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Pol Espargaró: «Ein MotoGP-Bike ist wie eine Frau»

Von Sharleena Wirsing
Pol Espargaró ist ein sehr vielversprechender MotoGP-Rookie. Mit SPEEDWEEK.com sprach der quirlige Spanier über den Aufstieg, seine Ziele und warum Bruder Aleix nie entspannt.

In Le Mans scheiterte Tech3-Pilot Pol Espargaró nur knapp an seinem ersten Podestplatz in der Königsklasse. Der 23-Jährige musste sich in den letzten Runden dem erfahrenen Alvaró Bautista geschlagen geben.

Mit 67 Zählern belegt der Moto2-Weltmeister hinter seinem älteren Bruder Aleix den siebten Platz der WM-Tabelle vor Andrea Iannone, Stefan Bradl, Alvaró Bautista und seinem Tech3-Teamkollegen Bradley Smith. Espargaró ist erfolgreich in der MotoGP-Klasse angekommen.

Pol, es ist dein erstes Jahr in der MotoGP-Klasse. Worin liegt der größte Unterschied zur Moto2-Klasse?

Das Motorrad ist der größte Unterschied. Außerdem verlaufen die Rennwochenende anders. Die Presse schenkt einem mehr Aufmerksamkeit und man hat mehr zu tun. Man hat keine Zeit sich auszuruhen. Auch auf der Maschine ist es schwieriger, denn es ist viel anstrengender. Man hat mehr Fans und macht Dinge wie Sonnenbrillen oder Uhren zu bewerben. Es ist cool, denn auf diese Weise kennen mich mehr Menschen ohne Helm.

In Le Mans hast du nur knapp deinen ersten Podestplatz verpasst. Klappt es in dieser Saison noch mit einem Top-3-Resultat?

Das hoffe ich. Aber es ist sehr schwer, auf das Podest zu gelangen. Es gibt vier Werksmaschinen, deren Fahrer immer um einen Platz auf dem Treppchen kämpfen. Meistens muss etwas Ungewöhnliches passieren, damit ein anderer Pilot die Chance auf einen Podestplatz hat. Wir arbeiten hart daran, aber es wird nicht einfach sein.

Du hast dich seit Saisonbeginn als Fahrer weiterentwickelt. In welchen Bereichen hast du dich besonders verbessert?

Mein Fahrstil hat sich verbessert. Ich bewege die Maschine nun viel sanfter. Beim Wintertest in Sepang kämpfte ich noch gegen das Bike. Die japanischen Ingenieure sagten mir dann, dass ich mit dem Motorrad tanzen muss und nicht kämpfen. Die Maschine ist wie eine Frau. Ich habe es versucht. Es wird besser, aber es fällt mir noch immer schwer, wenn die Reifen abbauen. Trotzdem fühlt es sich total falsch an. [lacht] Ich steigere mich, aber es ist noch nicht das Ende des Weges.

Was sind deine Ziele für den Rest der Saison?

Ein Endresultat ist schwer zu nennen, weil wir bei jedem Rennen noch viele Änderungen vornehmen. Manche Rennen können wir unter den Top-5 beenden und bei anderen reicht es nur für Platz 8 oder 9. Wir wissen momentan noch nicht genau, wo wir stehen. Für mich wäre es großartig, wenn ich am Ende im Gesamtklassement auf Platz 5, 6 oder 7 liege. Es ist schließlich meine Rookie-Saison.

Du hast einen direkten Vertrag mit Yamaha. Es existiert für dich jedoch eine Ausstiegsklausel?

Ja, das ist richtig. Wenn ich mich vor Misano unter den ersten Sechs befinde oder wenn das Werksteam, wie im Moment, voll ist, dann kann ich den Vertrag auflösen. Doch es macht keinen Sinn, zu gehen, denn die Yamaha ist eine gute Maschine und die Mitarbeiter arbeiten sehr gut mit mir. Suzuki ist keine Option, denn ich habe De Puniet in Barcelona gesehen und die Maschine ist nicht schnell. Das ist im Moment alles schwer einzuschätzen. In den ersten Rennen werden sie mit diesem Motor sehr viele Probleme haben. Ich würde gern in meinem Team bleiben.

Einige Experten sind der Meinung, dass die Yamaha besser für Rookies geeignet sei als die Honda, weil sie einfacher zu fahren ist. Was ist dein Eindruck?

Ich habe die Honda nicht getestet. [grinst] Es stimmt. Die Yamaha ist vom ersten Moment an einfach zu fahren. Schwierig wird es jedoch, wenn man eine sehr schnelle Runde fahren will. Die letzte halbe Sekunde ist sehr schwierig zu finden. Sich an die Maschine zu gewöhnen, ist nicht schwer. Das fiel mir beim ersten Test in Valencia leicht.

Dein Bruder Aleix führt sein eigenes Team in der Spanischen Meisterschaft (CEV). Hast du ähnliche Pläne?

Nein, derzeit nicht. Aleix denkt immer einen Schritt weiter und arbeitet unermüdlich. Er hört nie auf und kann nicht relaxen. [grinst] Ich muss mich entspannen und an andere Dinge denken. Meine Freizeit verbringe ich gerne mit der Familie und Freunden. Aleix hat nie Zeit. Wenn er keine MotoGP-Rennen fährt, dann kümmert er sich um die Spanische Meisterschaft. Für mich wäre das im Moment alles zu viel. Ich muss mich erst auf die MotoGP-Klasse konzentrieren. Solche Pläne sind vielleicht etwas für die Zukunft.

Aleix und du wirkt sehr vertraut. Seid ihr mehr als Brüder?

Ja, wir sind auch Freunde. Wir sind immer zusammen. Wir trainieren zusammen, wir feiern zusammen, wir haben dieselben Freunde und denselben Beruf. Wir sind nur zwei Jahre voneinander getrennt, daher haben wir dieselben Interessen und machen fast alles zusammen.

Unter Geschwistern gibt es normalerweise oft Streit. Wie ist das bei euch?

Wir streiten immer. [lacht] Bei den Rennen sieht es immer so aus, als wären wir ein Herz und eine Seele. In der Weltmeisterschaft brauchen wir das beide, denn es hilft uns. Aber abseits des Fahrerlagers streiten wir natürlich. Das ist normal für Brüder.

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