Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Jan Stecker: «Formel 1 guter Grund für Mittagsschlaf»

Von Sharleena Wirsing
2016 wird Jan Stecker erstmals von der MotoGP-WM berichten. Im Interview mit SPEEDWEEK.com verriet er, wie das Eurosport-Team zum Österreich-GP anreisen will und was ihn zum MotoGP-Fan macht.

Als Kommentatoren-Trio werden 2016 Harry Weber, Stefan Nebel und Johannes Orasche für Eurosport die MotoGP-WM begleiten. Ralf Waldmann, der 250-ccm-Vizeweltmeister 1996 und 1997, wird neuer Eurosport-MotoGP-Experte. Die Rolle des Moderators in der Boxengasse übernimmt Jan Stecker. Gemeinsam mit Waldmann wird er Interviews und Hintergrundinformationen direkt aus der Boxengasse liefern.

Erst seit neun Tagen steht fest, dass Stecker 2016 für Eurosport von der MotoGP-WM berichten wird. «Seitdem bekomme ich das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht», freut sich der Moderator.

Stecker ist in der TV-Landschaft und im Motorsport kein Unbekannter. Bereits seit 1995 ist er vor der Kamera aktiv. Über viele Jahre hinweg präsentierte Stecker auf «kabel eins» wöchentlich die Sendung «Abenteuer Auto». Für Sport1 moderierte er auch bereits die Superbike-WM und die ADAC GT Masters. Zuletzt berichtete er über die NFL (National Football League) bei Pro7 MAXX. Der heute 56-Jährige ist selbst ehemaliger Footballspieler. Er spielte bis 1995 auf der Position des Tight Ends und des Quarterbacks bei den Cologne Crocodiles. Zudem trat Stecker bei der TV total Stock Car Crash Challenge und bei der Wok-WM unter anderen gegen Stefan Raab an.

Im MotoGP-Team von Eurosport ist er 2016 ein Neuling, doch Stecker ist leidenschaftlicher Motorradfahrer und MotoGP-Fan, wie er im Interview mit SPEEDWEEK.com erzählte.

Jan, es liegen nun ein ganz neues Projekt und neue Herausforderungen vor dir. Wie fühlst du dich so kurz vor dem Saisonstart?

Ich habe mich so unglaublich gefreut, als ich gefragt wurde, ob ich das machen will, denn ich bin früher selbst mit dem Motorrad zur Rennstrecke gefahren, um einmal Valentino Rossi zu sehen. Obwohl ich in meinem Leben schon viel gemacht habe, ist das nochmal ein großes Highlight, mit dem ich nicht gerechnet habe. Ich freue mich wahnsinnig darauf.

Wie intensiv musst du dich auf deine neue Aufgabe vorbereiten? Auf wie viel Wissen kannst du bereits zurückgreifen?

Ich war schon immer ein großer MotoGP-Fan, aber Fan sein reicht für diesen Job nicht aus. Man muss sich wirklich richtig reinknien und das tue ich auch. Ich habe schon mit der Vorbereitung begonnen und habe auch noch etwas Zeit. Das macht mir auch sehr viel Spaß. Die besonderen Feinheiten zu erkennen und sich die Personen wie Rossi, Lorenzo und Márquez genauer anzusehen, ist sehr spannend. Das wird 2016 ein Highlight, daher macht es sehr viel Spaß, sich darin intensiv einzulesen. Man merkt, dass man von Tag zu Tag mehr im Thema drin ist. Das Schöne ist, dass diese Zeit erst ihren Höhepunkt erreicht, wenn man dann zum ersten Rennen reist.

Du wirst 2016 zu 15 der 18 MotoGP-Rennwochenenden reisen, die Läufe in Japan, Australien und Malaysia werden voraussichtlich aus dem Studio kommentiert.

Genau. Es ist wie im letzten Jahr geplant. Das sind dann 15 Rennwochenenden für mich. Ich glaube, meine Frau freut sich, dass ich endlich mal wieder mehr aus dem Haus bin. [lacht] Im letzten Jahr hatte ich meine Basis und fast alle Moderations-Jobs in München. Sie ist nicht so traurig, dass ich nun wieder auf Reisen bin.

Mit Ralf Waldmann habt ihr 2016 eine deutsche Motorradsport-Größe und einen Experten mit einzigartigem Charakter im Team.

Das ist das Schöne. Ralf Waldmann kennt nicht nur jeder, da er Vizeweltmeister war und 20 Grands Prix gewonnen hat, sondern er ist auch ein feiner Mensch. Er hat so viel Herzblut für diese Rennserie. Es geht wahrscheinlich nur darum, ihn ganz sanft in die richtige Richtung zu schubsen, den Rest macht er dann von alleine. Das ist für einen Moderator das Schönste überhaupt, wenn ein Kollege mit so viel Leidenschaft dabei ist. Er braucht ganz sicher keine lange Eingewöhnungszeit.

Wirst du bei allen Rennen mit Ralf im Duo arbeiten?

Er wird nicht bei allen Rennen dabei sein, denn auch für ihn war die Entscheidung recht kurzfristig. In Texas ist er nicht dabei, das weiß ich sicher. In diesem Jahr muss er noch auf verschiedenen Hochzeiten tanzen, er betreut ja auch einen Nachwuchsfahrer. Ich bin mir aber sicher, dass er sich im nächsten Jahr kein Rennen entgehen lassen wird. Wenn er dabei ist, werden wir gemeinsam in der Boxengasse unterwegs sein. Ich bin ja neu in der ganzen Geschichte. In den letzten Jahren habe ich aber die ADAC GT Masters gemacht und weiß, dass Rennfahrer eine eigene Klientel sind. Sie haben eine Art Suizid-Gen, damit sie sagen können: ‹Diese Kurve geht noch schneller.› Motorradfahrer sind nochmal anders, weil sie wirklich in jedem Rennen alles riskieren. Ralf Waldmann wird von ihnen sehr respektiert, denn sie kennen ihn alle noch. Er ist ein Türöffner, auch für mich. So kann ich die Fahrer kennenlernen, damit sie nach ein paar Rennen sagen: ‹Ah, da kommt der Stecker wieder.› Ralf ist ein herzlicher Typ. Ich denke, wir passen super zusammen.

Bis Ende 2018 hat Eurosport die TV-Rechte für die MotoGP-WM in Deutschland. Soll das neue Team für diesen Zeitraum so bestehen bleiben, wie es für die Saison 2016 vorgestellt wurde?

Ja, in diesen drei Jahren sollen wir in dieser Konstellation zusammenarbeiten. Das Team ist sehr wichtig. Für mich gibt es nichts Schöneres, als abends mit den Kollegen auch Essen zu gehen und noch ein Bier zu trinken. Man muss nicht einmal über die Arbeit reden, aber Jungs mit den gleichen Interessen zu haben, ist sehr schön. Wir haben schon beschlossen, dass wir bei passendem Wetter zusammen mit dem Motorrad zu den Grands Prix nach Brünn und Spielberg fahren wollen. Ich freue mich darauf, wenn die Eurosport-Truppe auf den eigenen Kisten ins Fahrerlager einfährt. Man muss eine Gemeinschaft sein, denn man darf nicht unterschätzen, wie anstrengend dieser Job ist, den ganzen Tag in der Boxengasse zu verbringen oder Rennen zu kommentieren. Ich bewundere die Jungs, wie viele Infos sie im Kopf haben müssen und wie schnell sie die Fahrer unterscheiden müssen. Da herrscht hohe Anspannung. Man ist da einfach im Arsch, wenn man nach fünf Tagen nach Hause kommt. Daher ist es wichtig, dass das Team gut zusammenpasst.

Wie sehen deine bisherigen Erfahrungen im Bereich Motorsport aus?

Ich habe schon mit der Superbike-WM bei DSF angefangen, als es noch DSF hieß. Danach hatte ich bei DSF eine Formel 1-Talkshow. Im Rahmen von Abenteuer Auto habe ich 14 Jahre lang die Sportwagen auf Rennstrecken testen dürfen. Daher kenne ich Brünn, den Sachsenring, Austin und einige mehr. Ich fuhr dort zwar nicht als Rennfahrer, aber immerhin als Tester. In den letzten sechs Jahren machte ich die ADAC GT Masters für Sport 1. Das ist auch eine sehr geile Rennserie. Ich bin selbst ein leidenschaftlicher Motorradfahrer. Meine Frau behauptet, dass ich wesentlich besser Motorrad fahre als Auto. Ich habe auch eine Rennausbildung auf dem Motorrad, die mir Martin Wimmer gegeben hat. Mit ihm habe ich intensiv in Oschersleben trainiert. Natürlich landete ich auch im Kiesbett, als ich gesagt hatte: ‹Jetzt hast du mir genug beigebracht.› [lacht]

Was macht die MotoGP-WM für dich so besonders und spannend?

Was ich an der MotoGP-Klasse so unfassbar geil finde, ist die Tatsache, dass man meist auch im letzten Renndrittel noch nicht weiß, wer gewinnt. Es ist unfassbar, was da noch aufzuholen ist. Wenn die Reifen nachlassen, kann ein Fahrer innerhalb von wenigen Runden wieder am Hinterrad des Führenden kleben. Das ist sehr faszinierend an diesem Sport. Man kann nicht wie in anderen Rennserien sagen: ‹Der hat ein paar Sekunden Vorsprung, das Ding ist durch.› Man muss bis zum Schluss warten, es kann sich noch immer etwas ändern. Und der Start ist für mich etwas sehr Besonderes. Es gibt keinen besseren Start im Rennsport als einen MotoGP-Start, wenn sie losschießen wie eine Hundemeute auf Fuchsjagd und nebeneinander in die erste Kurve bremsen. Ich war immer ein großer Formel 1-Fan, aber heute ist die Formel 1 für mich ein guter Grund für ein Mittagsschläfchen. Den Start anschauen, einschlafen, kurz zum Boxenstopp aufwachen und dann den Zieleinlauf sehen. Das kann man bei der MotoGP nicht machen. Da muss man von Anfang bis Ende dabei sein.

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