Stefan Bradl zu Suzuka: «Wir haben gepokert»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl mit Takahashi und Kiyonari

Stefan Bradl mit Takahashi und Kiyonari

Stefan Bradl zeigte nach dem 3. Platz beim 8h-WM-Lauf in Suzuka viel Respekt für die Performance des siegreichen Kawasaki-Teams. Honda musste «All in» im Finish gehen. Und Stefan prangert die Fehler der Rennleitung an.

Stefan Bradl freut sich nach dem wackeren dritten Platz bei seinem Langstrecken-WM-Debüt in Suzuka auf die Rückkehr in die MotoGP-WM bei Repsol Honda, wo er wie beim deutschen WM-Lauf in Brünn und Spielberg den dauerverletzten Spanier Jorge Lorenzo ersetzen wird.

Stefan Bradl und sein Red Bull Honda-Teamkollegen Takumi Takahashi haben das Suzuka Eight Hours Race ohne Rundenverlust überstanden, das Siegerteam von Kawasaki (Johnny Rea, Leon Haslam) legte 2019 nicht weniger als 128 Runden mehr zurück als das Yamaha Factory Team beim 8h-Triumph 2018.

Stefan Bradl blickt mit sichtlicher Genugtuung auf seine Suzuka-8h-Premiere zurück. Er hat im Fahrerlager in Japan gehört, Kawasaki habe so viel Geld in den 8h-Event investiert wie üblicherweise in zwei Superbike-WM-Jahre. Dafür gewannen die Grünen zum zweiten Mal seit 1993 – damals mit Scott Russell und Aaron Slight.

«Ob diese Budgetzahlen stimmen oder nicht, keine Ahnung. Jonathan Rea und Leon Haslam haben ihre Aufgabe jedenfalls ausgezeichnet erledigt», sagt Bradl. «Die Kawasaki-Mannschaft hat das ganze Superbike-WM-Technik-Team nach Japan mitgebracht und das Motorrad dementsprechend gut abgestimmt. Sie haben das alles sehr gut gemacht. Bei uns hat es nicht schlecht ausgeschaut, wir lagen teilweise in Führung, aber am Ende des Tages hat halt ein bisschen was gefehlt. Ob unsere Strategie perfekt war, ist schwer zu sagen. Im Endeffekt haben wir gepokert. Wenn es am Schluss eine Stunde oder 20 Minuten vor dem Ende stärker geregnet hätte, wenn man auf Regenreifen wechseln hätte und einen weiteren Stopp hätte machen müssen, hätten wir gewinnen können. Davon gehe ich aus. Dann hätte Takahashi seine Regenerfahrung in Suzuka tadellos ausspielen können. Das war unsere Hoffnung, unser Plan. Deshalb haben wir gesagt: ‚ALL IN.‘ Er ist deshalb am Ende den Doppelstint gefahren. Leider hat es erst in den letzten fünf Minuten zu regnen begonnen.»

Bradl geht davon aus, dass die SERT-Suzuki von Etienne Masson nach dem Motorschaden Öl versprüht hat. «Die Rennleitung hat diese Situation dann völlig falsch eingeschätzt und verschlafen. Die haben gedacht, das Rennen dauert noch noch ein oder zwei Minuten, also haben brauchen sie nicht einzugreifen. Wenn ich so etwas sehe, stehen mir die Haare zu Berge. Eigentlich gibt es ja in Suzuka keine rote Flagge, sondern ein Pace Car, deshalb hat mich gewundert, als plötzlich trotzdem die rote Flagge geschwenkt wurde. Üblicherweise hätte das Pace Car rausgeschickt werden müssen, hinter dem wären dann alle gemütlich hergefahren. Die Funktionäre hätten in dieser Zeit die Situation analysieren oder das Rennen hinter dem Pace Car zu Ende gehen lassen können. Dann hätte es keine Diskussionen über das Rennergebnis gegeben. Aber das hat die Rennleitung verschlafen.»

Johnny Rea scheute im Finish kein Risiko, er fuhr bei Finsternis und Regen drei Sekunden schneller als die Gegner. Bradl: «Man muss die Frage stellen, ob Rea wegen des Regens oder auf dem Öl gestürzt ist. Die Verantwortlichen der Rennleitung sind davon ausgegangen, dass es wegen der nassen Fahrbahn passiert ist. Denn es ist in dieser Runde kein anderer gestürzt, obwohl noch ca. 50 Teams im Rennen waren. Deshalb gehe ich davon aus, dass der Regen Schuld an seinem Sturz war.»

Das Thema, ob Rea die demolierte Kawasaki nach dem Crash innerhalb einer gewissen Zeitspanne an die Box zurückbringen hätte müsses, um in die Wertung zu kommen, hat Honda nie wirklich beschäftigt. «Wir waren zuerst Zweite, dann Dritte. Wir haben uns nicht mit Reglementsfragen befasst, weil für uns klar war, dass wir sicher nicht gewonnen haben.»

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