Exklusive Einblicke: Das war Toprak Razgatlioglus Erfolgsrezept bei BMW
Technikdirektor Chris Gonschor und Teammanager Shaun Muir erklären, wie Toprak Razgatlioglu beim Superbike-WM-Projekt von BMW mit kleinen Details den Unterschied ausmachen konnte.
Mit dem zweiten Titelgewinn beim Saisonfinale in Jerez schloss sich bei BMW das Kapitel Toprak Razgatlioglu. Das Ausnahmetalent aus dem türkischen Alanya verabschiedete sich Richtung MotoGP und hinterließ beim Münchner Hersteller eine Lücke, die Miguel Oliveira und Danilo Petrucci in der Superbike-WM 2026 schließen sollen.
Razgatlioglu war in den beiden zurückliegenden Saisons der mit Abstand erfolgreichste BMW-Pilot. Seine Markenkollegen bissen sich regelmäßig die Zähne aus. Doch was hat Razgatlioglu anders gemacht als seine Team- und Markenkollegen?
Wir haben exklusiv bei BMW-Technikdirektor Chris Gonschor nachgehakt und uns nach den Abstimmungen der Fahrer erkundigt. Gonschor bestätigte gegenüber SPEEDWEEK.com, dass es bei den Setups keine gravierenden Unterschiede gab.
«Wenn man die Daten von Toprak und anderen BMW-Fahrern vergleicht, sieht man: Es ist kein Tag-und-Nacht-Unterschied», erklärte Gonschor und ergänzte: «Er hat einfach ein besonderes Gefühl und eine außergewöhnliche Kontrolle über das Motorrad – das sorgt für kleine Unterschiede in jeder Fahrphase.»
«Aber genau das ist unser Ziel: Das Motorrad so zu verbessern, dass es für jeden Fahrer leichter zugänglich wird. Toprak hat nichts völlig anderes gemacht – er hat einfach alles auf einem höheren Niveau gemacht», verdeutlichte der BMW-Ingenieur. «Wenn du in jeder Kurve ein oder zwei km/h schneller bist, ein oder zwei Meter später bremst, summiert sich das zu einer deutlichen Zeitersparnis.»
«Unser Ziel ist, dass jeder Fahrer leichter an diese Zeiten herankommt – ohne dass wir das Motorrad grundlegend ändern müssen. Denn seine Daten zeigen: Er fährt die Maschine so, wie man ein Rennmotorrad fahren sollte – also kein Grund, das Konzept zu ändern. Wir müssen es nur 'einfacher' machen, damit jeder Fahrer diese kleinen Zeitgewinne finden kann», schilderte Gonschor.
Mit seinen aggressiven Bremsmanövern sorgte Razgatlioglu für spektakuläre Bilder. In Sachen Fahrstil gab es aber laut BMW gar keine so großen Unterschiede, wie man beim Betrachten der Bewegtbilder vermuten würde.
BMW-Teammanager Shaun Muir erklärte: «Wenn man es technisch betrachtet, würde ich sagen: Topraks Fahrstil ist gar nicht so extrem, wie man denkt. Er ist eigentlich dem von Mickey ziemlich ähnlich – Mickey konnte nur nicht das volle Potenzial auf diese Weise ausschöpfen. Das Paket, mit dem wir arbeiten, befindet sich inzwischen in einem sehr guten Fenster, und in diesem Bereich arbeiten wir jedes Wochenende.»
«Die einzige Möglichkeit, eine Meisterschaft zu gewinnen, besteht darin, die Performance von Strecke zu Strecke konstant zu übertragen – und genau das haben wir dieses Jahr geschafft», bilanzierte Muir nach der erfolgreichen Titelverteidigung in diesem Jahr.
Doch die Resultate des BMW-Werksteams waren sehr einseitig. Michael van der Mark erlebte ein enttäuschendes Jahr. Der sechsmalige Laufsieger beendete seine finale Saison als WM-Zwölfter. Er verpasste das Podium in allen Rennen.
«Michaels Ergebnisse waren nicht das, was wir uns erhofft hatten», kommentierte Teammanager Muir und macht das Verbot des Super-Concession-Chassis mitverantwortlich: «Wir hatten eine sehr kurzfristige Änderung, die uns stark beeinträchtigt hat – das konnte man in den ersten beiden Rennen dieser Saison sehen.»
«Wir haben damals im Team entschieden, dass wir darüber nie öffentlich sprechen werden – und das haben wir bis heute nicht getan. Wir haben es akzeptiert, hingenommen, auch wenn es uns nicht gefallen hat – und wir haben weitergearbeitet und geliefert», so Muir.
Schon gesehen?
Newsletter
Motorsport-News direkt in Ihr Postfach
Verpassen Sie keine Highlights mehr: Der Speedweek Newsletter liefert Ihnen zweimal wöchentlich aktuelle Nachrichten, exklusive Kommentare und alle wichtigen Termine aus der Welt des Motorsports - direkt in Ihr E-Mail-Postfach