Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Hans-Dieter Dechent 1940 - 2014

Von Oliver Runschke
Die deutschen Sportwagenlegende Hans-Dieter Dechent, dessen Martini Racing Team die 24h von Le Mans und die 12h von Sebring gewann, ist am Samstag verstorben.

Der Sportwagensport hat eine seiner grossen Persönlichkeiten verloren. Der ehemalige Rennfahrer und Teambesitzer Hans-Dieter Dechent ist am Samstag in seiner Heimat Saarbrücken nach langer Krankheit im Alter von 74 Jahren verstorben. Dechent war nicht unbedingt einem breiten Publikum bekannt, seine Erfolge dafür um so mehr. Er war es, der 1969 den Aperitifhersteller Martini in den Motorsport brachte, sein Rennstall Martini Racing Team gewann 1971 mit dem Porsche die 12h von Sebring mit Vic Elford/Gerard Larrousse und die 24h von Le Mans mit Dr. Helmut Marko/Gijs van Lennep.

Dechent war selbst erfolgreicher Rennfahrer in verschiedenen GT-Modellen u.a. von Alfa, Abarth und Porsche. Als Porsche den 917 brachte, hängte Dechent den Helm an den Nagel und konzentrierte sich auf seine Rolle als Teamchef. Er liess sich sein nicht unbeträchtliches Erbe auszahlen – die Familie war seinerzeit der grösste Opel-Händler im Saarland und machte damit Motorsport.

Als er bei Porsche eigentlich nur einen weiteren 908 bestellen wollte, bot ihm Ferdinand Piech für die 24h von Le Mans 1970 einen Porsche 917 Langheck an. Dechent griff zu und machte seinen 917er zu einem der legendärsten Fahrzeuge in Le Mans. Von Porsche-Designer Anatole Lapine liess er den Porsche in einem psychedelischen Farbmuster in lila und grün lackieren, die Lackierung ist bis heute legendär. «Das Auto kam weiss in Le Mans an, wir haben es mit 3.000 Spraydosen vor Ort zwischen den Trainings lackiert.»
1971 übernahm er von Louise Piech das gesamte Material von Porsche Salzburg, gewann für Porsche mit dem 917 Le Mans und Sebring. Noch vor Ablauf der Saison 1971 sperrte Dechent das Martini Racing Team zu. Martini wanderte zu Porsche ab und Dechent sich anderen Tätigkeiten zu.

Ein Mann für Boxenmauer und Kommandostand war Dechent nie. Er war jemand, der im Hintergrund organisierte. In der heimlichen Motorsport-Königsdisziplin Tickets und Parkscheine zu organisieren, war Dechent ungeschlagen, er perfektionierte den Dackelblick. «In Le Mans habe ich den Mädels aus dem Rennbüro immer zu Beginn der Rennwoche Halstücher von Hermes aus Paris mitgebracht. Anschliessend hatte ich immer so viele Tickets, wie ich brauchte».

Der umtriebige Saarländer übernahm nach dem Aus des Martini Racing Team unzählige Jobs. Er war Händler für exotische Sportwagen und unter anderem 18 Jahre die rechte Hand von Reinhold Joest bei Joest Racing, dem er seinerzeit seinen ersten Porsche 908 verkauft. Für Joest war Dechent in der Sportwagen-WM und in der IMSA in Nordamerika unterwegs. Nicht nur bei Joest arbeitete Dechent, darüber hinaus war er lang Zeit Präsident und schliesslich Promoter der Interserie, später agierte er bei verschiedenen Rennställen als Teammanager und arbeitete zwischenzeitlich bei Jochen Dauer, als dessen Dauer Porsche 962 GT 1994 Le Mans gewann.

Motorsportgeschichte schrieb Dechent an seinem 31. Geburtstag. Am 13. Juni 1971 gewannen Dr. Helmut Marko und Gijs van Lennep die 24h von Le Mans im legendären Porsche 917 K mit Magnesium-Rahmen und fuhren zu einem Distanzrekord, der eigentlich bis in die Ewigkeit halten sollte. Bis 2010 Audi kam und den Rekord überbot – genau an Dechents 70. Geburtstag – was dieser nur schwer verwand. «Ich habe sofort Norbert Singer angerufen, da ich dachte, unser Rekord kann niemals geschlagen werden. Er hat mir bestätigt, dass Audi mehr Kilometer gefahren ist, aber nicht mehr Runden geschafft hat. Daher sehe ich unseren Rekord nicht als gebrochen.» 

Im spät-jugendlichen Alter von 70 Jahren musste Dechant auch lernen, auf eigenen Füssen zu stehen: Bis dahin lebte er unter dem Dach seiner im Frühjahr 2010 verstorbenen Mutter.

In den letzten Jahren kümmerte sich Dechent um GT-Rennfahrer Christian Hohenadel, der wie er aus Saarbrücken kommt. Mit Hohenadel reiste er 2010 durch Europa zum Titel in der GT3-EM und 2011 in der GT1-WM noch einmal um den Globus. Bis zum vergangenen Jahr war er regelmässiger und gern gesehener Gast im Fahrerlager des ADAC GT Masters und der VLN, in diesem Jahr musste er gesundheitlich angeschlagen kürzer treten, was ihn nicht daran hinderte, sich zuletzt beim 24h-Rennen auf dem Nürburgring die Nacht um die Ohren zu schlagen. Ein Leben ohne Rennsport war für ihn undenkbar.

Hans-Dieter Dechent war eine Persönlichkeit, ein Herr, immer auf seinen Stil bedacht. Stets elegant gekleidet mit Blazer und Hemd mit dem obligatorischen Monogram H.-D.D zählte Dechent zu den schillernden Figuren im Fahrerlager. Hatte man einmal das Vertrauen von Dechent gewonnen, was durchaus nicht leicht war, war er einer der besten Freunde, die man sich nur wünschen kann. 
Sich selbst hat er in all den Jahren nie geschont und besonders in den wilden 70er Jahren nichts ausgelassen. Alleine der Spass mit dem Porsche 917 kostete ihn 1971 sechs Millionen deutsche Mark. 

Von sich selbst sagte er immer: «Ich habe viel erlebt und keine einzige Sekunde davon jemals bereut.»

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