Formel 1: Charles Leclerc hat die Nase voll

Straftat Erpressung

Kolumne von Ivo Schützbach
Artur Mroczka war 2010 auch mit neuem Dämpfer schnell

Artur Mroczka war 2010 auch mit neuem Dämpfer schnell

Eineinhalb Jahre hatten die Speedway-Fahrer Zeit, um ihre Bikes für die neuen Schalldämpfer richtig abzustimmen. Einige sind dazu offensichtlich nicht in der Lage.

Im September 2009 wurde auf der Sandbahn in Herxheim erstmals mit einem neuen Schalldämpfer getestet – ohne Überhitzung des Motors, ohne Schaden.

Zwei Saisons Eisspeedway-GP und ein Jahr auf der Langbahn sind gefahren – ohne gröbere Probleme mit den neuen Schalldämpfern.

Sicherlich: das erforderte Anpassungsarbeit. Niemand hat gesagt, dass man die neuen Schalldämpfer einfach gegen die alten tauscht und alles funktioniert wie bisher. Durch die Prallbleche ist der Rückstau grösser, die Motoren müssen anders abgestimmt werden, um auf die gleichen Ergebnisse wie bisher zu kommen. Neue Nockenwellen wurden konstruiert, die Vergaser müssen fetter bedüst werden.

Haben Tuner und Fahrer ihre Hausaufgaben gemacht, sind die neuen Schalldämpfer weder «lebensgefährlich» noch verringert sich dadurch die Lebensdauer der Motoren. Die Motorleistung stieg durch sie sogar geringfügig.

Eisspeedway, Grasbahn, glatte Sandbahnen, tiefe 1000-Meter-Bahnen: Unterschiedlicher können die Anforderungen nicht sein. Es sollte also auch für einen polnischen Speedway-Fahrer möglich sein, sein Arbeitsgerät richtig abzustimmen.

Fakt ist: Die dortigen Fahrer und Tuner haben die letzten 18 Monate nicht ordentlich gearbeitet und drohen jetzt mit Boykott. Ohne Diskussion, Polen ist die Speedway-Nation Nummer 1. Die Welt dreht sich aber nicht um drei polnische GP-Piloten, auch wenn Tomasz Gollob und Jaroslaw Hampel derzeit die Nummer 1 und 2 der Welt sind.

Offensichtlich fehlt es den Verantwortlichen in Polen an Weitsicht. Während der Sport in unserem östlichen Nachbarland boomt, kämpft er in anderen Ländern ums Überleben. In Pocking oder Olching sind Genehmigungen mit den alten Schalldämpfern nicht mehr zu bekommen, andere Veranstalter haben ähnliche Sorgen.

Aus Polen hören wir derzeit die tollsten Geschichten: Es soll keine polnischen Grands Prix geben, wenn die FIM die alten Schalldämpfer nicht wieder einführt. Polnische Fahrer sollen für das Ausland kein Freigabe erhalten, wird dort mit neuen Schalldämpfern gefahren. So etwas nennt man Erpressung – in Deutschland eine Straftat.

Laut der polnischen Föderation PZM geht die Initiative contra neue Schalldämpfer von den GP-Piloten Gollob, Hampel und Kolodziej aus. Was sagen wohl deren Sponsoren, wenn sie nicht mehr GP fahren und nur noch in Polen zu sehen sind? Und was denkt die breite Masse polnischer Piloten, die im Ausland Geld verdient? Ist es nur ein letztes Säbelrasseln oder will die PZM tatsächlich gegen den Weltverband rebellieren und einen Entscheid kippen, der in vielen Ländern mit Zustimmung aufgenommen wurde?

Dass sich eine Föderation für einmal hinter ihre Piloten stellt, ist bewundernswert. Und wenn die FIM mal wieder hanebüchene Ideen hat, ist es sogar zwingend notwendig, dass sich Fahrer und Föderationen dagegen wehren. Im Fall der neuen Schalldämpfer ist es allerdings so, dass die FIM mit deren Einführung Weitsicht bewiesen hat, die dem Sport in Städten und nahe von Wohngebieten auch weiterhin das Überleben sichert.

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