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Michael Laverty: «Kenne Aprilias Pläne nicht»

Von Frank Aday
Vor dem Sachsenring-GP bereitete Aprilia dem aussichtlosen Treiben von Marco Melandri in der MotoGP-Klasse ein Ende. Ersatzmann Michael Laverty erklärte nun, wie es dazu kam.

Michael Laverty war auf dem Sachsenring als Ersatz für Marco Melandri im Aprilia-Werksteam unterwegs und landete auf Platz 20. In einem Interview mit «motogp.com» spricht er darüber, wie es dazu kam und wie er seine Leistungen am Wochenende bewertet.

Michael, wie kam es zum Last-Minute-Deal auf dem Sachsenring?

Ich bin Aprilia-Testfahrer, also steht in meinem Vertag auch etwas zu Wildcards in dieser Saison. Die Entscheidung mit Marco geschah ziemlich kurz vor dem Deutschland-GP, also hat Aprilia mich einfach angerufen und gefragt, ob ich die Wildcard-Option in meinem Vertrag nutzen will. Wir einigten uns dann schnell. Wir konnten es an einem Tag klären. Es war schön, angerufen zu werden und zurück in der Startaufstellung der MotoGP-Klasse zu sein, aber es war auch etwas hektisch zum Event zu kommen. Ich kam gerade von einem Rennwochenende in Knockhill von der Britischen Superbike-Meisterschaft zurück. Ich musste schnell nach Hause, aus- und einpacken und mich auf den Weg zum Sachsenring machen.

Wie sieht die aktuelle Einigung mit Aprilia aus?

Momentan warte ich nur darauf, dass Aprilia eine Entscheidung trifft. Natürlich ist die Trennung von Marco noch immer nicht lange her, also werden sie sich mit den Piaggio-Chefs zusammensetzen und entschieden, wie sie fortfahren wollen. Ich kenne ihre Pläne nicht, also muss ich abwarten, bis ich etwas höre.

Wenn man die Kurzfristigkeit des Deals bedenkt: Wie schätzt du deine Leistung beim Deutschland-GP ein?

Ich denke, ich war ganz in Ordnung, aber wenn du das Gefühl hast, dass du zu mehr in der Lage bist, gehst du immer etwas frustriert nach Hause. Ich hatte mehr Potential. In der kurzen Zeit, die ich hatte, habe ich einfach nur probiert, mich daran zu gewöhnen und eine Richtung mit dem Set-up zu finden, die zu mir passt. Ich hatte das Gefühl, dass ich nach dem Rennen wusste, was zu tun ist, ich hätte nur einen Tag mehr gebraucht. Das war eine gute Erfahrung und das erste Mal, dass ich in einem kompletten Werksteam gefahren bin, was großartig war.

Ich war langsamer als im letzten Jahr auf dem ART-Bike von Paul Bird und die RS-GP hat viel mehr Potential als diese Maschine. Wir haben das stufenlose Getriebe, pneumatische Ventile und mit allem zusammen ist das Bike einfach zu viel mehr fähig. Ich hatte einfach nicht die Zeit, um alles herauszuholen. Als ich mit dem Team sprach, waren sie ziemlich glücklich, also hätte ich vielleicht sogar mehr erreicht, wenn ich meine Ziele geschafft hätte. Ich wollte mit den Open-Honda-Jungs kämpfen und das habe ich zum Start auch gemacht, aber nach ein paar Runden war ziemlich klar, dass ich nicht das Tempo hatte, um mit ihnen mitzuhalten und mein Hinterrad rutschte ständig weg. Also musste ich mich mit dem Ergebnis abfinden und es nach Hause fahren. Aber in der kurzen Zeit denke ich, dass wir ziemlich gut gearbeitet haben.

Wie schwierig war es von der Britischen Superbike-Meisterschaft (BSB) direkt in die MotoGP-Klasse zu wechseln?

Als ich den Schritt in die MotoGP-Klasse zum ersten Mal gemacht habe, war es härter, aber nun habe ich Referenzpunkte für die verschiedenen Reifen, Karbonbremsen und das Elektroniksystem. Es dauert für mich vielleicht zehn bis 15 Runden, um mich auf dem Bike wohlzufühlen. Das Maximum herauszuholen, dauert aber etwas länger. Für mich ist es ein ziemlich einfacher Wechsel, denn ich habe es jetzt schon ein paar Mal gemacht, aber die Reifen, Bremsen und Elektronik machen den größten Unterschied zusammen mit der etwas steiferen Natur des GP-Chassis. Also musst du dein Gehirn nur umprogrammieren. Es wäre viel härter, wenn ich auf dem Sachsenring mit einem Superbike gefahren wäre, aber da ich dort schon einmal ein GP-Bike gefahren bin, machte es die ganze Sache viel einfacher, denn meine Referenzpunkte waren ziemlich ähnlich wie beim letzten Mal.

Stimmt es, dass du für das Rennen nur eine Lederkombi in den Farben des Werksteams hattest?

Ja, das stimmt. Da es so kurzfristig war, konnte ich mir nur eine rechtzeitig anfertigen lassen. Ich hatte zwei Testkombis dabei, aber die waren nur zur Sicherheit, ich wollte sie wirklich nicht nutzen. Glücklicherweise hatte ich nur diese eine Begegnung mit dem Kies, also musste ich sie nicht nutzen, aber das war zusätzlicher Druck, nicht stürzen zu wollen und diese großartige Kombi zu zerstören. Wenn du auf dem Bike sitzt, vergisst du das natürlich, aber zwischen den Sessions habe ich irgendwie immer daran gedacht.

Wie fühlte es sich an, mit deinem Bruder Eugene in der MotoGP-Startaufstellung zu stehen?

Wirklich cool. Aus einem kleinen Land wie Irland zu kommen und zusammen in der Startaufstellung zu stehen, war wunderbar. Wir haben aus Spaß mit dem Rennsport begonnen. Es war ein Hobby und nun ist es unsere Karriere. In der Königsklasse des Sports zusammen zu starten, war also ein wirklich cooles Gefühl. Unglücklicherweise hatte Eugene das härteste Wochenende der Saison und ich versuchte nur, meinen Weg zurückzufinden. Also waren wir beide in Sachen Leistung nicht dort, wo wir hinwollen, aber es war eine großartige Erfahrung für die Laverty-Familie, uns beide dort draußen zu haben.

Wie schätzt du dein Potential auf der RS-GP ein, wenn du für den Rest der Saison fahren würdest?

Ich denke, ich könnte nah an das herankommen, was Alvaró Bautista im Moment macht, was meiner Meinung nach sehr nah am Maximum dieses Bikes ist. Er arbeitet großartig. Als wir unsere Daten verglichen, haben wir festgestellt, dass ich auf der Bremse etwas stärker war, aber er ist im Kurvenausgang schneller. Wenn ich also meinen Stil ein bisschen anpassen würde und am Setup arbeiten könnte, dann denke ich, dass ich ähnlich zu dem sein könnte, was er erreicht hat. Ich denke, das wäre realistisch und wenn ich eine weitere Chance bekomme, kann ich hoffentlich etwas näher herankommen.

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