KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

«Grande Finale» in Brands Hatch

Kolumne von Patric Muff
Patric Muff

Patric Muff

Frohen Mutes ging es an das letzte Rennen der diesjährigen Saison zurück nach Brands Hatch.

Brands Hatch ist eine Strecke, die ich eigentlich sehr gerne mag, obwohl ich hier noch nie ganz vorne mitfahren konnte – bei trockenen Bedingungen zumindest.

Da es in der Nacht von Donnerstag auf Freitag immer wieder geregnet hatte, war die Strecke am Freitagmorgen noch ziemlich feucht. Es hatte zwar aufgehört zu regnen, aber die Strecke trocknete bei den vorherrschenden winterlichen Temperaturen nur schwer ab. So warteten wir die erste Halbzeit der Session in der Box ab, und ich machte mich erst knapp 25 Minuten vor Schluss auf, die Strecke «einmal zu besichtigen». Nach einer Runde zweigte ich allerdings wieder in die Box ab, da ich bei diesen Bedingungen keinen unnötigen Sturz riskieren wollte. Dennoch ging es 10 Minuten vor Schluss nochmals für ein paar Runden auf die Strecke, aber wirklich wohl fühlte ich mich nicht. Vermutlich darum kam ich schlussendlich auch nicht über den 22. Platz auf der Zeitenliste hinaus. Die kühlen Bedingungen waren auch am Nachmittag noch nicht verflogen, aber zumindest war die Strecke nun trocken. Ich tat mich allerdings schwer auf eine gute Zeit zu kommen – mit zu vielen Problemen hatten wir noch zu kämpfen. Wir testeten diverse Einstellungen, aber wirklich schnell war keine. So landete ich enttäuscht nur auf der 21. Position. «BBC 2» wie John, mein Mechaniker, es nannte – uninteressant und nicht sehenswert. Am Abend sassen wir lange in der Box und schmiedeten einen Plan für den kommenden Tag.

Samstag, etwas wärmer respektive etwas weniger kalt (von warm konnte man wirklich nicht sprechen), ging es am Samstagvormittag in das dritte und letzte freie Training. Die nächtlichen Überstunden hatten sich ausbezahlt – wir konnten tatsächlich ein Teil der Probleme beheben, und ich konnte mich um eine gute halbe Sekunde steigern. Dies setzte mich an die 15. Position der Zeitenliste – viel wichtiger war jedoch, dass ich die Lücke zu meinen Hauptkonkurrenten in der Meisterschaft beträchtlich schliessen konnte. Wie bereits im August bereitete uns aber vor allem das Einlenken Probleme. Das Fenster, wo das Motorrad wirklich gut funktioniert, ist auf dieser Strecke – auf der es nie flach ist, sondern immer rauf und runter geht – sehr klein. Deshalb versuchten wir uns für das anstehende Qualifying mit ein paar Anpassungen weiter an dieses Fenster zu tasten.

Und die «Antastung» zeigte Wirkung. Nachdem ich mich an 17. Position gut für das zweite Zeittraining qualifiziert hatte, ging es von neuem auf Zeitenjagd. Ich konnte mich mit einer 1.26.8 nochmals verbessern und konnte mich bis kurz vor Schluss an 9. Position behaupten. Ich musste mich dann noch Karl Harris und Stuart Easton geschlagen geben und verpasste an 11. Position die Top-10 um lausige 0,025 Sekunden. Einerseits wäre die Top-10 natürlich schon schön gewesen, aber mit der 3. Startreihe musste ich zufrieden sein. Schlag auf Schlag ging es an diesem Samstag weiter, und so standen wir 2,5 Stunden später bereits zum ersten Mal auf der Startaufstellung. Ich kam nicht schlecht weg und hatte eine gute erste Runde. So kam ich an neunter Position aus der ersten Runde zurück. Ich konnte die Pace mitgehen und war in einem guten Kampf um den neunten Platz. Leider wurde das Rennen drei Runden vor Schluss aufgrund einsetzenden Regens abgebrochen und die Wertung der letzten Zieldurchfahrt genommen – und zu diesem Zeitpunkt lag ich leider «nur» an elfter Stelle. So verfloss wortwörtlich eine weitere Chance, ein Top-10-Resultat nach Hause zu bringen, im Wasser.

Der Tag startete am Sonntag bereits früh: Um 8.45 Uhr fand bereits der Pitwalk statt. Die Frage, ob es überhaupt Fans zu dieser frühen Stunde haben würde, erübrigte sich auf dem Weg in die Box sofort, als ich die nicht enden wollende Schlange an Menschen erblickte. So hiess es bei eiskalten Temperaturen vor der Box stehen, Autogramme schreiben, für Fotos posieren und lächeln. Nach einem guten Warm-up, das ich mit konstant guten Zeiten auf dem 12. Platz beenden konnte, blickten wir alle zuversichtlich auf den Rennstart um 13.00 Uhr. Ich kam nicht schlecht weg, bog in die erste Kurve ein, stach links innen in die Hairpin, als es auf einmal rumpelte und ich nur noch Asphalt sah. Ich wusste gar nicht, was passiert ist. Es stellte sich dann heraus, dass ich mit «Bomber» Karl Harris kollidiert war und wir noch zwei weitere Fahrer auf der Aussenbahn ins Unglück mitgerissen hatten. Da ich keine gezeitete Runde zusammengebracht hatte, wurde ich auf den 19. Startplatz nach hinten verlegt.

Das Motorrad war schnell wieder zusammengeflickt, und so stand ich auf der Startaufstellung zum letzten Rennen der diesjährigen BSB-Saison. Ich kam nicht schlecht weg und konnte mich bis zum ersten Überqueren der Start-Ziel-Linie auf den 14. Platz nach vorne arbeiten. Nach hartem Kampf mit Michael Rutter, Karl Harris und Luca Scassa sah ich die karierte Flagge an 13. Position und konnte so noch die letzten Punkte nach Hause bringen. Aufgrund meines verbuchten Nullers, konnte ich zwar Michael Rutter in der Meisterschaft noch überholen – musste aber Barry Burrell und mein letztjähriger Teamkollege Peter Hickman vorbeiziehen lassen. Somit konnte ich an 18. Position im Gesamtklassement mein Ziel, in die Top-15 zu kommen, leider nicht ganz erreichen.

Alles in allem war es aber eine gute Saison, in der ich wieder sehr viel dazulernen konnte. Klar gibt es für mich für das kommende Jahr nur ein Ziel: Wieder auf dem Grid der BSB zu stehen. Diverse Gespräche sind am Laufen, und die nächsten Wochen werden zeigen, in welchen Farben ich das kommende Jahr unterwegs sein werde. Ich möchte mich ganz herzlich bei meinen Sponsoren, Gönnern und dem 100er Club bedanken, meinen Bekannten und Freunden, die mich bei meinem Traum unterstützen, und meinem diesjährigen Team Supersonic Racing, insbesondere meinem Crew Chief James und meinen beiden Mechanikern John und Lee, ohne die das Erreichte nicht möglich gewesen wäre.

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