Statt Karriere-Ende: Romano Fenati will in SSP-WM

Von Ivo Schützbach und Tim Althof
Romano Fenati: Immer für Siege und Skandale gut

Romano Fenati: Immer für Siege und Skandale gut

Die Supersport-WM hat sich zu einem attraktiven Auffangbecken für gescheiterte Moto2-Piloten entwickelt. Mit dem 13-fachen Grand-Prix-Sieger Romano Fenati drängt der nächste in diese Klasse.

Durch den Wechsel zahlreicher Moto2-Piloten wie Sandro Cortese, Randy Krummenacher, Andrea Locatelli, Dominique Aegerter, Lorenzo Baldassarri, Nicolo Bulega, Philipp Öttl oder Stefano Manzi, um nur einige zu nennen, hat die Supersport-WM in den vergangenen Jahren deutlich an fahrerischer Klasse zugelegt. Dank der Hubraumerweiterung sehen wir dieses Jahr Motorräder von Ducati, MV Agusta, Kawasaki, Triumph und Yamaha in der Startaufstellung, die Hersteller unterstützen teilweise mehrere starke Teams.

Der nächste Grand-Prix-Fahrer, der sich den Wechsel in die mittlere Kategorie wünscht, ist Romano Fenati. Der 26-Jährige konnten in den ersten sechs Moto2-Rennen dieser Saison im Team Speed-up von Luca Boscoscuro nicht überzeugen und verlor seinen Platz. Dieses Wochenende schaut sich der Italiener im SBK-Paddock in Magny-Cours um, er würde 2023 gerne Supersport-WM fahren.

Fenati hat sich einige Kontakte wichtiger Teammanager besorgt und will abklappern, wo sich ihm etwas bieten könnte. Besonders reizvoll wäre für den 13-fachen GP-Sieger ein Ducati-Team wie CM Racing. Aber natürlich wird er auch mit Yamaha-Rennchef Andrea Dosoli reden und Manuel Puccetti, dem Chef des erfolgreichsten Kawasaki-Teams.

Fenati zählte einst zu den großen Talenten im GP-Sport. Bei seinem Einstieg in die Moto3-Weltmeisterschaft am 8. April 2012 in Katar fuhr der damals 16-Jährige in seinem ersten Rennen auf Platz 2 – vier Sekunden hinter Sieger Maverick Viñales. Bereits nach dem zweiten Rennen stand Fenati als WM-Leader da – er gewann den Jerez-GP bei Mischbedingungen mit einem beeindruckenden Vorsprung von mehr als 36 Sekunden auf Luis Salom.

Verglichen wurde Romano damals unter anderen mit Loris Capirossi, der 1990 als Rookie den WM-Titel in der 125-ccm-Klasse gewinnen konnte, ebenfalls im Alter von 16 Jahren. Fenati holte noch zwei Podestplätze und beendete seine erste Saison auf Gesamtplatz 6.

2014 wechselte der Italiener ins VR46-Team von Valentino Rossi. Er holte vier Siege und am Ende Position 5, ein Jahr später wurde er sogar WM-Vierter.

2016 sorgte Romano Fenati im VR46-Team immer wieder für hitzige Diskussionen und verhielt sich aggressiv. Dies führte zu seinem Rauswurf beim Spielberg-GP.

2017 kehrte er mit der Snipers-Mannschaft und Honda zurück in die WM. Fenati wurde mit drei Siegen und fünf zweiten Plätzen Vizeweltmeister hinter Joan Mir. Dann folgte der Aufstieg in die Moto2-Klasse.

Die schwärzeste Stunde für den italienischen Motorrad-Rennfahrer schlug 2018 in Misano. Fenati kämpfte gegen seinen Landsmann Stefano Manzi. Sie kamen sich mehrfach in die Quere, Fenati zog bei einem Manöver den Kürzeren und musste ins Kiesbett ausweichen. Doch Fenati kämpfte sich wieder an Manzi heran, setzte sich auf der Geraden neben ihn und drückte mit der linken Hand auf den Bremshebel am Lenker von Manzi. Dieser konnte einen Sturz nur knapp vermeiden.

Fenati wurde für dieses skandalöse Verhalten zunächst für zwei Rennen gesperrt, anschließend verlor er seine Rennlizenz, die Strafe wurde auf ein Jahr erweitert. Zusätzlich nahm sich die italienische Staatsanwaltschaft des Falls an – Fenati drohte eine Anklage wegen versuchten Mordes.

«Ich möchte mich bei der gesamten Sportwelt entschuldigen. Heute früh habe ich mir gewünscht, all das wäre ein böser Traum gewesen», teilte Fenati 24 Stunden nach dem Vorfall mit.

Fenatis Strafe endete vorzeitig im Februar 2019, also knapp sechs Monate nach dem Zwischenfall. Der Italiener kehrte mit Snipers zurück in die Moto3-Klasse und gewann das Rennen in Österreich. Für 2020 und 2021 nahm ihn das Max Racing Team unter Vertrag. Dort fuhr er auf Husqvarna zu den WM-Plätzen 14 und 5 und gewann zweimal.

Für die Saison 2022 unterschrieb Fenati einen Moto2-Vertrag beim Team Speed-up. Anders als der Großteil des Feldes musste sich der Italiener mit dem Boscoscuro-Material abmühen, während die meisten Fahrer an der Spitze auf Kalex setzen. Bei den ersten fünf Rennen des Jahres holte er sieben Punkte und konnte sich nicht nennenswert steigern. Nachdem sich die Ergebnisse des inzwischen 26-Jährigen nicht gebessert hatten, wurde er nach dem Spanien-GP im Mai gefeuert.

Seitdem sitzt Fenati zu Hause. Seine GP-Karriere ist nach 164 Rennen, 13 Siegen und 16 weiteren Podestplätzen voraussichtlich zu Ende, in der Supersport-WM will er einen Neubeginn wagen.

Romano Fenatis GP-Karriere in Zahlen:

Erster GP: Doha 2012
Erstes Podium: Doha 2012
Erste Pole: Motegi 2015
Erster Sieg: Jerez 2012
Siege: 13
Podien: 29
Poles: 7

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