Thierry Neuville hofft auf Asphalt-Fahrwerk
Thierry Neuville – zweiter Rallye-Deutschland-Sieg nach 2014?
Beim letzten WM-Lauf in Finnland kämpften Hyundai-Pilot Thierry Neuville und Teamkollege Hayden Paddon mit überraschenden Traktionsproblemen an der Hinterachse. «Beim Test vor dem Start war uns das nicht besonders aufgefallen», erinnert sich der Belgier an seinen auf Schotter ungewollt stark übersteuernden i20 WRC, mit dem er sich schließlich auf Rang vier rettete.
«Während der Rallye haben wir dann alle möglichen Änderungen an Federn und Dämpfern ausprobiert. Geholfen hat es nichts.» Intern wurde die Geometrie der Hinterachse als Hauptverdächtige ausgemacht, was sich nur konstruktiv ändern ließe.
Doch das ist bis auf Weiteres Nebensache. Am kommenden Wochenende wechselt die WM mit der Rallye Deutschland von Schotter auf Asphalt. «Dort fahren wir ein komplett anderes Fahrwerk. Das Phänomen von Finnland dürfte keine Rolle spielen.»
Ganz im Gegenteil. Neuville hofft, beim deutschen WM-Lauf an die starke Vorstellung von der Rallye Monte Carlo im Januar anknüpfen zu können. «Damals haben wir auf trockenem Asphalt gut ausgesehen, sind sogar Bestzeiten gefahren. Unser Auto sollte also auch bei der Deutschland gut funktionieren.»
Dennoch wagt der Sieger von 2014 keine Prognose. «Bei der ersten reinen Asphalt-Rallye des Jahres ist es fast unmöglich, die Konkurrenz einzuschätzen. Das wird erst nach dem Shakedown am Donnerstag drin sein. Aber das Podium habe ich auf jeden Fall im Visier.»
In diesem Jahr besteht die Rallye Deutschland nur aus 18 Wertungsprüfungen mit der für WM-Läufe gerade noch zulässigen Gesamtlänge von rund 306 Kilometer (2015: 21 WP über 375 km). «Es geht also vom ersten Meter an ums Ganze», sagt Neuville, der ein Fan von den Strecken in den Weinbergen entlang der Mosel ist. «Sehr anspruchsvoll, sehr abwechslungsreich, das Gefühl für Geschwindigkeit ist auf den engen Wegen klasse.»
Besonders gespannt ist der Belgier auf die neue Super-Special Ollmuth (WP 5 am Freitag, ab 18:12 Uhr), die als Rundkurs gefahren wird – in der Weltmeisterschaft außerhalb von Stadien oder Rennstrecken eine Seltenheit. «Für die Zuschauer sehr gut, weil sie die Autos mehrfach sehen», beschreibt Neuville, der die organisatorischen Probleme eines Rundkurses – zum Beispiel beim Startabstand – beim Veranstalter in guten Händen sieht. «Die wissen, was sie tun, die kriegen das in den Griff.»
Immerhin hat das Team um Rallyeleiter Alfred Rommelfanger Erfahrung mit ungewöhnlichen Konzepten. 2015 führten sie mit der auch dieses Jahr gefahrenen Doppel-Prüfung «Arena Panzerplatte» das Reißverschlusssystem mit zwei parallel gestarteten WPs erfolgreich ein.