Engpass: Aprilia in Gefahr, den Start in die neue MotoGP-Ära zu verpassen?
KTM kam zuerst mit dem neuen 850er-MotoGP-Bike aus den Startblöcken. Auch Honda steht kurz vor dem Debüt auf Asphalt. Aprilia muss sich dagegen weiter auf das Herz der neuen RS-GP konzentrieren.
Das MotoGP-Projekt von Aprilia zählte zu den positiven Überraschungen der abgelaufenen Saison. Denn obwohl ausgerechnet der am stärksten eingeschätzte Neuzugang Jorge Martín sportlich nicht mit einzahlen konnte, holte Teamkollege Marco Bezzecchi zu einer beeindruckenden Ergebnisoffensive aus. Nach nicht weniger als 15 Podestplätzen
Dank eines guten Auftritts der Trackhouse-Kundemannschaft, der in einem nicht weniger überraschenden Durchbruch von Raul Fernandez endete, ging der zweite Platz bei Herstellern an die Einheit aus Noale. Es war die beste Saison, seitdem sich das kleinste der fünf Werke in der Königsklasse engagiert.
Für 2026 brachte sich die Struktur unter der Leitung von Massimo Rivola in eine ernsthafte Position, um erstmals auch den Gewinn der Meisterschaft zu denken. Was Aprilia aber zugleich vor eine besondere Herausforderung in Sachen Ressourcen stellt. Denn insbesondere mit Blick auf die Konkurrenz aus Österreich fällt es Aprilia Racing schwer, zweigleisig zu entwickeln.
Während
Gegenüber der Plattform Crash.net bestätigte CEO Massimo Rivola: «Der Motor läuft – ehrlich gesagt sind wir sehr zufrieden mit dem, was wir mit dem Triebwerk auf dem Prüfstand erreichen.»
Das Motorrad um den neuen 850er-V4 befindet sich dagegen noch in der Entwicklung. «Wir müssen uns überlegen, wie sieht die Strategie aus? Wie weit treiben wir die Entwicklung des Motorrads für 2026 voran? Wir haben eine Idee, aber natürlich hängt es auch davon ab, wie die Meisterschaft im nächsten Jahr verläuft», so der Aprilia-Verantwortliche.
1000 vs. 850 – oder die Frage der richtigen Prioritäten
Trotz exzellenter Mannschaft kann es sich Aprilia nicht leisten, aus dem Vollen zu schöpfen und beide Entwicklungsprojekte zeitgleich voranzutreiben. Begrenzt sind die Möglichkeiten, auch wenn es zur Erprobung auf der Strecke spätestens im ersten Quartal 2026 kommen muss. Aprilia ist der einzige Hersteller, der mit nur einem Testfahrer – Lorenzo Savadori – agiert. In der Vergangenheit war auch Matteo Baiocco aktiv, doch der mehrfache Superbike-Champion kommt nur noch für Basis-Funktionstests infrage. Baiocco konzentriert sich auf seine Rolle als Riding Coach.
Die sichere Wahl wäre die Verpflichtung eines zweiten Spitzenpiloten. Die scheiterte bislang in erster Linie an der Verfügbarkeit eines vertraglich nicht gebundenen Athleten. Honda sicherte sich Ende 2024 die Dienste von Aleix Espargaro, der nun mit Taka Nakagami zweigleisig arbeiten kann. Dazu steht mit Stefan Bradl sogar noch eine dritte verlässliche Kraft parat.
Yamaha kann auf Veteran Andrea Dovizioso und Augusto Fernandez vertrauen, KTM arbeitet mit Pol Espargaro und Dani Pedrosa und Ducati macht sich das eigene, breit aufgestellte Rennsportprogramm zu Nutze. Als Unterstützer für Michele Pirro, der das Rollout mit der 850er-Ducati zu Beginn des neuen Jahres übernehmen soll, wird Superbike-Ass Nicolo Bulega als zweite Kraft hinzugezogen.
Der Einmann-Betrieb bei Aprilia funktionierte bislang ausgezeichnet. Denn obwohl Savadori nebenbei eine halbe MotoGP-Saison als Ersatz für den dauerverletzten Jorge Martin abspulen musste, gelang es Aprilia mit dem Italiener, die RS-GP zum Referenzbike zu entwickeln. Wenn auch in der Abwesenheit von Marc Márquez, die Ergebnisse der WM-Schlussphase inklusive des letzten Tests mit Fernández an der Spitze geben Aprilia recht.
Der große Zwiespalt des Massimo Rivola bleibt. Ändert er die Prioritäten in Abstimmung mit
Die Situation der erfolgreichen Aprilia-Mannschaft könnte abgesichert werden – nur konsequent wäre der Einsatz eines erweiterten Testteams. Doch, woher nehmen, wenn nicht stehlen?
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