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Luca Boscoscuro (Speed-up): Kampf David gegen Goliath

Von Waldemar Da Rin
Luca Boscoscuro (li.) mit Fabio Quartararo beim Catalunya-Sieg 2018

Luca Boscoscuro (li.) mit Fabio Quartararo beim Catalunya-Sieg 2018

Luca Boscoscuro tritt in der Moto2-WM gegen die Giganten Kalex und KTM an. Acht Siege hat er bereits errungen, der neunte in Motegi 2018 wurde ihm aberkannt. 2019 fährt er mit Jorge Navarro und Rookie Di Giannantonio.

Der in Vicenza lebende 47-jährige Italiener Luca Boscoscuro war 250-ccm-Europameister 1995, er hatte 1996 als WM-Zehnter sein bestes GP-Jahr und wurde später Manager des Gilera-250-Teams mit Marco Simoncelli. Als sich Aprilia vor der Saison 2010 aus der ersten Moto2-WM der Geschichte zurückzog, weil Piaggio-Firmenchef Roberto Colaninno plötzlich nicht mehr mit Honda-Einheitsmotoren fahren wollte, fehlte «Boscos» das Material. Er liess das erste Bike bei FTR in England bauen und gründete – aus der Not geboren – das Fabrikat Speed-up.

Ein Jahr später gab es Streit mit FTR. Die Briten behaupteten, Speed-up habe beim 2011-Bike Teile des FTR-Designs für Speed-up übernommen, deshalb trat Boscoscuro unter der Markenbezeichnung FTR an.

Bisher hat Speed-up acht GP-Siege in der Moto2-Weltmeisterschaft gefeiert, den letzten 2018 mit Fabio Quartararo in Barcelona, und einen am 28. Oktober 2018 in Motegi, dieser wurde aber wegen zu wenig Luftdruck im Hinterreifen (erlaubt sind 1,4 bar) aberkannt.

Boscoscuro ist der Meinung, sein Team sei innerhalb der erlaubten Toleranz gewesen, er hat deswegen beim Internationalen Sport-Schiedsgericht CAS in Lausanne/Schweiz Beschwerde eingereicht.

Der Speed-up-Chef will die Disqualifikation von Motegi nicht auf sich sitzen lassen. «Es war zwar mein Fehler, dass ich nicht innerhalb von einer halben Stunde Protest eingelegt habe. Aber wenn ich die 25 Punkte zurück bekomme, ist Quartararo WM-Fünfter. Etwas weniger Reifendruck gibt dir keinen Vorteil oder höchstens einen minimalen. Unsere Messungen zeigten jedenfalls, dass wir in der Toleranz drin waren, deshalb habe ich mich entschieden, das CAS einzuschalten. Dein Fahrer gewinnt, alle freuen sich und dann ist der Sieg plötzlich wertlos…»

Irgendwie schafft es Boscoscuro immer wieder schnelle Fahrer zu engagieren. Das gilt auch für Jorge Navarro, der als Rookie WM-Dreizehnter wurde, aber etwas zu viel stürzt. «Finde ich nicht», widersprach Luca Boscoscuro.

Beim letzten Moto2-IRTA-Test in Jerez zog sich Navarro beim ersten gemeinsam Auftritt mit den 765-ccm-Dreizylinder-Triumph-Motoren und der neuen Magneti Marelli-Motorsteuerung tadellos aus der Affäre.

Speed-up hat nur zwei Motorräder im Feld, Kalex 19, KTM im nächsten Jahr voraussichtlich neun. Boscoscuro kämpft gegen die Giganten wie einst David gegen Goliath.

Luca, wie lautet dein Fazit nach dem ersten großen Drei-Tage-Test mit den Triumph-Motoren?

Bei trockenen Verhältnissen haben wir uns gut aus der Affäre gezogen, denn Jorge Navarro hat nur 0,6 sec auf die Bestzeit verloren. Ich bin happy.

Auch unser Rookie Fabio Di Giannantonio hat nicht viel Zeit verloren. Aber er muss sich noch von der Moto3 auf die Moto2 umstellen, von 250 auf 765 ccm, von einem auf drei Zylinder, das verlangt einen völlig anderen Fahrstil.

Wie das LCR-Honda-Team wechselt du von Rennen zu Rennen den Hauptsponsor. Ist das nicht mühsam?

Das ist kein Handicap. Für mich ist das keine schlechte Lösung, ich habe in der vergangenen Saison sechs Sponsoren gehabt, die sich abgewechselt haben. Wenn ich nur einen Hauptsponsor habe, verliere ich 100 Prozent, wenn er aussteigt. Wenn beim heutigen System eine Firma aussteigt, fehlen mit nur 15 oder 20 Prozent der Einnahmen.

Wir brauchen zwar viele verschiedene Teambekleidungen. Aber das spielt finanziell keine Rolle. Das ist eine schöne Abwechslung.

Du hast gleich zu Beginn der Moto2-Ära dein eigenes Team und deine eigene Marke gegründet.

Ja, aber 2011 sind wir unter der Bezeichnung FTR angetreten, obwohl wir immer unsere eigenen Motorräder gebaut haben. Wir haben immer unser eigenes Design gehabt. Unser Bike hat sich immer von den anderen Herstellern unterschieden.

Es hat immer geheißen, du hättest die Moto2-Basis von Aprilia übernommen.

Nein, nein. Richtig ist, dass ich mein Team 2010 normalerweise mit den Moto2-Machinen von Aprilia ausrüsten wollte.

Aber im November 2009 hat Aprilia dieses Projekt gestoppt. Das waren schlechte Neuigkeiten. Denn einige renommierte Teams hatten mit Aprilia geplant.

Ich bin dann zu FTR gegangen und habe ihnen mein Design gegeben. Sie haben in meinem Auftrag ein Motorrad für 2010 nach meinen Vorstellungen gebaut.

Also basierte auch das 2010 bei FTR gebaute Motorrad zu 100 Prozent auf meinen Ideen.

Das Aprilia-Motorrad war damals startklar. Aber niemand durfte es einsetzen. Das war die Entscheidung von Piaggio.

Für mich ist durch den Piaggio-Rückzug eine einmalige Gelegenheit entstanden. Wenn Piaggio weitergemacht hätte, hätte ich nie mein eigenes Fabrikat entwickelt.

Daraus ist dann eine völlig neue Herausforderung entstanden.
Die Konstruktion unseres Motorrads passiert in unserem Workshop in Vicenza. Das Team ist 40 km von meinem Privathaus entfernt stationiert.

Dein Cheftechniker ist Eros Branconi.

Ja, ich arbeite seit 2001 mit Eros zusammen. Das war meine letzte Saison als aktiver Rennfahrer. Ich hatte ein sehr gutes Verhältnis zu diesem Team, das später unter der Bezeichnung Campetella aufgetreten ist. 2009 hat das Team zugesperrt, seit 2010 arbeitet Eros für mich.

Kombinierte Zeiten vom 23., 24. und 25. November

1. Marini, Kalex, 1:41,524 min
2. Lowes, Kalex, + 0,268 sec
3. Alex Márquez, Kalex, + 0,377
4. Gardner, Kalex, + 0,467
5. Baldassarri, Kalex, + 0,511
6. Navarro, Speed-up, + 0,672
7. Schrötter, Kalex, + 0,717
8. Fernandez, Kalex, + 0,740
9. Nagashima, Kalex, + 0,758
10. Vierge, Kalex, + 0,781
11. Bulega, Kalex, + 0,787
12. Lüthi, Kalex, + 0,873
13. Binder, KTM, + 0,941
14. Manzi, MV Agusta, + 1,219
15. Corsi, Kalex, + 1,258
16. Di Giannantonio, Speed-up, + 1,288
17. Bastianini, Kalex, + 1,351
18. Odendaal, NTS, + 1,356
19. Locatelli, Kalex, + 1,364
20. Tulovic, KTM, + 1,392
21. Pawi, Kalex, + 1,488
22. Aegerter, MV Agusta, + 1,599
23. Martin, KTM, + 1,837
24. Pratama, Kalex, + 1,981
25. Bezzecchi, KTM, + 2,128
26. Lecuona, KTM, + 2,129
27. Chantra, Kalex, + 2,376
28. Dixon, KTM, + 2,624
29. Öttl, KTM, + 2,683
30. Bendsneyder, NTS, + 3,040
31. Cardelus, KTM, + 3,279

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