Pit Beirer (KTM): «Habe mich bei Pedro entschuldigt»
Defekte an der Antriebskette eines MotoGP-Bikes gehören zu den seltenen Ausfallgründen. Zwei Kettenrisse an einem Wochenende, sind sehr unwahrscheinlich und dass es ein Team gleich dreimal erwischt, ist nahezu unmöglich. Doch exakt dieser Fall trat während des Misano-Grand-Prix auf die KTM-Werksmannschaft zu.
Am Samstag war Routinier Brad Binder zweimal ohne Antrieb stehen geblieben. Am Sonntag fand das Drama eine nochmalige Steigerung. Mit identischer Ursache war die Aufholjagd von Pedro Acosta beendet, bevor es um die Entscheidung um einen möglichen Podestplatz ging. Runde 7 bedeutete das Aus – Acosta musste seine RC16 auf Rang 4 liegend am Streckenrand abstellen und war zunächst außer sich.
«Was absolut verständlich ist, und ich habe mich bei Pedro dafür entschuldigt. Es gibt nichts zu diskutieren. So etwas darf nicht passieren – alleine deshalb, weil so ein Problem mit der Kette auch ein hohes Risiko für die Piloten darstellt», so KTM-Racing-Chef Pit Beirer nach dem niederschmetternden GP im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Pedro hatte bis dahin einen fantastischen Job gemacht, alles lief wie geplant und ich denke, Platz 4 wäre für ihn heute sicher machbar gewesen», fügt Beirer an.
Und wie kann es überhaupt zu einem derartigen Fiasko kommen? Pit Beirer erklärt: «Die Kette ist ein Risiko-Teil, sie ist extremen Belastungen ausgesetzt. Das ist natürlich keine Neuheit, wir wissen um die Gefahr, hatten aber auch in etlichen Tests – Misano ist eine unsere offiziellen Teststrecken – noch nie einen einzigen Defekt. Dani und Pol hatten hier einen sehr produktiven Test mit Zeiten 1:30er-Rundenzeiten – und nichts ist passiert. Dass es uns hier so erwischt, ist auch deshalb sehr frustrierend, weil wir für den Montags-Test in Misano ein Bauteil testen, das genau hier ansetzt.»
Vollblut-Racer Beirer weiter: «Es ist ein Zusammenspiel vieler Faktoren. Die Kette selbst ist weniger das Problem, es geht vor allem um die Führung der Kette. Die einwirkenden Kräfte sind so gewaltig, erst recht auf einer Strecke wie Misano mit sehr viel Grip, dass es die Schwinge verzieht. Dazu kommt die ständig wechselnde Geometrie durch die Höhenverstellung des Hecks. Wenn der Pilot unter Volllast dann etwas einen Randstein überfährt und im gleichen Moment einen Schaltvorgang durchführt, dann kann es passieren, dass es die Kette vom Kettenrad zieht. Erst wenn das passiert, reißt die Kette.»
Am Montag nach dem San Marino-GP werden alle MotoGP-Mannschaften testen. Für die Österreicher hätten andere Updates im Vordergrund stehen sollen. Nun wird der Führung der Antriebskette unerwartet eine besondere Aufmerksamkeit zukommen.
Ergebnisse MotoGP Misano, Rennen (14. September):
1. Marc Marquez (E), Ducati, 27 Runden in 41:20,898 min
2. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +0,568 sec
3. Alex Marquez (E), Ducati, +7,734
4. Franco Morbidelli (I), Ducati, +10,379
5. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati , +11,330
6. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +16,069
7. Luca Marini (I), Honda, +17,965
8. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +20,964
9. Miguel Oliveira (P), Yamaha +21,565
10. Brad Binder (ZA), KTM, +23,109
11. Raúl Fernández (E), Aprilia +24,592
12. Jack Miller (AUS), Yamaha +27,492
13. Jorge Martin (E), Aprilia, +29,937
14. Augusto Fernandez (E), Yamaha +61,504
15. Somkiat Chantra (T), Honda +61,932
16. Johann Zarco (F), Honda +1 Runde
– Enea Bastianini (I), KTM
– Alex Rins (E), Yamaha
– Francesco Bagnaia (I), Ducati
– Pedro Acosta (E), KTM
– Maverick Viñales (E), KTM
– Ai Ogura (J), Aprilia
– Joan Mir (E), Honda
WM-Stand nach 32 von 44 Rennen:
1. M. Marquez, 512 Punkte. 2. A. Marquez 330. 3. Bagnaia 237. 4. Bezzecchi 229. 5. Acosta 188. 6. Morbidelli 180. 7. Di Giannantonio 179. 8. Aldeguer 141. 9. Quartararo 137. 10. Zarco 117. 11. Binder 101. 12. Marini 94. 13. Bastianini 84. 14. R. Fernandez 84. 15. Vinales 72. 16. Ogura 69. 17. Miller 58. 18. Mir 50. 19. Rins 45. 20. Martin 34. 21. Oliveira 24. 22. P. Espargaro 16. 23. Nakagami 10. 24. Savadori 8. 25. A. Fernandez 6. 26. Chantra 1. 27. A. Espargaro 0.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 575 Punkte. 2. Aprilia 271. 3. KTM 248. 4. Honda 198. 5. Yamaha 168.
Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 749 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 471. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 359. 4. Red Bull KTM Factory Racing 289. 5. Aprilia Racing 271. 6. Monster Energy Yamaha 182. 7. Red Bull KTM Tech3 Racing 172. 8. Trackhouse MotoGP Team 153. 9. Honda HRC Castrol Team 144. 10. LCR Honda 119. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 85.