Henry Jacobi (Kawasaki): «Will WM-Dritter bleiben»

Von Thorsten Horn
Henry Jacobi freut sich auf sein Heimrennen

Henry Jacobi freut sich auf sein Heimrennen

Der Wechsel zu Kawasaki hat sich für Henry Jacobi ausgezahlt. Der aktuelle Dritte der Motocross-WM MX2 über Freunde, sein Saisonziel und den erforderlichen Aufstieg in die MXGP.

Henry Jacobi ist die positive Überraschung in der MX2-WM 2019. In den Vorjahrer mit stark schwankender Performance, zieht der aus Bad Sulza stammende Kawasaki-Pilot in der laufenden Saison eine konstante Leistung. In Matterley Basin wurde er Tageszweiter, in Argentinien, Valkenswaard und Portugal kam er in den Top-5 ins Ziel und ist aktuell WM-Dritter.

In einer solchen Position will sich Jacobi auch bei seinem Heimrennen in Teutschenthal präsentieren, wo am 22./23. Juni das zehnte Saisonmeeting stattfinden wird. Das folgende Interview wurde vom MSC Teutschenthal in Auftrag gegeben.

Henry, es ist nicht übertrieben zu sagen, dass du in der Weltspitze angekommen bist. Gibt dir diese Tatsache noch mehr Selbstbewusstsein und wird man im Fahrerlager dadurch vielleicht anders wahrgenommen?

Mental ist es schon ein bisschen was anderes. Dass ich mich da jetzt aber wichtiger fühle, ist nicht der Fall. Ich weiß selbst, dass ich schon letztes Jahr eigentlich sehr gut war und dass wir in diesem Jahr noch ein bisschen besser sind. Das ist irgendwie auch logisch, denn wir arbeiten sehr hart um noch besser zu werden. Im Prinzip achte ich aber nur auf mich.

Hast du Fahrerlagerfreundschaften?

Ja, die gibt es, aber konkret bei mir nicht mit Konkurrenten aus der gleichen Klasse. Ich kann nicht mit jemandem befreundet sein, wenn ich den auch mal ein bisschen unfair überholen muss, wenn er im Weg ist. Ich trenne das schon und gehe das eher professionell an. Wenn man einen Gegner zu sehr mag, reagiere ich vielleicht auch anders, wenn ich mit dem einmal fahrerisch aneinander gerate. Dadurch kommen eventuelle Diskussionen gar nicht erst auf. Das handhaben alle Fahrer so. Insgesamt habe ich auf dem Cross-Platz schon viele Freunde, aber wie gesagt, nicht aus meiner Klasse. Einzige Ausnahme war voriges Jahr Tom Koch. Mit ihm ist das etwas anderes. Früher sind wir uns noch öfters über den Weg gelaufen, aber da ich jetzt in Holland lebe, ist es natürlich weniger geworden, und auf der Strecke sind wir im letzten Jahr nicht so oft aneinander geraten. 

Nächstes Jahr musst du altersbedingt in die MXGP aufsteigen. Was hältst du von der Altersbeschränkung auf maximal 23 Jahre in der MX2? Würdest du lieber noch ein Jahr MX2 fahren und dich weiter in der Weltspitze festigen oder strebst du ohnehin in die große Klasse?

Wenn es die Altersbeschränkung nicht gäbe, würde ich lieber noch ein Jahr in der MX2 fahren. Das würden sicherlich auch andere Fahrer so machen. Aber es ist, wie es ist.

Wie lautet deine Zielstellung für die weitere Saison?

Mein Ziel ist weiterhin, in der Endabrechnung der WM unter den Top 5 zu sein und dabei so viele Podiums wie möglich einzufahren. Wenn ich bis zum Schluss die Möglichkeit habe, WM-Dritter zu werden, würde ich natürlich auch damit sehr zufrieden sein. Vorm Saisonbeginn war die Zielstellung Top 5. Aktuell bin ich Dritter und würde logischerweise gern da bleiben. Wenn man kurz vor Saisonschluss Dritter ist und am Ende nur Fünfter wird, ist man mit der Endposition vielleicht zufrieden, jedoch mit dem Verlauf nicht ganz, weil mehr möglich war.

Dein Marken- und Teamwechsel von 2018 auf 2019 war sicherlich richtig, wie man bisher gesehen hat. Waren alle deine bisherigen Karriereschritte richtig?

Das Honda-Jahr (2016, Anm. d. Red.) hätte nicht sein müssen, aber auch aus dem Jahr habe ich etwas mitgenommen. Man lernt halt immer dazu.

Wie lautet deine Zielstellung in diesem Jahr für dein Heimrennen in Teutschenthal?

Nach den Plätzen drei und acht sowie Rang fünf in der Tageswertung im letzten Jahr will ich dieses Jahr aufs Podium, ganz klar. In Teutschenthal erhoffe bzw. erträume ich mir am meisten und werde alles geben. Natürlich gibt man immer alles, aber ich möchte da vor den ganzen deutschen Fans am meisten performen.

Spürst du dazu auch einen gewissen Druck von außen, von den Medien oder Fans?

Nein, eigentlich nicht, denn ein Heimrennen motiviert einen ja von alleine. Natürlich ist es schwierig, das gesteigerte Interesse um meine Person mit den Rennabläufen in Einklang zu bringen. So werde ich am Sonntag zwischen den Läufen sicherlich nicht ansprechbar sein. Ich muss mich da ein bisschen ausklinken und auf das Wesentliche konzentrieren. Dennoch versuche ich für die Fans da zu sein. Es wird sicherlich wieder eine Autogrammstunde und diverse andere Aktionen geben. Es gibt ja nur einen Deutschland-GP, und da will ich natürlich auch für alle da sein, die extra wegen dem einen deutschen Fahrer hinkommen.

Wie liegt dir der Talkessel als Strecke?

Super. Ich mag die Strecke echt sehr. Dass in den letzten Jahren ein bisschen Sand reingefahren wurde, hat mich nicht so begeistert, weil Naturboden für mich schon schöner ist. Aber da die Teutschenthaler immer schön tief grubbern, ist alles gut. Auch das Streckenlayout gefällt mit. Teutschenthal war immer das Highlight des Jahres und wird es auch dieses Jahr sein.

Du hast erstmals einen permanenten Riding Coach an deiner Seite. Ist das auch ein Baustein für deine in diesem Jahr noch besseren Ergebnisse?

Ich hatte mit Christoph Selent schon voriges Jahr einen Trainer, aber der ist noch einem anderen Job nachgegangen. In diesem Jahr haben wir einen eigenen Riding Coach im Team, der nur dafür da ist. Das ist dann schon nochmal etwas anderes. Er ist zwar für beide Teamfahrer da, aber ich sehe mich bei ihm schon in einer besonderen Rolle.

Bist du offiziell die Nummer 1 im Team?

Das ist nicht klar besprochen oder definiert. Wir bekommen beide das gleiche Material und die gleiche Unterstützung. Dennoch fühle ich mich ein bisschen in einer besonderen Rolle. Bei gewissen Dingen kommt halt die Nummer 1 im Team bzw. der besser platzierte Fahrer als erster dran, zum Beispiel beim Trainer. Ich denke, dass ich mir diesen Status erfahren habe und dass das dann ganz normal ist.

Andere Motorsportler haben nur aller zwei, drei Wochen einen Wettkampf. Ihr habt regelmäßig Rennstress mit back-to-back-Rennen, und wenn keine WM ist, fahrt ihr diverse nationale Meisterschaften. Wie läuft dann bei dir die Zeit zwischen den Rennen ab?

Montags ist meistens Ausruhen angesagt. Am Dienstag steht dann bei mir normales Fitnesstraining auf dem Programm und am Mittwoch mit dem Motorrad. Am Donnerstag macht man etwas ruhiges, dann ist die Woche zwischen den Rennen schon wieder vorbei und es geht wieder los.

Wie kommt man dann wieder auf einhundert Prozent Akku-Leistung?

Wenn keine gesundheitlichen Probleme dazwischen kommen, bin ich immer ziemlich schnell wieder auf einhundert Prozent. Es macht ja auch Spaß, ansonsten wäre es nicht mein Beruf. Die zusätzlichen Rennen sehe ich nicht als zusätzliche Belastung, denn bevor ich trainiere, fahre ich lieber Rennen. Insgesamt kommen wir auf 25 bis 30 Rennen pro Jahr. Wenn es nicht 25 bis 30 WM-Rennen sind, ist alles okay, denn die kleineren Rennen sind meist nur Ein-Tages-Veranstaltungen. Die sehe ich ein bisschen als Spaßveranstaltungen. Nicht, dass man nicht versucht das Maximum rauszuholen und so gut es geht abzuschneiden, aber da bleibt doch meist etwas Zeit, mit Freunden mal abzuhängen. Gefahren wird dann aber mit 100 Prozent, eigentlich wie immer.

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