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Platzt die Bombe? Kawa-Star Johnny Rea will zu Yamaha
Superbike-Rekordweltmeister Jonathan Rea hat mit Kawasaki einen Vertrag bis Ende 2024. Doch es ist unübersehbar, dass die Situation mit der nicht siegfähigen ZX-10RR für den 36-Jährigen zunehmend unerträglich wird.
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Ein erfahrener Motorsport-Journalist hat mir in jungen Jahren beigebracht, ich solle das Wort "unmöglich" aus meinem Wortschatz streichen. Denn es geschehen auf der ganzen Welt und auch im Motorsport immer wieder völlig überraschende Ereignisse. Als mir in Imola ein Fahrermanager erzählte, Jonathan Rea denke über den Wechsel von Kawasaki zu Yamaha nach, tat ich das deshalb nicht gleich als Unsinn ab, obwohl der Nordire einen Vertrag mit Kawasaki bis Ende 2024 hat.
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Rea ist seit 2015 Kawasaki-Werksfahrer, seither hat er sechs Weltmeisterschaften und 103 Rennen für die Grünen gewonnen, hinzu kommen 15 Siege auf Honda. Unfassbare 253 Podestplätze hat Johnny in 398 Rennen eingesackt, außerdem 41 Pole-Positions. Und 102 Mal drehte er die schnellste Rennrunde. 2021 gewann er mit Kawasaki außerdem das Suzuka Eight Hours Race, was ihm 2012 schon mit Honda gelungen war. Jeder kann sich ausmalen, wie der Superbike-Star seit 2022 leidet. 2021 hatte Rea die Weltmeisterschaft gegen den grandiosen Toprak Razgatlioglu (Yamaha) um überschaubare 13 Punkte verloren. Dann setzte Alvaro Bautista mit der schnellen Ducati Panigale V4R zu seinem Siegeszug an; Rea wurde hinter dem Spanier sowie Toprak nur noch WM-Dritter. Nach 21 Rennen in dieser Saison liegt er auf dem vierten Gesamtrang und wartet seit dem 20. November 2022 auf einen Laufsieg – acht Podestplätze sind nach den Maßstäben von Rea eine magere Ausbeute. Das Problem des Ex-Weltmeisters mit der Kawasaki: Das Reglement der Superbike-WM reagiert sehr träge auf veränderte Kräfteverhältnisse der Hersteller. Ist ein Werk ins Hintertreffen geraten, dauert es lange, bis es die Erlaubnis für technische Verbesserungen bekommt. BMW und Honda entwickeln seit 2019 und sind noch immer unterlegen.
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Seit Barcelona durfte der Motor der Kawasaki ZX-10RR 250/min höher drehen, seit Imola sogar 500/min. Jeder ging davon aus, dass Kawasaki dies auch nutzen würde. Doch am 15. Juli teilte das Team in Italien mit, dass man damit warten würde, bis man weitere Konzessionspunkte für eine neue Nockenwelle eintauschen dürfe – was erst Anfang September nach Magny-Cours der Fall sein wird.
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Rea ließ sich anschließend zu einer seltenen Kritik an Kawasaki hinreißen. "Die 500/min würden uns helfen, weil wir dann eine kürzere Übersetzung fahren könnten, das bringt eine bessere Beschleunigung, weil man im oberen Bereich mehr überdrehen kann", erklärte er. "Wenn noch die Nockenwelle geändert wird, bringt das sicher noch einmal etwas. So richtig durchschaue ich nicht, was das Team und Kawasaki vorhaben."
Kawasaki hat sämtliche Pläne verworfen, eine neue ZX-10RR zu bringen, weil die Entwicklung eines schlagkräftigeren Triebwerks viele Millionen verschlingen würde. Und der 36-jährige Rea weiß, dass er nicht mehr ewig auf seinem nach wie vor sehr hohen Niveau fahren wird. Natürlich macht er sich in dieser ausweglosen Situation bei Kawasaki Gedanken, wie sich seine Aussichten verbessern ließen. Bei Yamaha wird als Nachfolger von Razgatlioglu, der 2024 für BMW fährt, weil die Japaner seine gigantischen Gagenforderungen nicht akzeptierten, Wunschkandidat und MotoGP-Pilot Franco Morbidelli nicht unterschreiben. Der Italiener hat mehrere Möglichkeiten in der Königsklasse und wird entweder bei Mooney VR46 oder Gresini Racing Ducati andocken.
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Yamahas SBK-Rennchef Andrea Dosoli braucht also einen Plan B. Razgatlioglu wird eine gewaltige Lücke hinterlassen; der Türke ist seit 2020 der Einzige, der für Yamaha Rennen gewonnen hat. Der japanische Hersteller hat in der 1988 gegründeten Superbike-Weltmeisterschaft erst zweimal den Fahrertitel erobert: 2009 mit Ben Spies und 2021 mit Razgatlioglu. Die einhellige Meinung im SBK-Fahrerlager: Die Weltmeister Alvaro Bautista, Toprak Razgatlioglu und Jonathan Rea sind fahrerisch auf einem ähnlich hohen Niveau einzuordnen. Mit etwas Abstand folgt die ehemalige Nummer 2 der Welt, Scott Redding. Alle vier haben für nächstes Jahr gültige Verträge. Das wird Dosoli nicht davon abhalten, in fremden Gewässern zu fischen. Dass Yamaha Interesse an Rea hat, ist leicht nachvollziehbar. Voneinander unabhängige Quellen haben gegenüber SPEEDWEEK.com bestätigt, dass sich diese Tatsache nicht einfach ins Reich der Fabeln verbannen lässt. Kawasaki hat Jonathan Rea sehr viel zu verdanken, er hat sich beim Team Green besondere Verdienste erworben. Und der japanische Hersteller weiß, dass ihr Fahrer viel besser als das Motorrad ist.
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Jetzt zeichnet sich ab, dass Rea bei Kawasaki die Möglichkeit einer Vertragsauflösung erörtert. Sein Manager Chuck Aksland war bereits in Donington Park Anfang Juli vor Ort und versuchte, die Weichen zu stellen. Da mit diesem Bike momentan keine Titelchancen bestehen und sich die Karriere des Nordiren dem Ende zuneigt, ist mit einem Entgegenkommen der Kawasaki-Manager zu rechnen. In der MotoGP wurden in den letzten Jahren bei den Werksteams den Stars Zarco (KTM), Lorenzo (Honda), Viñales (Yamaha) auch keine Steine in den Weg gelegt. Selbst die HRC-Verantwortlichen versichern jetzt, sie würden einen Weggang von Marc Márquez nicht verhindern. Wenn ein Fahrer mit dem Material nicht zurechtkommt und unglücklich ist, wird ihn kein Team oder Hersteller zum Bleiben zwingen. Es kommt auch immer wieder vor, dass in Verträgen Ausstiegsklauseln verankert werden.
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Im Fall von Rea kommt dazu: Wenn es mit dem geplanten Tapetenwechsel nicht klappt, kann er sich nach der Saison auch zum Rücktritt entschließen, weil er kein Interesse an einer weiteren sieglosen Saison bei Kawasaki hat. Wechselt Rea von Kawasaki zu Yamaha, wäre das eine ebenso große Sensation wie der Weggang von Toprak von Yamaha zu BMW. Eine Trennung von Rea und Kawasaki würde die Türe für Scott Redding öffnen. Der Engländer hat in seinen eineinhalb Jahren bei BMW keine Erfüllung gefunden und steht bei Yamaha auf der Wunschliste nicht ganz oben.
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