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DTM-Chef Gerhard Berger kritisiert Teamorder

Von Andreas Reiners
René Rast und Mike Rockenfeller in Moskau

René Rast und Mike Rockenfeller in Moskau

Gerhard Berger war gut in Form. Vor dem zehnten Saisonrennen sprach der DTM-Boss in der ARD fast nur über die Performance-Gewichte. Das zweite Thema: Teamorder.

Denn auch diese altbekannte Diskussion gab es in Moskau.

«Wir wissen, dass im Motorsport manchmal im letzten Rennen der eine Teamkollege dem anderen hilft. Wenn man aber schon zur Mitte der Saison Strategie-Spielchen spielt, um am Ende vorne zu sein, und dass auf Kosten des Sportes und der Sportler, dann ist das eine moralische Komponente. Ein Team muss mit sich selbst ausmachen, ob man so etwas dem Sport oder den Fahrern antun kann», sagte Berger.

Was war passiert? Mike Rockenfeller war nach dem Lauf am Samstag angesäuert und enttäuscht aus dem Auto gestiegen. Wohlgemerkt nach einem zweiten Platz, den er trotz seines Fußbruchs herausgefahren hatte. «Ich glaube, man hat gesehen, wie schnell ich fahren konnte. Aber in der Meisterschaft steht René halt vor mir», sagte Rockenfeller, der rundenlang sein DRS hinter seinem Markenkollegen Rast verballert hatte, aber trotzdem nicht vorbei konnte. Oder durfte. Das deutete Rocky relativ deutlich an.

Später ruderte er ein wenig zurück. «Ich hätte wahnsinnig gerne mit Krücken gewonnen, deswegen bin ich am meisten enttäuscht», gab er zu. Und betonte, eine Teamorder sei aufgrund des Funkverbots nicht mehr möglich. Durch die Startplätze eins und zwei von Rast und Rockenfeller war die Konstellation zum Ende des Rennens aber auch keine Überraschung.

Ob nun vorherige Ansage oder nicht - klar ist: Generell wissen die Fahrer natürlich, wie sie sich im direkten Duell zu verhalten haben. «Unter Teamkollegen? Das wäre eng geworden. Nur mit viel, viel Risiko. Wenn es eine andere Marke gewesen wäre, hätte ich es mehr versucht», sagte Rockenfeller. Seine Zurückhaltung fiel vor allem auch deshalb auf, weil sich in Marco Wittmann und Timo Glock zwei BMW-Teamkollegen im Zweikampf nichts schenkten.

Rast sah es pragmatisch. «Mike hat ordentlich Druck gemacht. Er hat sein DRS aufgebraucht, kam aber nicht ganz ran. Er hat versucht, vorbeizukommen. Unter Teamkollegen kämpft man aber nicht so hart wie gegen andere», sagte er.

Ihm bescherte sein Sieg am Samstag die Gesamtführung, die er am Sonntag wieder an seinen Audi-Markenkollegen Mattias Ekström abgeben musste, der nun mit einem Punkt Vorsprung vorne liegt. Rockenfeller hätte mit einem Sieg am Samstag nicht nur eine schöne Geschichte mit dem größtmöglichen Happy End geschrieben, er hätte auch sieben Punkte mehr gehabt.

Zwar ist die Teamorder aufgrund des angekündigten Ausstiegs von Mercedes nach 2018 im Moment eher in die zweite Reihe gerückt. Sie wird aber auch weiterhin ein Thema bleiben, sehr wahrscheinlich beim sechsten Event in Zandvoort im August. Denn: Nach seinem Nuller am Sonntag in Moskau belegt Rockenfeller mit 73 Zählern Rang sechs – inzwischen bereits 40 und 39 Punkte hinter Ekström und Rast. Heißt: Je nach Markenkollege wird er auch beim nächsten Mal nicht attackieren (dürfen).

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