Dani Epp: «Nach dem Schock kam die Hoffnung»
Tom Lüthi und Teambesitzer Dani Epp
«Meine ersten Reaktion zu Toms Unfall in Valencia war Schock, dass so etwas überhaupt passiert ist», schilderte war Teambesitzer Dani Epp. «Wir haben bis dahin eine unheimlich gute Saisonvorbereitung gemacht, mit Testfahrten seit November, Tom war erstmals die Nr. 1 bei Suter. Wir waren in der Entwicklung weit vorangekommen. Wir haben vorher noch nie bei den Wintertests einen so grossen Aufwand getrieben. Deshalb war es ein Riesenschock, dass dieser Unfall geschehen musste...»
«In der ersten Woche nach dem Unfall konnten wir nicht viel kommunizieren, weil wir nichts wussten», blickt Epp zurück. «Wir mussten zuerst auf die Statements von Tom und vor allem von Dr. Marc Mettler warten. Wir haben lange nicht mit Sicherheit gewusst, wie langwierig die Verletzung sein wird. Diese erste Woche war wegen dieser Unsicherheit die schlimmste. In der zweiten Woche kam dann Hoffnung auf. Man wusste, die Operation war gut verlaufen, auch wenn der Heilungsprozess viel Zeit in Anspruch nehmen würde. Aber es wird alles wieder gut. Also haben wir als Team bereits an die Zukunft gedacht und gesagt: Wie machen wir weiter? Als dritte Phase kam die Arbeit und die Frage: Was gibt es zu tun?»
Epp lobt die erstklassige Kommunikation mit den treuen Sponsoren wie Interwetten, Motorex, Polo und BMW Schweiz. Es bestehen Vertragsklauseln, wonach die Partner ihre Beiträge reduzieren können, wenn Tom Lüthi für eine bestimmte Anzahl Rennen ausfällt. Epp: «Die Reaktion unserer Sponsoren war in dieser Phase sehr erfreulich, als die Unsicherheit noch gross war. Es wurde sogar geschrieben, Tom falle womöglich bis August aus. Wir konnten anfangs auch nicht definitiv sagen, ob Tom womöglich 2013 gar nicht mehr fährt oder erst in einem halben Jahr wieder kommt. Niemand konnte einschätzen, für wie viele Rennen er ausfällt. Unser Hauptsponsor Interwetten hat von Anfang an sehr gut reagiert.»
Interwetten zeigt Vertrauen zu Tom Lüthi
Seit Mai 2002 fährt Tom Lüthi für Interwetten-Paddock-Teambesitzer Daniel M. Epp; Interwetten ist bereits in der achten Saison als Sponsor dabei, in dieser Zeit wurden viele Höhen und Tiefen durchgestanden.
Interwetten-CEO Werner Becher kam heute extra von Wien nach Zürich zur Pressekonferenz des Teams in der Polo-Filiale in Horgen. «Meine beiden Kinder haben geweint, als ich ihnen von Toms Unfall erzählt habe», schilderte Becher. «Sie sind seine grössten Fans... Es war auch für uns schockierend. Da Tom seit acht Jahren für uns fährt, ist er für unser Team ein besonderes Anliegen. Ein Beamter würde nach so einem Unfall die Invaliditätsrente beanspruchen; jeder normale Mensch würde einer monatelangen Genesungszeit bedürfen. Tom sitzt jetzt nach sieben Wochen schon wieder hier und kann seinen Arm bewegen. Das zeigt, was er für ein Sportler ist. Wir waren von Anfang an sehr zuversichtlich. Aber es war nicht von vornherein klar, wie rasch Tom wieder an ein Comeback denken kann.»
Auch Manuel Gerber von Motorex besuchte die Pressekonferenz, um die Unterstützung der Schweizer Mineralölfirma zu unterstreichen. Epp: «Wir haben auch von Motorex nie ein kritisches Wort gehört, als sich abgezeichnet hat, dass Tom für zwei Rennen ausfällt. Das wurde nie thematisiert.»
Es gab jedoch eine unrühmliche Ausnahme. Ein Sponsor wollte nach Lüthis Verletzung die Situation nützen und die Sponsorsumme nachverhandeln. «Das war nicht so schön», gibt Epp zu. Ob dieser Sponsor bei der Teamvorstellung am 3. Mai noch auf dem Motorrad zu sehen sein wird, ist fraglich.
Sergio Gadea beschäftigt das Team
Dass sich Ersatzmann Sergio Gadea bisher als Reinfall erwiesen hat, wischt Dani Epp beiseite. «Das ist nicht von grosser Bedeutung», betont der Basler. «Wir wussten, es gibt keinen Ersatzmann, der in der Moto2 in die Top 10 oder Top 15 kommen und anstelle von Tom die Entwicklung vorantreiben kann. Aber Gadea macht mehr, als nur die Sponsorenlogos spazieren zu fahren. Er wird für uns die beiden Rennen in Katar und Texas absolvieren. Wir haben einen Fahrer gesucht, der fährt und das Team beschäftigt. Der Hauptgrund für die Entscheidung zu einem Ersatzfahrer war, dass das Team nicht einfach zu Hause bleibt und seinen Job weiter macht. Vielleicht schätzt das Team in Zukunft auch mehr, dass der Arbeitsaufwand gleich ist, ob Tom oder ein anderer fährt. Es ist für das Team eine gute Lehre, mal mit einem Fahrer zu fahren, der nicht so schnell ist. Da lernt man wieder ein bisschen Bescheidenheit und dass es keine Selbstverständlichkeit ist, dass man sich immer in den Top-6 bewegt. Es ist alles andere als selbstverständlich, sich in der Moto2 regelmässig unter den ersten 6 zu bewegen zu können. Das gilt fürs Team, das gilt für Tom, das gilt für uns alle.»