Kritik von Quartararo: So läuft das für Yamaha nicht
Als Fabio Quartararo die Moto2-WM auf der unterlegenen Speed Up als Zehnter beendete und von Yamaha in die MotoGP befördert wurde, waren sich selbst Experten uneins, was das Talent des Franzosen betrifft. Sieben MotoGP-Saisons später ist sein Können erwiesen: Er wurde 2021 Weltmeister, im Jahr darauf Vize, gewann 11 Grands Prix, stand 32 Mal auf dem Podium und dazu 21 Mal auf Startplatz 1.
Doch seit 2023 ist Yamaha nicht mehr in der Lage, ihm ein siegfähiges Motorrad hinzustellen, die Weltmeisterschaft beendete er seither lediglich auf den Rängen 13, 10 und 9. Dass er aktuell einer der bestbezahlten Fahrer in der MotoGP ist, wirkt zwar schmerzlindernd und ist gut für seine Altersvorsorge, trägt aber nicht zu seiner sportlichen Befriedigung bei.
Für 2026 sind alle 22 MotoGP-Plätze festgezurrt, erste Gespräche für 2027 laufen bereits. Die Topteams werden versuchen, ihre Asse Marc Marquez (Ducati), Fabio Quartararo (Yamaha), Pedro Acosta (KTM) und Marco Bezzecchi (Aprilia) zu halten.
Diese vier haben mit ihren Entscheidungen keine Eile, sie wollen abwarten, wo die Hersteller mit ihren 850er-Motorrädern stehen, die ab 2027 zum Einsatz kommen. Diesbezüglich wird sich im ersten Halbjahr 2026 ein Bild ergeben.
Quartararo hat sich in den vergangenen Monaten regelmäßig abfällig – man könnte auch ehrlich sagen – über sein Arbeitsgerät geäußert, der 26-Jährige macht unmissverständlich klar: Bekommt er 2026 kein siegfähiges Bike, dann ist er für 2027 für jedes Angebot der Konkurrenz offen.
Das löst bei Yamaha keine Jubelstürme aus. MotoGP-Rennchef Paolo Pavesio bringt aber auch ein Stück weit Verständnis für sein Aushängeschild auf. «Aus menschlicher Sicht verstehe ich die Frustration in gewissen Momenten», hielt der Italiener fest. «Aber wir sind alle Profis und zusammen auf dieser Reise. Wir bieten ihm die Möglichkeit für Yamaha zu fahren, und er hat das akzeptiert. Was er in den ersten vier Jahren geleistet hat, war unglaublich, weil ihm das Paket erlaubt hat, das zu tun. 2023 und 2024 waren hingegen sehr schlechte Jahre, im schlechtesten Jahr haben wir uns aber erneut zueinander bekannt. 2025 haben wir bewiesen, dass wir die Wende schaffen können.»
«Ich gebe dir ein paar Zahlen», so Pavesio im Vieraugengespräch mit SPEEDWEEK.com. «Diese hängen auch mit dem außergewöhnlichen fahrerischen Talent von Fabio zusammen. Sein durchschnittlicher Rückstand auf die Pole-Position betrug im Vorjahr 1,3 sec. Dieses Jahr waren es 0,35 sec. Er stand fünfmal auf Pole und zehnmal in der ersten Startreihe. Das Motorrad ist offensichtlich viel schneller über eine fliegende Runde, auch dank ihm. Das Bike ist auch schneller im Sprint und ein bisschen im langen Rennen. Aber je länger ein Rennen dauert, desto mehr straucheln wir. Und es trägt nicht zum Einsatz der Firma bei, wenn man sich öffentlich zu viel beschwert. Wir arbeiten, weil wir uns als Firma dazu bekennen. Wir glauben, dass wir ein besseres Motorrad bauen können, was in der Konsequenz dazu führen könnte, dass wir Fabio überzeugen, bei uns zu bleiben. Aber es läuft nicht andersherum. Unser Einsatz ist für Yamaha. Wir haben einen Champion, der ein extrem wichtiger Teil unseres Projekts ist. Wenn wir etwas machen, das gut ist für alle unsere Fahrer, dann generieren wir ein positives Ergebnis. In einem mechanischen Sport gibt es keine Magie.»
Pavesio unterstreicht, welchen Einsatz Yamaha bringt, um es zurück an die Spitze zu schaffen: «Wir haben die Rennabteilung mit neuen Leuten umstrukturiert, haben ein neues Team, ein Moto2-Projekt – das alles wird uns in eine strahlende Zukunft führen. Wir haben Langzeitvisionen und versuchen an jedem Wochenende und in jedem Rennen besser zu werden. Je besser wir sind, desto besser ist es für die Marke und die Fahrer. Insgesamt sorgt das für die Erschaffung von Positivismus. Öffentliche Beschwerden gehören nicht zu diesem gesunden Prozess. In jeder Beziehung sind schwierige Momente akzeptabel, technisch gesprochen glaube ich aber, dass wir letztes Jahr den Tiefpunkt erreicht hatten. Wir haben uns der MotoGP mehr verpflichtet denn je und möchten zurück an die Spitze. So ist es und mehr kann Yamaha nicht tun. Die Strecke ist unser Richter, so ist das im Rennsport.»










