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Berg- und Talfahrt in Croft

Kolumne von Patric Muff
Patric Muff (24) und Barry Burell (77)

Patric Muff (24) und Barry Burell (77)

Die dritte Runde der Britischen Superbike Meisterschaft fand am letzten Wochenende auf der mir noch unbekannten Strecke in Croft statt.

Nachdem wir am Mittwochabend nach Luton geflogen sind und uns mein Teammanager David abgeholt hat, sind wir gemütlich in das drei Stunden entfernte Croft gefahren. Nach der Ankunft hiess es zuerst einmal: Das unbekannte Land erkunden. Die Strecke erinnerte mich irgendwie an das Schleizer Dreieck, war aber einfach viel welliger. Oder besser gesagt, die holprigste Strecke die ich je gesehen habe und hatte einige knifflige Stellen auf Lager. Keine blinden Kurven wie in Oulton Park, dafür glich sie mehr einer Motocrossstrecke. Gespannt ob mein Fahrwerk das mitmachen würde, ging es nach dem Abendessen bald einmal ins Bett.

Nachdem ich freitags im ersten freien Training die Strecke kennen lernte, machten wir uns im zweiten Training an das Fahrwerk. Ich kann es gleich vorweg nehmen: Die optimale Fahrwerkseinstellung war auch bis zum Sonntag nicht zu finden. Trotzdem kam ich immer besser auf der Strecke zurecht und so konnte ich mich nach dem zweiten freien Training im Mittelfeld der EVO-Klasse einordnen. Und dann kann der Samstag. Nichts ahnend ging es in das dritte freie Training, wo wir weitere Fahrwerkseinstellungen testen wollten. Viel Zeit lieb uns dafür aber nicht. Mir rutschte in einer Schikane das Vorderrad weg. Etwas ratlos kam ich geknickt zurück an die Box. Wie man auf den Daten sehen konnte, gleiche Gasstellung und gleiche Kurvengeschwindigkeit wie in der Runde vorher. Vermutlich irgendein Schlagloch, das ich bis dato noch nicht kannte.

Für das darauf folgende Qualifying hatte ich somit wieder die gleiche Ausgangslage wie bereits am letzten Rennen. Nichtsdestotrotz gab es nur den Blick nach vorne und so startete ich mit einem reparierten Motorrad in das 20-minütige Zeittraining. Leider erkannte ich schnell, dass wir irgendein Problem mit dem Motorrad hatten. Ich konnte kaum die Linie halten. So musste ich auch noch einen kleinen Ausflug ins Kies verbuchen. Mit einer Zeit von 1.23.9 kam ich nicht an die Zeit vom Vortag (1.23.3) und so ergab dies nur den enttäuschende 32. Startplatz (11. EVO). In einem Debriefing entschieden wir uns dann, das Motorrad auf den darauffolgenden Renntag komplett umzubauen.

Der englische Wettergott wollte nicht mitspielen und so musste ich das neue Fahrwerk im Warmup im Nieselregen testen. Es war schwierig zu sagen, aber es schien ein Schritt in die richtige Richtung zu sein. Da der Regen kurz vor dem ersten Rennen stärker wurde, hatten wir 20 Minuten vor dem Rennstart ein 8-minütiges Regentraining. Kaum zurück in der Box war die Pitlane bereits offen und es ging mit Regenreifen auf die Startaufstellung. Da das Rennen als Trocken-Rennen deklariert war, riet mir mein Crew-Chief Ian trotz aufziehendem Regen den hinteren Regenreifen durch einen Intermediate-Reifen auszuwechseln. Ich war etwas skeptisch, aber vertraute ihm. So wechselten wir 5 Minuten vor Rennbeginn noch den hinteren Reifen. Nach zwei Warmup-Runden wurde wegen stärkerem Regen Sekunden vor Rennstart entschieden, den Start zu verzögern und das Rennen als Wet-Race zu deklarieren. Somit würde das Rennen bei Regen nicht mehr abgebrochen werden. Da es jedoch nicht nass genug war, pokerten wir auf den Intermediate-Reifen. Dies schien am Ende auch die richtige Wahl gewesen zu sein.

Nach einem passablen Start rutschte mir jedoch schon in der ersten Runde in einer richtig schnellen Linkskurve das Hinterrad weg und ich konnte mit mehr Glück als Verstand das Motorrad wieder auffangen und kam nach einer Offroad-Mission wieder zurück auf die Strecke. In einer Aufholjagd konnte ich nach einem turbulenten Rennen eine Runde vor Schluss - trotz schweren Gripproblemen am Hinterpneu - den dritten Platz übernehmen und ich wollte nur eines: Diesen nach Hause bringen. Ich wurde jedoch in der letzten Runde abgefangen und trotz wilden Manövern, hatte ich keine Chance mehr zurück zu überholen. Mit einer riesigen Enttäuschung ging es zurück an die Box. Ich hatte nicht nur meinen ersten Podestplatz um 0.2 Sekunden verfehlt, sondern auch meinen ersten Punkt in der Superbike-Wertung. So kam ich als 4. (EVO) und 16. (Total) ins Ziel. Das einzige Trostflaster war der Startplatz in der fünften Reihe für das zweite Rennen.

Wir passten erneut das Setup an und so ging es etwas ungewiss, aber bei trockenen Bedingungen an die Startaufstellung zum zweiten Rennen. Auf dem Weg dorthin merkte ich allerdings, dass das Motorrad nicht wie gewünscht einlenkte und so stellten wir auf der Startaufstellung noch einmal das Fahrwerk um. Es gelang mir einen super Start und ich kam als 3. EVO-Fahrer aus der ersten Runde zurück. Aufgrund eines Sturzes musste der Safety-Car auf die Strecke, was das gesamte Fahrerfeld wieder zusammen schob. Das Fahrwerk war klar besser (das zeigte eine Zeitenverbesserung von mehr als einer Sekunde zum Quali), aber der Grip immer noch nicht optimal. So konnte ich mich irgendwann nicht mehr gegen Burrell und Andrews wehren. Ich konnte aber die restlichen Fahrer auf Abstand halten und brachte den 5. Platz sicher nach Hause. Mit den erneuten zwei Top-5 Ergebnissen konnte ich den 3. Platz im Gesamtklassement hinter Lowes und Richards halten. Nun geht es für 10 Tage zurück in die Schweiz, bevor es dann nach Thruxton geht. Und - wie könnte es anders sein?! Wieder unbekanntes Land!
 

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