Rang elf begnügen.
Es gab insgesamt fünf Gelbphasen (vier nach Unfällen). Rossis Siegerschnitt betrug 268,11 km/h.

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