Jürgen Lingg (Intact GP) zum schnellen Ende der MotoE
Auch wenn es keine Riesenüberraschung war, so kam das Aus der MotoE-Weltmeisterschaft zum Ende der Saison 2025 doch überraschend. Am Tag vor dem Beginn des San Marino-GP und damit auch der vorletzten Station der Meisterschaft hatten der Weltverband FIM und Dorna gemeinsam bestätigt: Nach sieben Jahren findet die Serie mit Exklusivausrüster Ducati ein vorzeitiges Ende. Nicht wie ursprünglich Ende 2026, sondern bereits nach dem Portugal-GP im kommenden November ist Schluss.
Was auch bedeutet: Das dritte Standbein des zuletzt erfolgreichsten Teams der MotoE-WM, Dynavolt Intact GP aus Memmingen, wird ersatzlos abmontiert. Nach dem Aus des Junioren-Programms (bedingt durch den Rückzug der Marke Husqvarna und entsprechende Budgetkürzungen Ende 2024) kommt die nächste Aktivität der deutschen Mannschaft zum Erliegen. 2026 wird es dann nur noch in den GP-Klassen Moto3 und Moto2 mit jeweils zwei Piloten zur Sache gehen.
Bitter: Am gestrigen Sonntag musste sich Teamchef Jürgen Lingg vor die gesamte Mannschaft inklusive Weltmeister Hector Garzo und den aktuell WM-Führenden Lorenzo Baldassarri stellen und das Ende des Projekts bekanntgeben.
Jürgen Lingg: «Es gab am Donnerstagmorgen ein Treffen mit allen Teams. Dort wurde die Entscheidung zum Aus verkündet. Ich habe es dann an unsere Mannschaft weitergegeben – was alles andere als leicht war. Stand heute bedeutet die Entscheidung, dass wir uns fragen müssen, wie es mit allen Beteiligten des Projekts weitergeht. Sicher ist, wir können bei unserer Struktur nicht alle Mitglieder des MotoE-Teams intern unterbringen.»
Der Gesamtverantwortliche des einzigen deutschen Rennstalls im GP-Fahrerlager weiter: «Für die Piloten steht die Karriere auf dem Spiel, auch weil sie zumindest bis Ende 2026 mit einem Job gerechnet hatten – aber es geht um jeden einzelnen. Von allen Themen macht mir das jetzt gerade am meisten Sorgen.»
Lingg, angesprochen auf den wirtschaftlichen Schaden, der entstehen wird: «Wir dürfen nicht vergessen, dass wir über all die Jahre große Unterstützung seitens der Dorna bekommen haben. Sie haben viel investiert, in der Hoffnung, dass sich die Meisterschaft positiv weiterentwickelt. Sie haben uns eine Plattform zur Verfügung gestellt, die wir bearbeiten und nutzen konnten – und dafür habe ich mich auch offiziell bedankt. Es ist schade, auch weil wir natürlich mit Dynavolt den perfekten Hauptsponsor für die Serie haben. Für uns war die MotoE damit auch wirtschaftlich interessant.»
«Wir haben natürlich mit einem Gesamtfahrplan und entsprechendem Budget bis Ende 2026 gerechnet. Das müssen wir uns nun neu anschauen. Ich bin wirklich nicht glücklich über die Situation. Aber auch das ist Teil des Rennsports – und des Lebens. Ich hoffe doch, dass da, wo die eine Türe zugeht, sich auch wieder eine andere öffnen wird», so Jürgen Lingg in Misano.