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Daemen über Reiti: «Bei 300 km/h brauchst Vertrauen»

Von Ivo Schützbach
Ohne seinen unverschuldeten Sturz in Australien (Reifenschaden) wäre Rookie Markus Reiterberger jetzt Sechster der Superbike-WM 2016. Für welche Rennen ihm sein Manager Werner Daemen Großtaten zutraut.

Achter, Fünfter und Siebter lauten die beachtlichen Resultate von Markus Reiterberger in den ersten vier Rennen in Australien und Thailand. Ohne den Reifenschaden auf Phillip Island, wegen dessen der Bayer in der letzten Kurve der letzten Runde mit 180 km/h von seiner BMW S1000RR gerissen wurde, stände ein weiterer achter Platz auf der Habenseite. Mit dann 36 statt 28 Punkten wäre er WM-Sechster und vor Ducati-Werksfahrer Davide Giugliano und dem ehemaligen MotoGP-Champion Nicky Hayden.

Doch auch ohne Wenn und Aber ist er WM-Neunter, Hayden, Torres und Giugliano sind nur wenige Punkte vor ihm.

SPEEDWEEK.com setzte sich mit Reitis Manager Werner Daemen zusammen. Der Belgier erklärte im Exklusivinterview, was wir vom 22-Jährigen dieses Jahr zu erwarten haben.

Reiti fuhr in Australien in einem fremden Team, auf einem neuen Motorrad, auf einer unbekannten Strecke, er ist zweimal übel gestürzt, war halb krank und aufgeregt – trotzdem raste er auf Platz 8. Können wir zum Beispiel für den vierten Event in Assen im April eine weitere Großtat erwarten, einen Platz in den Top-5, wie in Thailand?

Für die Zuschauer ist der Platz das Wichtigste, das verstehe ich. Aber für das Team, oder mich als Manager und Riding-Coach, wir gucken nach den Rundenzeiten. Und an welchen Stellen er verliert. In Australien war ganz deutlich, dass er in den ersten fünf Runden das Meiste verloren hat. Und über die Distanz zirka 0,3 sec pro Runde. 0,3 sec ist nicht viel, aber in der WM ist das viel. Diese 0,3 sec zu finden ist das Schwierigste.

In Thailand war es ähnlich. Dort verlor er aber nicht mehr wie in Australien 30 sec auf den Sieger, sondern 18,8 im ersten und 14,4 sec im zweiten Lauf.

Wenn alles passt wie in Buriram, wird er bei einigen Rennen in den Top-6 mitfahren können. Ob er das bis Ende und sich einmischen kann, ist etwas anderes. Aber wenn er einen guten Start hat – ich kenne Markus. Wenn er die ersten zehn Runden vorne dabei bleiben kann und die Reifen nicht total Schrott gehen, dann ist er schwierig abzuschütteln.

Bei welchen Rennen schätzt du ihn am Stärksten ein?

In Assen, obwohl das früher für BMW nicht die beste Strecke war. Letztes Jahr in der IDM hat alles gepasst, aber okay, das war IDM.

Auf dem Lausitzring schätze ich ihn auch stark ein, er mag und kennt die Strecke. In Jerez ist er auch stark. Markus war noch nie in Katar, aber dort wird er auch vorne dabei sein. Der BMW-Motor ist schnell und die Strecke kommt ihm entgegen.

Markus bezeichnet sich selbst als Stop-and-go-Piloten.

Das sagt er mir auch immer, aber ich glaube, das ist nur in seinem Kopf. Assen war immer sein Schwachpunkt, er dachte, dass er dort nicht schnell ist. Dann fuhr er im Rennen 1:36,0 min, dazu beinahe das ganze Rennen 1:36,5 min.

Australien ist null Stop-and-go. In Sektion 2 und 3 fuhr er teilweise die beste Zeit, dann bist du kein Stop-and-go-Fahrer.

Was muss am Motorrad anders werden, damit Reiterberger schneller wird?

Wir müssen das richtige Basis-Set-up für ihn finden, damit er sich wohlfühlt. Es fehlt nicht viel. Meine Vermutung ist, dass zu Rennbeginn das Fahrwerk nicht perfekt zum vollen Tank passt und er deshalb nicht den Speed der Spitze gehen kann.

Das Motorrad ist nicht schlecht, wir sind bei 95 Prozent. Es geht nur um Kleinigkeiten. Die Federung ist neu für ihn, mit so guten Bremsen ist er auch noch nie gefahren. Wenn er seinen Datenmann und den für die Federung kennt und ihnen 100-prozentig vertraut, das bringt schon 0,2 sec.

Wenn Markus seinem Datenmann vertraut, und dieser ihm sagt, dass etwas besser ist, dann macht er das auch. Wenn du in Australien mit über 300 km/h fährst und dir der Datenmann sagt, dass du ohne Probleme auf Vollgas bleiben kannst, dann musst du dir sicher sein.

Max Neukirchner hat in einem Interview bei uns gesagt, dass Reiti so spät bremsen kann wie Chaz Davies, der als bester Spätbremser in der Superbike-WM gilt. Eine gute Voraussetzung?

Das war letztes Jahr seine Stärke. Er konnte später bremsen als alle anderen, aus den Kurven hinaus aber trotzdem gut beschleunigen. Die Balance dafür muss er mit dem WM-Bike erst noch herausfinden, daran müssen wir arbeiten. Aber das ist normal, wenn Motor, Federung, wenn alles neu ist. In Thailand war es schon deutlich besser als in Australien.

Es liegt natürlich auch an ihm. Ob du entspannt bist wie in der IDM oder angespannt wie in der WM, das macht einen Unterschied.

Markus hat noch ganz viel Respekt vor den Leuten. Das ist auch gut, man muss im Leben Respekt zeigen. Aber wenn du ein Loch mit 80 Zentimeter Breite siehst, dann ist das groß genug – ob das Rea ist oder nicht. Aber das kommt von selber.

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