Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

IRTA-Chef Poncharal: Wie geht es mit Moto2-WM weiter?

Von Günther Wiesinger
Moto2-WM in Valencia 2013: Welche Motoren kommen für 2016?

Moto2-WM in Valencia 2013: Welche Motoren kommen für 2016?

IRTA-Präsident Hervé Poncharal will sich für die technische Zukunft der Moto2-WM alle Vorschläge anhören. «Wir müssen alle Ideen sorgfältig abwägen.»

KTM-Rennchef Pit Beirer sagt, im Herstellerbündnis MSMA müsse bis März oder April Einigkeit über das Moto2-Reglement für 2016 herrschen, sonst könnten keine neuen Motoren geplant, konstruiert und hergestellt werden, wenn die Einheitsmotoren von Honda wegfallen sollten.

Der Franzose Hervé Poncharal zählt mit seinem Tech3-Team selber zu den Herstellern in der Moto2-WM, ausserdem ist er einflussreicher Präsident der Teamvereinigung IRTA.

Poncharal macht kein Geheimnis daraus, dass er sich eine Beibehaltung der Einheitsmotoren-Regelung für drei weitere Jahre über 2015 durchaus vorstellen könnte.

KTM hat einmal 500-ccm-V2-Motoren vorgeschlagen, Eskil Suter 750-ccm-Dreizylinder, Teamchef Sito Pons will das Limit von 600 ccm beibehalten, aber alle interessierten Motorenhersteller zulassen – wie in der Moto3-Klasse.

«Wir haben bisher keine Frist gesetzt, aber wir unterhalten uns natürlich über das Moto2-Regelement für die Zeit nach 2015», räumt Hervé Poncharal im Gespräch mit SPEEDWEEK.com ein. «Als wir uns 2009 für die Einheitsmotoren ausgesprochen haben, war gerade die Wirtschaftskrise auf ihrem Höhepunkt. Wir hatten mehrere Ideen für 2010, und ich glaube, wir haben damals die richtige Wahl getroffen. Seit 2009 hat sich die Welt verändert. Aber die Moto2 ist spannend, sie ist gesund, sie produziert eine gute Show, sie ist interessant. Und die Moto2-WM lässt sich zu einem vernünftigen Preis betreiben. Ich behaupte nicht, dass sie billig ist, aber sie ist preiswert – zumindest für eine WM-Klasse. Deshalb müssen wir vorsichtig sein; wir dürfen diese Errungenschaften nicht auf Spiel setzen. Für mich steht die Moto2 momentan gesünder da als die Moto3. Es gibt weniger Konkurrenz auf der technischen Ebene, naja. Jetzt steigt HRC offiziell in die Moto3 ein. Zum Glück haben wir für 2014 und 2015 in der Moto3 schon ein paar richtige Entscheidungen getroffen, damit die Kosten nicht ausufern.»

Zur Erinnerung: 2014 dürfen nur noch sechs statt acht Moto3-Motoren verwendet werden, die Motoren kosten 68.000 Euro pro Saison. Und jeder Hersteller muss allen Fahrern identisches Material liefern. Die Triebwerke werden deshalb von der IRTA verlost.
2015 wird die Drehzahl auf 13.500/min (jetzt 14.000/min) verringert, dazu kommt ein Kostendeckel für das Rolling Chassis in der Höhe von 85.000 Euro.

Poncharal: «600er-Vierzylinder ist gute Basis»

«Wir müssen uns genau überlegen, in welche Richtung wir in der Moto2 gehen sollen», sagt Poncharal. «Ein 600-ccm-Vierzylinder-Motor bildet eine sehr gute Basis für den Rennsport, wenn man die Kosten, die Zuverlässigkeit und die Leistung in Betracht zieht. Ich bin nicht sicher, ob ein 500er-Twin so ideal wäre. Aber es ist alles offen.»

Die Teams, die Hersteller, FIM und Dorna werden alle Konzepte und Vorschläge auf den Tisch legen und dann beraten. «KTM erledigt in der Moto3-WM einen grossartigen Job», lobt Poncharal. «Wir haben jedes vorstellbare Interesse daran, dass die Hersteller in die Weltmeisterschaft investieren, am liebsten in mehr als in nur einer Klasse. Wir werden deshalb über alle Ideen beraten. Es wird in diesem Jahr viel diskutiert werden. Natürlich stehen wir auch den Ideen von KTM offen gegenüber. Auch Sito Pons hat viel Erfahrung, er ist ein Teambesitzer. Jeder hat das Recht, Vorschläge zu machen. Aber es wir noch viel Wasser den Rhein runterfliessen, bis es eine Entscheidung gibt. Wir müssen abwarten. Wichtig ist, dass wir den Geist beibehalten, der die Moto2 so stark gemacht hat. Wir müssen uns bemühen, bei den Motoren eine möglichst hohe Chancengleichheit zu behalten. Heute kann fast jeder im Startfeld ein Rennen gewinnen. Das ist sehr gut, besonders für die Neulinge und für die kleinen Teams. Wir müssen sicherstellen, dass alle Teilnehmer auf demselben Niveau fahren. In der Moto3 ist das momentan nicht der Fall. Dazu müssen die Motoren zuverlässig sein, gleichzeitig aber so leistungsstark, dass wir uns nicht blamieren. Sobald diese Basis bei einer Idee gegeben ist, können wir diskutieren.»

Poncharal weiss, dass bei einem offenen Reglement neue Firmen wie KTM, Husqvarna, Mahindra oder Caterham einsteigen könnten, dazu alle Japaner, eventuell auch Aprilia, MV Agusta, Triumph oder Ducati.

«Ja, ich stimme zu, für das Medieninteresse wäre es wichtig, solche neuen Firmen anzulocken», sagt Poncharal. «Auch für das Interesse der Fans wäre es aufregender. Auf der anderen Seite würden die Abstände zwischen den Teams grösser, die Rennen wären weniger aufregend. Die reicheren Teams könnten sich die besseren Fahrer und das bessere Material leisten. Gut, das ist der Sinn des Rennsports, wenn man es genau nimmt... Aber wir müssen trotzdem aufpassen; wir müssen sorgfältig nachdenken und alles abwägen. Wir dürfen nicht den Interessen eines einzelnen Teams, eines einzelnen Sponsors oder eines einzelnen Werks nachgeben.»

«Wir müssen alle gemeinsam nachdenken und die beste Lösung für das Wohl der gesamten Klasse finden», betont der Franzose. «Das ist wichtig. Denn diese Kategorie hat ein paar aussgewöhnliche Fahrer hervorgebracht. Schaut euch Stefan Bradl an, Bradley Smith, Marc Márquez und Andrea Iannone. Pol Espargaró wird sicher 2014 zeigen, dass er der neuen Aufgabe gewachsen ist. Die Moto2 funktioniert also in den meisten Bereichen sehr gut.»

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