KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

«Die Sau wurde immer schneller»

Kolumne von Karl Maier
Maier (16) in Scheessel: Gegen Wigg (3), Stenlund (1) und Lausch

Maier (16) in Scheessel: Gegen Wigg (3), Stenlund (1) und Lausch

Während meiner langen Karriere zog ich mir Fleischwunden und Bänderrisse zu. Sonst kam ich aber glimpflich davon. Obwohl ich viele Fehler machte.

«1984 im WM-Finale in Herxheim war ich so voller Ehrgeiz, dass ich Ales Dryml in den Strahl gefahren bin. Der Tscheche hat den ganzen Tag nicht die grosse Geige gespielt, ich wollte es mir nicht bieten lassen, dass er vor mir rum fährt. Ich hatte aber nur eine Abreissscheibe drauf. Als ich ihm in den Strahl fuhr, war die Brille auch noch zu und ich musste ins Innenfeld ziehen. Ich hatte Glück, dass ich die Startmaschine nicht traf. Hätte ich ganz ruhig Rang 2 nach Hause gefahren, wäre ich in der Tageswertung weit vorne gelandet. Mein einziger Trost war, dass mir nichts passiert ist.

Ich war letztes Jahr in Abensberg, als Sönke Petersen stürzte. Der Sturz hat ja völlig normal ausgesehen, nichts Besonderes. Es wäre was anderes gewesen, wäre er durch die Barriere gefahren und die Hölzl wären geflogen oder einer hätte ihn überfahren, dann hätte ich diese Verletzung noch nachvollziehen können.

Wenn man nichts mehr sieht und ins Innenfeld zieht, dann darf gar nichts kommen. Kein Wassergraben, keine Startmaschine. Sonst haut es dich blöd runter, und du bist querschnittsgelähmt. Als ich aufhörte, war ich topfit und kann noch alles tun. Ich kam gut aus dem Rennsport raus und bin auch dankbar dafür. Ich habe mir keinen Knochen gebrochen.

Ich hatte in meiner Karriere zwei gscheite Abflüge. In Pocking bin ich durch die Barriere gefahren und wusste nicht, ob ich die Augen aufmachen oder zulassen sollte. Ich habe damals schon Richtung Himmel gschaut. Dann merkte ich, dass ich noch lebe und sich alles bewegen lässt. Ich hatte nur Prellungen und ganz viel Glück.

1979 bis 1981 bin ich oft gestürzt, weil der Gasschieber hängenblieb. Damals gab es noch keine gscheiten Luftfilter, nur Ansaugtrichter mit einem Nylonstrumpf drüber oder einem Insektengitter aus dem Baumarkt. Wenn man drei Rennen im Staub fuhr, musste man nen neuen Kolben einbauen, weil er 1 mm Spiel hatte.

Die Vergaser hatten unbeschichtete Rundschieber aus Aluminium. Du bist die Gerade heruntergeflogen, und die Sau wurde immer schnell – als Fahrer konntest du da nichts machen. Nur noch umlegen und ab die Post.

Einmal war ich beim Sandbahnrennen in Mulmshorn – in Wirklichkeit war es ein Kartoffelacker und keine Sandbahn. Es hat furchtbar gestaubt, wir waren zu acht auf der Bahn. Ich bin kreuz und quer auf der Bahn herumgefahren und wollte überholen. Als ich auf dem Boden lag, kam Ivan Mauger an und hat mich mit dem rechten Fuss am Kopf erwischt. Ich hatte damals so eine starke Gehirnerschütterung, dass ich drei Wochen lang down war.

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