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Stefan Pierer (MotoGP-KTM): «Es läuft sehr gut»

Von Günther Wiesinger
«Wir leben für den Motorsport. Und wir waren bisher in jeder Serie erfolgreich, an der wir teilgenommen haben», sagt KTM-Firmenchef Stefan Pierer. «Und wir besiegen gerne japanische Firmen.»

Bei KTM wurde die neue Rennabteilung in Mundering am Montag still gelegt, alles wurde blitzblank geputzt und gereinigt, denn Hunderte Medienvertreter, Sponsoren und Gäste sowie Rennfahrer, Teammanager und der gesamte KTM-Vorstand sowie Designer Gerald Ciska wollten zusehen, als das neue einheitliche Design der Red Bull KTM-Werksmaschinen für die Klassen Moto3, Moto3 und MotoGP enthüllt wurde.

Am späteren Montagnachmittag machten sich der KTM-Vorstandsvorsitzende Stefan Pierer, Motorsport-Direktor Pit Beirer und die zwei MotoGP-Werkspiloten Pol Espargaró sowie Bradley Smith auf nach Salzburg, weil sie heute Abend in der Servus-TV-Sendung «Sport und Talk im Hangar-7» samt ihren KTM RC16 zu Gast sind.

Stefan Pierer, CEO der KTM Group, nahm – wie üblich – in klaren Worten Stellung zum Einstieg in die MotoGP-WM.

Herr Pierer, KTM hat inklusive Wildcard-Einsatz in Valencia bereits 52 Testtage mit der RC16 abgespult. Wie sind sie mit der Performance des Teams zufrieden?

Wir stehen besser da, als wir vor dem ersten Rennen erwartet haben. Alles was ich bisher gesehen habe, zeugt von höchster Professionalität.
Wir sind zwar im Road Racing keine wahren Anfänger, aber auf dem MotoGP-Sektor sind wir echte Neulinge.
Ich erkläre meinen Vorstandskollegen immer: Unsere Benchmark ist Suzuki. Sie haben im zweiten Jahr großartige Leistungen gezeigt; das ist unsere Messlatte.
Die ersten Tests waren mühselig, denn wir mussten viel ausprobieren, wir haben ja keine existierende Plattform wie unsere Mittbewerber. Aber es läuft sehr gut. Die Ergebnisse vom Phillip-Island-Test waren sehr motivierend. Wir marschieren in die richtige Richtung.
Wie immer müssen wir geduldig sein. In der Dakar-Rallye haben wir beim siebten Antreten gewonnen, auch im US-Supercross haben wir zehn Jahre gebraucht, bis sich der Erfolg eingestellt hat und wir den Titel gewonnen haben.
In der MotoGP haben wir ein klares Ziel: Wir haben einen Fünf-Jahres-Vertrag mit der Dorna. Aber wir wollen innerhalb von drei Jahren nahe an die Podestplätze herankommen, wir wollen in Tuchfühlung mit dem Podium kommen.

KTM will 2018 auch ein MotoGP-Kundenteam ausrüsten?

Ja, wir haben das der Dorna zugesagt. Im zweiten Jahr werden wir Material und Motorräder für ein privates Team anbieten. Das ist genau so unsere Absicht wie der Herstellung eine RC16-Replica für «Racing for Fun, aber ohne Straßenzulassung. Doch im ersten Jahr konzentrieren wir uns auf das Werksteam.
Das sind die Schritte und Pläne für die nächsten zwei Jahre.

Sie haben einmal erwähnt, dass dieses MotoGP-Projekt rund 30 Millionen Euro im Jahr kostet. Ist es das größte Projekt des Hauses KTM bisher?

Ja, vom finanziellen Aufwand her, von der Logistik und von der Technologie her ist die MotoGP die absolute Spitze des Motorradrennsports, es ist die Formel 1 auf zwei Rädern. Die Dakar oder Supercross waren deutlich kleinere Projekte, aber sie stellten trotzdem Herausforderungen dar.
KTM ist heute kein kleines Unternehmen mehr. Wir sind eine große Company mit stabilem Wachstum. Aber es stimmt, vom Budget her ist das unser bisher größtes Projekt.
Wenn du weltweit unter die Top-3 bei den Herstellern von Sportmotorrädern vorstossen willst, kommst du um die Topklasse nicht herum. Dann musst du in der MotoGP dabei sein.
Ich kann nur wiederholen: Wir lieben den Rennsport mehr als je zuvor. Und wir lieben es, japanische Marken zu besiegen.

Was war die größte Herausforderung bisher in der MotoGP?

Die Dorna als MotoGP-Promoter ist eine sehr professionelle und clevere Firma. Sie hat herausgefunden, wo das Geld sinnlos ausgegeben wird, also wurde in der MotoGP für 2016 eine Einheits-Elektronik vorgeschrieben. Diese ECU ist eine grosse Hilfe für einen Neueinsteiger.
Außerdem existieren klare, stabile technischen Vorschriften, die für die nächsten fünf Jahre unverändert bleiben. Das ist sehr sinnvoll, weil es den Einstieg und das Mitmachen für kleinere Firmen wie Aprilia und KTM erleichtert. Aprilia zieht sich in der MotoGP nicht so schlecht aus der Affäre.
Ich erwarte für 2017 eine der besten MotoGP-Saisonen der Geschichte.
Es sind vier junge Fahrer aufgestiegen, es sind erstmals sechs Werke dabei. Und ich bin überzeugt, dass unser ehemaliger Moto3-Weltmeister Maverick Viñales in diesem Jahr für eine Überraschung sorgen wird.

Welchen Vorteil hat KTM gegenüber anderen Herstellern?

Für uns ist das Racing unser Leben. Wir machen das nicht einfach aus Marketinggründen. Auch im Offroad werden im Wettbewerb seit Jahren die Produkte für die Serie entwickelt.
Racing kombiniert für uns beide Elemente der Innovations-Theorie. Die gesamte Firma lebt für das Ziel, im Motorsport erfolgreich zu sein.
Wenn wir in irgendeiner Serie mitmachen, dann zeichnet uns eines aus – wir geben nie auf, wenn wir ein Ziel verfolgen.
Es spielt keine Rolle, wie lange es dauert. WIR WERDEN ES TUN.

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