Stefan Bradl: Heftige Kritik an Marelli-Elektronik

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl sagte dem Marelli-Techniker seine Meinung

Stefan Bradl sagte dem Marelli-Techniker seine Meinung

Selbst Ducati-Werksfahrer Andrea Iannone hatte beim Jerez-GP seine Mühe mit der Magneti-Marelli-Elektronik. Stefan Bradl platzte am Montag der Kragen.

Platz 19 im Qualifying von Jerez, Rang 16 im Rennen und dann Zwölfter beim MotoGP-Montag-Test auf den Circuito de Jerez. Nach dieser Bilanz hofft Stefan Bradl auf einen Aufwärtstrend bei den nächsten Rennen in Le Mans, Barcelona und Mugello.

Stefan, dein Forward-Elektronik-Chef Dirk Debus ist zuversichtlich, jetzt eine bessere Lösung für die Traction-Control gefunden zu haben.

Ja, ich glaube, Dirk hat bei den ersten Rennen bei der neuen Software der Einheits-ECU von Marelli mehr Schwierigkeiten vorgefunden als erwartet. Er war negativ überrascht von dem Ganzen. Er sagt, die Software ist um ein Vielfaches komplizierter geworden, die Daten sind nicht kompatibel mit denen aus dem Vorjahr, es lässt sich nichts übernehmen von dem, was er 2014 mit Aleix Espargaró herausgefunden hat. Aber nach dem Montag-Test von Jerez habe ich das Gefühl, wir kommen voran.

Du bist bei Honda drei Jahre durch die ausgeklügelte HRC-Elektronik verwöhnt worden. Der Umstieg auf die Marelli-ECU war für dich ein böses Erwachen?

Ich habe am Montag in Jerez einem Techniker von Marelli anständig meine Meinung gesagt. Denn was da am Freitag in der Out-lap passiert ist... Es ist zum Glück gut ausgegangen. Ich habe keinen Kratzer davon getragen. Aber dieser defekte Hinterradsensor und die dadurch ausgefallene Traction-Control waren der Auslöser für ?unser insgesamt ganz schlechtes GP-Wochenende.
Ich habe diesem Techniker gesagt: «Wenn eine Firma wie Magneti-Marelli nach drei Jahren noch nicht imstande ist, mir ein Warnsignal auf das Dashboard zu bringen, das mir anzeigt, wenn der Hinterradsensor nicht angesteckt oder kaputt ist oder sonst ein Problem hat, dann muss dieser Mist 20 Jahre alt sein. Aber heute haben wir das Jahr 2015.»
Ich habe diesen Kerl zur Schnecke gemacht, aber wirklich. Ich habe ihm klar gemacht: «Wenn du am Freitag zu mir in die Box gekommen wärst, ich wäre ich dir an die Gurgel gesprungen.»

Diese ECU-Details kriegt ja kein Fan und niemand im Fahrerlager mit. Es heisst dann nur: Hah, Bradl ist schon in der Runde nach der Boxenausfahrt gestürzt...

Richtig. Für Le Mans wird jetzt ein Meeting angesetzt, bei dem Teambesitzer Cuzari, Dirk Debus, Tex Geissler, die Marelli-Techniker und ich dabei sind.

Andrea Iannone musste bei seiner Marelli-Elektronik in Jerez das ganze Rennen mit dem Regen-Mapping fahren, weil der statt der Launch Control den falschen Knopf gedrückt hat. Das leuchtet doch niemand ein, dass es da keinen Re-Set-Knopf gibt, mit dem er blitzartig wieder in den Trocken-Modus kommt?

Ich habe dem Marelli-Mann einige Sachen an den Kopf geworfen, die bei seinem Zeug arg verbesserungswürdig sind. Ich habe ihm ein paar Details erzählt, was ich in der Vergangenheit bei Honda hatte.
Die Knöpfe, die wir Open-Fahrer bei Marelli bedienen müssen, sind so umständlich und verwirrend, dass ein MotoGP-Fahrer diese Sachen in Jerez beim Fahren unmöglich umstellen kann, wenn er nicht eine Sekunde bei der Rundenzeit einbüssen will.
Bei Honda habe ich beim Drücken eines einzigen Knopfes ?erreicht, ?wofür ich bei Marelli? vier Knöpfe drücken muss. Du musst aber dann beim Fahren bei 250 km/h noch Obacht geben, dass du den richtigen Knopf drückst. Denn du musst am Display ablesen, welcher Knopf welche Funktion hat.
Das ist hirnrissig. Ich habe gesagt: Ihr müsst doch mal was verbessern und weiterentwickeln. Er hat entgegnet: «Es hat sich noch nie einer beschwert.»
Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

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