Paolo Ciabatti/Ducati: «Haben unsere Ziele erreicht»

Von Günther Wiesinger
Paolo Ciabatti

Paolo Ciabatti

Ducati befindet auf dem Vormarsch. MotoGP-Projektleiter Paolo Ciabatti spricht über die Umsetzung der Ziele von 2014 und über die Situation mit der neuen Ducati GP15.

Als Paolo Ciabatti vor zwei Jahren seine Aufgabe als MotoGP-Projektleiter bei Ducati Corse übernahm, erlebte er beim ersten Test in Sepang ein böses Erwachsen.

Die GP13 war ein Erbe des entlassenen Chefkonstrukteurs Ing. Filippo Preziosi, der nach dem Rossi-Debakel gehen musste.
Die Rückstände von Dovizioso und Hayden lagen damals konstant bei zwei Sekunden.

Vor einer Woche schafften die aktuellen Ducati-Werksfahrer Andrea Dovizioso und Andrea Iannone auf der Übergangs-Maschine GP14.3 die Ränge 7 und 3. Iannone lag in der Gesamtwertung als Dritter nur 0,521 sec hinter dem überragenden Weltmeister Márquez, Dovizioso hatte als Zweiter des zweiten Testtages nur 0,052 sec auf den Tagesschnellsten Jorge Lorenzo/Yamaha eingebüsst.

Da hellten sich die Gesichter bei Ducati Corse auf, auch bei Paolo Ciabatti.

Und die Roten haben noch ein heisses Eisen im Feuer: Am kommenden Montag wird die neue Ducati GP15 im «Ducati Auditorium» in Borgo Panigale der Öffentlichkeit präsentiert, ab 23. Februar wird sie in Sepang getestet.

Der ehemalige Aprilia-Renndirektor Jan Witteveen hat eine konkrete Vorstellung davon, wie das Konzept der GP15 aussehen wird.
Konstrukteur Gigi Dall'Igna dürfte das Honda-Konzept von 2013 kopiert und den 90-Grad-V-Motor der Ducati Desmosedici kompakter gestaltet haben, um ihn je nach Rennstrecke besser im Chassis verschieben zu können, zwecks besserer Gewichtsverteilung.

Dall'Igna sprach von einem Überraschungspaket, aber die GP15 wird keine gewaltigen Geheimnisse offenbaren, auf jeden Fall keinen Gitterrohrstahlrahmen, wie ihn Casey Stoner 2007 beim Titelgewinn verwendet hat.

Dall'Igna stiess im Oktober 2013 zu Ducati Corse, seither hat er Details verändert und sich an der Benchmark Honda orientiert, die das bisher beste V4-Konzept gestaltet haben.

SPEEDWEEK.com hat sich mit Paolo Ciabatti über die Fortschritte bei Ducati unterhalten.

Paolo, hast du vor zwei Jahren erwartet, dass Ducati zwei Jahren brauchen wird, um wieder eine Macht im MotoGP-Sport zu werden? War die Aufgabe schwieriger als erwartet?

Der Sepang-Test 2013 um diese Zeit war ein Schock... Wir waren definitiv zu langsam. Wir haben damals eine Situation geerbt... Die ganze Saison 2013 blieb schwierig.
Letztes Jahr haben wir fortwährend Schritte nach vorne gemacht. Alles was wir neu für das Motorrad entwickelt haben, ob kleine Dinge oder grosse, hat funktioniert, es ging in die gewünschte Richtung.
Gigi Dall'Igna hat dann ein neues Ziel gesetzt. Er wollte, dass wir am Ende der Saison in den Rennen nicht mehr als zehn Sekunden auf den Sieger verlieren.
Das ist uns im Schnitt gelungen. Manchmal haben wir nur 5 oder 6 Sekunden zurück, manchmal 14. Aber im Schnitt haben wir dieses Ziel erreicht.
Ausserdem haben wir zum Aragón-GP Ende September die neue GP14.2 gebracht, sie hat uns mehr Möglichkeiten beim Chassis-Set-up ermöglicht. Ausserdem war das Motorrad schmaler, es hatte aerodynamische Vorteile und half den Fahrern punkto Ergonomie.
Das GP14.3-Motorrad, das wir zuletzt beim ersten Sepang-Test 2015 eingesetzt habe, ist eine Weiterentwicklung der GP14.2. Es basiert auf dem gleichen Motorrad, ermöglicht uns aber noch einmal mehr Chassis-Abstimmungen. Ausserdem verfügt es bei der Elektronik über die neuesten Updates, die wir schon für die GP15 getestet haben. Ausserdem hat der Motor mehr Power und ein verändertes Drehmoment.
Zurück zu deiner Frage: Ja, die zwei Jahre waren hart. Aber 2014 haben wir klare Fortschritte erlebt.
Wir haben unsere Ziele erreicht, wir haben drei Podestplätze erzielt. Beinahe vier, aber Cal Crutchlow ist in Australien in der letzten Runde auf Platz 2 gestürzt.
Es war gut zu sehen, dass der Trend in die richtige Richtung geht. Wenn man Ziele verwirklichen kann, wächst bei allen Beteiligten die Zuversicht und bei den Fahrern die Motivation.
In Sepang haben wir zuletzt gesehen, dass wir sogar mit der GP14.3 konkurrenzfähig sind.

Lorenzo und Rossi haben zur Kenntnis genommen, dass Ducati auch punkte Rennspeed konstanter geworden ist. Sie machen sich Sorgen.

Ja, wir haben am Donnerstag in Malaysia mit Dovi einen 15-Runden-Long-run probiert. Alle Runden lagen zwischen 2:01,4 und 2:01,6 min. Die Beständigkeit war immer ein Mangel bei uns, wir waren oft nur über einzelne Runden schnell. Deshalb waren wir so oft in der ersten Reihe, in Motegi sogar auf der Pole-Position.
Dass wir jetzt auch über längere Distanzen schnell sind, ist ein vielversprechendes Anzeichen und eine erfreuliche Situation.
Jetzt haben wir ein wichtiges Ziel. Wir müssen uns beim nächsten Sepang-Test um ein positives Debüt der GP15 bemühen.
Alle Informationen, die uns von der GP14.3 vorliegen, werden für die GP15 hilfreich sein.

Über die GP15 hat man in den letzten Wochen widersprüchliche Informationen gehört. Einmal hiess es, die Motoren werden erst in letzter Minute bis zum 16. Januar fertig. Ich glaube eher, Ducati wollte die GP15 nicht beim ersten Sepang-Test zeigen, um keine schlafenden Hunde zu wecken.

Die erste Information ist unwahr. Die GP15-Motoren waren zusammengebaut, als wir in Sepang waren. Ich hatte bereits Bilder davon in Malaysia dabei.
Die Wahrheit ist: Die GP15 hat sich etwas verzögert. Es wäre vielleicht gut gewesen, die neue Maschine schon im November testen zu können. Aber Gigi wollte so viele Informationen wie möglich zusammentragen und dann eine endgültige Version der GP15 bauen. Er wollte alle richtigen Features einbauen.
Wir sind jetzt vielleicht etwas spät dran. Aber ich muss auf Holz klopfen... Wir liegen trotzdem gut im Zeitplan.
Wir werden beim zweiten Sepang-Test für jeden Werksfahrer eine GP15 zur Verfügung haben. Dazu werden beide Andreas eine GP14.3 in der Box haben.

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