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Formel 1Kolumne
Stefan Johansson warnt: «Formel 1 auf dem Holzweg»
​Der frühere Grand-Prix-Fahrer Stefan Johansson (60) sieht es mit Sorge, dass die Formel-1-Renner für 2017 mehr Abtrieb erhalten: «Da darf mir mal einer erklären, wie das spannerende Rennen erzeugen soll.»
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Das Formel-1-Feld in Monza: Zu viel AbtriebDas Formel-1-Feld in Monza: Zu viel AbtriebFoto: LAT
Das Formel-1-Feld in Monza: Zu viel Abtrieb© LAT
Stefan Johansson mag nicht so recht in die Schwärmereien um die neue, tolle Formel 1 anno 2017 einstimmen. Der 60jährige Schwede hat nichts daran auszusetzen, dass die GP-Renner vor allem dank der breiteren Reifen und anders positionierten Flügel wieder aggressiver aussehen werden. Aber der 79fache GP-Teilnehmer macht sich Sorgen wegen des erhöhten Abtriebs.
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In seinem eigenen Blog schlägt der frühere Ferrari- und McLaren-Fahrer zunächst eine Brücke in die USA, um seinen Standpunkt zu vertiefen. "Die gegenwärtigen IndyCars sind vielleicht jene Rennwagen, die von allen am meisten Abtrieb erzeugen. Wir sprechen hier von 5000 Pfund. Es ist verrückt. Aber wir erkennen diese Tendenz auch in anderen Rennserien – der Abtrieb wird erhöht, die Leistung verringert. Das ist eine böse Spirale." "Viele Fans beklagen sich doch, dass wir zu wenig echte Überholmanöver sehen. Aber wenn du Renner hast mit viel Abtrieb, dann dreht sich alles um das Tempo in der Mitte von Kurven und um Schwung. Die Autos fahren wie auf Schienen um die Kurven, und es ist in allen Rennkategorien das Gleiche."
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Der Le-Mans-Sieger von 1997 erklärt weiter: "Darauf musst du als Pilot auch mit einem etwas seltsamen Fahrstil reagieren. Du musst in mittelschnellen Kurven mit viel Schwung fahren, Zeit kannst du nur in langsamen Ecken gutmachen. Du kannst die grössten Eier der Welt in der Hose haben, aber wenn du in einer schnellen Kurve eine Zehntel findest, dann ist das schon ein halbes Wunder."
"Früher lief das so: Du hast all deinen Mumm zusammengerafft, um eine Highspeed-Passage noch schneller zu fahren, das war ein echter Ritt auf der Rasierklinge, es war schwierig, das Auto in der Balance zu halten."
"Nun höre ich von gut 35 Prozent mehr Abtrieb der neuen GP-Renner, von Rundenzeiten, die um mindestens vier Sekunden schneller werden sollen. Darf ich die Frage stellen, wie um alles in der Welt das den Sport verbessern soll? Die Autos bremsen ja jetzt schon halb in die Kurven hinein, die Tempi zur Kurvenmitte sind bereits heute sehr hoch, wo also sollen die Fahrer ein Überholmanöver ansetzen?" "Mir ist schleierhaft, wieso das die Regelstricker nicht einsehen. Das genaue Gegenteil wäre der richtige Weg: Wir bräuchten nicht mehr Abtrieb, sondern weniger. Was ich hingegen mit Sicherheit sagen kann – das neue Reglement kostet unglaublich viel Geld."
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"Vielleicht entgeht mir ja ein wichtiger Punkt, aber ich behaupte: Mehr Abtrieb, das bedeutet keinen besseren Sport, wir sind da auf dem Holzweg. Ich hoffe, ich werde 2017 Lügen gestraft." Lösung für die Randsteinfrage Der frühere Ferrari- und McLaren-Fahrer hat sich auch über den Aufreger Pistengrenzen Gedanken gemacht und kann die ganze Aufregung über Randsteine und deren Beschaffenheit nicht ganz nachvollziehen. "Ich meine, wieviele schwere Unfälle hatten wir wegen richtigen Randsteinen? Ich spreche von Kerbs, die du als Fahrer nicht berühren willst, geschweige denn, gleich über sie drüber zu fahren. Wir haben in den vergangenen Jahren die Randsteine mehr und mehr abgeflacht, weil die hohen Kerbs für Motorradrennfahrer gefährlich sind. Aber es muss doch Mittel und Wege geben, abschraubbare Randsteine zu verwenden – flache für die Zweiräder, höhere für die Autos."
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"Wenn auf den Strassenkursen von Monte Carlo und Macau Randsteine verschraubt werden, wieso ist das dann nicht auf normalen Rennstrecken möglich?" "Entweder wir finden diesen Weg, oder wir machen es gleich so, wie es Mercedes-Rennchef Toto Wolff vorgeschlagen hat: Lasst sie einfach fahren, vergesst Pistengrenzen! Was auf einigen Pisten zu lächerlichen Szenen führen würde – ich bin sicher, in den S-Kurven von Austin würde das halbe Feld nahezu geradeaus fahren, und am Schluss sind die Fahrer hinter dem Randstein und nicht auf der Rennbahn, wie es sich eigentlich gehört. Gut, das war jetzt ein wenig übertrieben, aber im Kern meine ich das schon ernst." "Was, bitteschön, war eigentlich falsch mit einem Rasenstreifen? Selbst drei oder vier Meter Gras würde schon helfen, dann kann von mir aus wieder Asphalt kommen. Die Piloten würden auf dem Rasen so viel Haftung verlieren, dass keiner freiwillig dort fährt. Auf Strecken wie Mid-Ohio oder Road America haben wir noch heute Grasstreifen, und keiner beklagt sich darüber." "Nein, ich bleibe dabei – wirklich üble Unfälle sind in der Regel eine Verkettung unglücklicher Umstände. Solche Crashes werden nie zu verhindern sein. Früher oder später wird wieder ein solcher Unfall passieren, egal wie sehr man versucht, die Risiken zu minimieren. Aber mich stört einfach, dass auf Unfälle oft Panikreaktionen folgen, mit dem Ergebnis, dass der Sport nachher schlechter ist als vorher."
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