Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Lucio Cecchinello (LCR): «Ich wollte Bradl nehmen»

Von Günther Wiesinger
Lucio Cecchinello

Lucio Cecchinello

LCR-Honda-Teambesitzer Lucio Cecchinello wollte Nakagami durch Stefan Bradl ersetzen. Doch HRC lehnte diesen Wunsch ab. So kam Johann Zarco ins Gespräch.

Durch den Rückzug von Takaaki Nakagami aus der MotoGP-WM nach dem Japan-GP ist Bewegung ins Geschehen gekommen. Johann Zarco hat für drei Rennen mit LCR-Honda geeinigt. Und da er gleichzeitig bei Yamaha Motor Racing keine Zusage für das Testteam 2020 machen wollte, rechnet er sich ganz offenbar berechtigte Chancen auf den zweiten Platz im Repsol-Honda-Team an der Seite für Marc Márquez für die kommende Saison aus. Denn es wird mit einem Rückzug von Jorge Lorenzo gerechnet, der nach 15 Grand Prix noch keinen Top-Ten-Platz vorzuweisen hat. Und der 32-jährige Mallorquiner (Platz 19 im FP1 in Japan) strauchelt bisher auch in Motegi.

Lucio Cecchinello (49), Besitzer des LCR-Honda-Teams mit Crutchlow und Nakagami, bestätigte heute in Japan, dass er eigentlich zuerst an Stefan Bradl gedacht habe, als ihm Nakagami nach dem Thailand-GP eröffnet habe, dass er sich nach dem Motegi-Rennen an der rechten Schulter operieren lassen werde.

«Takaaki ist beim Rennen in Assen gestürzt. Dabei hat er sich an der rechten Schulter verletzt. Lange Zeit waren wir überzeugt, dass er sich ohne Operation erholen würde», schildete Cecchinello. «Aber leider sind durch die nächsten Rennen die Schmerzen stärker geworden. Er hat dann einen weiteren Medical Check bei Dr. Mir in Barcelona gemacht. Dabei hat sich herausgestellt, dass die Schulterkapsel in drei Teile zerbrochen ist. Deshalb ist die Schulter nur eingeschränkt beweglich, dazu kommen die Schmerzen. Nach dem Rennen in Aragón hat sich Taka in Japan noch einmal untersuchen lassen, die Diagnose deckte sich mit jener von Dr. Mir. Auch die Ärzte in Japan haben eine möglichst rasche Operation empfohlen. Leider kann Taka also an den letzten drei Rennen nicht teilnehmen.»

«Als wir uns dann auf die Suche nach einem Ersatzfahrer gemacht haben, haben wir mit HRC gesprochen und sofort gefragt, ob wir Stefan Bradl einsetzen können», schilderte der italienische LCR-Teamchef. «Stefan wäre meine erste Wahl gewesen. Er ist HRC-Testfahrer, er kennt das Motorrad, er kennt unser Team. Es wäre für uns perfekt gewesen, die letzten drei Grand Prix mit ihm abzuwickeln. Aber leider hat mir HRC mitgeteilt, dass Stefan am Ende des Monats mit den Tests des neues Bikes für 2020 sehr stark beschäftigt sein wird und auch zu Beginn des Novembers. Denn von den Testergebnissen von Stefan wird abhängen, welches Material für 2020 produziert wird. Die HRC-Manager haben mir deshalb geraten, mich um einen anderen Fahrer umzusehen. Da ist mir natürlich sofort der Name Johann Zarco in den Sinn gekommen. Ich habe das gegenüber HRC erwähnt, sie haben mir grünes Licht für Verhandlungen gegeben. Danach habe ich Johann Zarco kontaktiert und in den folgenden Tagen daran gearbeitet, diesen Plan in die Tat umzusetzen.»

Lucio Cecchinello wird jetzt natürlich dauernd gefragt, ob Honda mit Zarco auch weitergehende Pläne hat, die über 2029 hinausgehen, denn er hat bei Yamaha für 2020 eine Zusage verweigert. «Ja, diese Fragen wird mir jetzt von allen Medien gestellt», seufzte Lucio. «Aber ich kann darauf keine Antwort geben. Was ich sagen kann: Wir machen drei Rennen mit Johann Zarco. Es besteht jedoch keine Chance, dass Zarco 2020 bei LCR fährt, weil wir Verträge mit Crutchlow und Nakagami haben und mit beiden Piloten happy sind. Aber natürlich besteht für Zarco die Chance, dass er in der Honda-Family bleiben wird, nachdem er diese drei Rennen absolviert hat. Und wer weiß? In der Saison 2020 werden die Transferhandlungen für 2021 und 2022 früh losgehen. Wir werden viele Fahrerwechsel erleben, der Markt wird weit geöffnet sein. Fast alle Verträge laufen Ende 2020 aus. Es ist gut, dass Zarco jetzt die Honda-Leute kennenlernt. Und wer weiß, was in Zukunft passiert.»

Lucio Cecchinello hat 2018 in Japan über Platz 2 von Cal Crutchlow gejubelt. Doch bei den letzten Rennen hatte der Brite erhebliche Mühe. In Buriram reichte es nur für Rang 12. Cecchinello: «Wir unterstützen Cal bei den letzten Rennen weiter so gut wie möglich. Motegi ist sicher ein wichtiges Rennen für Honda und uns. Wir hoffen auf ein starkes Resultat. Aber in Wirklichkeit müssen wir mit einem Top-5-Ergebnis zufrieden sein, das wäre fantastisch, denn wir suchen immer noch das beste Bike-Setting für Cal.»

Ergebnis FP1 MotoGP in Motegi

1. Viñales, Yamaha, 1:45,572
2. Quartararo, Yamaha, +0,258
3. Morbidelli, Yamaha, + 0,411
4. Márquez, Honda, + 0,463
5. Rins, Suzuki, + 0,493
6. Mir, Suzuki, 0,553
7. Miller, Ducati, + 0,625
8. Dovizioso, Ducati, 0,634
9. Pol Espargaró, KTM, + 0,643
10. Crutchlow, Honda, + 0,717
11. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,842
12. Rossi, Yamaha, + 0,848
13. Petrucci, Ducati, + 0,963
14. Iannone, Aprilia, + 1,173
15. Nakagami, Honda, + 1,191
16. Kallio, KTM, + 1,326
17. Oliveira, KTM, + 1,370
18. Abraham, Ducati, + 1,755
19. Lorenzo, Honda, + 1,866
20. Bagnaia, Ducati, + 1,924
21. Guintoli, Suzuki, + 2,181
22. Rabat, Ducati, + 2,525
23. Syahrin, KTM, + 2,786

MotoGP-WM-Stand nach 15 von 19 Rennen:

1. Marc Márquez 325 Punkte (Weltmeister). 2. Dovizioso 215. 3. Rins 167. 4. Viñales 163. 5. Petrucci 162. 6. Rossi 145. 7. Quartararo 143. 8. Miller 119. 9. Crutchlow 102. 10. Morbidelli 90. 11. Pol Espargaró 80. 12. Nakagami 74. 13. Mir 58. 14. Aleix Espargaró 46. 15. Bagnaia 34. 16. Iannone 33. 17. Oliveira 29. 18. Zarco 27. 19. Lorenzo 23. 20. Rabat 18. 21. Bradl 16. 22. Pirro 9. 23. Guintoli 7. 24. Syahrin 7. 25. Abraham 5.

Marken-WM

1. Honda 331. 2. Ducati 254. 3. Yamaha 248. 4. Suzuki 192. 5. KTM 91. 6. Aprilia 67.

Team-WM

1. Ducati Team 377. 2. Repsol Honda Team 358. 3. Monster Energy Yamaha 308. 4. Petronas Yamaha SRT 233. 5. Team Suzuki Ecstar 229. 6. LCR Honda 176. 7. Pramac Racing 153. 8. Red Bull KTM Factory Racing 107. 9. Aprilia Racing Team Gresini 79. 10. Red Bull KTM Tech3 36. 11. Reale Avintia Racing 23.

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