DTM-Titelkampf: Hoffentlich kein politischer Meister

Von Andreas Reiners
Der Titelkampf ist hart, er ist spannend, er könnte dramatisch werden. Acht Fahrer kämpfen drei Events vor dem Ende um die Krone. Ein Hersteller hat dabei sehr gute Karten.

Mattias Ekström grinste breit. SPEEDWEEK.com hatte den Schweden gerade gefragt, wer die besten Karten im Titelkampf hat. «Ich glaube, dass man kein Professor sein muss, um zu wissen, wer die besten Karten hat. Das ist eigentlich eine rhetorische Frage, und ich überlasse es euch, was ihr daraus macht», sagte der Schwede. Und schob relativ eindeutig hinterher: «Es kommt leider sehr auf die Gewichte an. Ich hoffe, dass der Meister in diesem Jahr kein politischer Meister wird.»

Fakt ist: Es ist unfassbar eng in der DTM. Denn: Acht Piloten mischen drei Rennwochenenden vor Schluss noch im Rennen um die Meisterschaft mit. Selbst DTM-Boss Gerhard Berger traut sich noch keine Prognose zu. «Es ist extrem. Es stehen noch sechs Rennen aus - da kann noch viel passieren. Es dürfte ein dramatischer Titelkampf werden», sagte der Österreicher SPEEDWEEK.com.

Ekström führt die Gesamtwertung mit 128 Punkten an. Zwei Audi-Markenkollegen sitzen ihm im Nacken: Rookie René Rast (114 Punkte) und Ex-Meister Mike Rockenfeller (110). Dahinter: das BMW-Duo Timo Glock (104) und Maxime Martin (102). Auch Audi-Routinier Jamie Green (2/99) und Mercedes-Hoffnung Lucas Auer (2/99) rechnen sich noch Chancen aus. Shootingstar Auer wurde nach famosem Saisonstart aber zuletzt durchgereicht. Fahrersprecher Manuel Reuter unkt bei SPEEDWEEK.com: «Mercedes ist von der Rolle. Wenn die jetzt nicht in die Spur kommen, ist der Zug abgefahren.» So sieht es übrigens auch Auer selbst. «Das ist normalerweise ein gutes Pflaster für uns und für mich, ein Muss. Wenn wir da nicht abliefern, glaube ich nicht, dass wir relevant sein werden.»

Titelverteidiger Marco Wittmann wurde in Zandvoort nach seinem Sieg am Sonntag disqualifiziert. Bitter: Statt Verfolger Nummer eins mit sieben Punkten Rückstand auf Ekström ist der Fürther mit 93 Punkten Achter. Ihn trennen vom Spitzenreiter aber trotzdem nur 35 Punkte.

Heißt: Alles spricht für Ekström, oder? Nicht unbedingt. Was Ekström mit einem politischen Meister meinte, ist der mögliche Knackpunkt im Titelkampf: die Performance-Gewichte. Denn: Der BMW M4 ist satte 25 Kilogramm leichter als der Audi RS 5. In der DTM ein echtes Pfund. Ein kleiner Rückblick: 2016 hatte BMW am Nürburgring am Samstag einen Doppelsieg gefeiert. In Spielberg (im Mai) gab es am Samstag ebenfalls einen Doppelsieg, dabei landeten sogar fünf M4 unter den ersten Sechs, am Sonntag gewann ebenfalls ein BMW, fünf weitere Fahrer fuhren ebenfalls in die Punkte. Und in Hockenheim? Sprang zwar kein Sieg heraus, aber Wittmann sicherte sich bekanntlich dort den Titel mit einem zweiten und einem vierten Platz.

Das Problem: Die Hersteller können sich immer noch nicht einigen, die Gewichte endlich von Bord zu werfen. «Bei 25 Kilogramm Unterschied kann das schon eine kleine Vorentscheidung im Titelkampf sein. Die Gewichte müssen weg. Der DMSB muss endlich ein Machtwort sprechen», forderte Reuter. Der Ex-Meister weiß, worauf es im Titelkampf ankommt. «Auf Feinheiten. Coolness. Ein bisschen Aggressivität, aber wenig Emotionen. Was zu Marco Wittmann passt», sagte er. Doch der musste in Zandvoort erwähnten Rückschlag hinnehmen.

Ist dann nun Timo Glock in der Titelrechnung ganz vorne dabei? Im Gespräch mit SPEEDWEEK.com stapelt er eher tief, sagt aber auch: «Ich denke, dass der Nürburgring, Spielberg und Hockenheim für mich ganz gute Strecken sind.» Er weiß: «Wenn das so weitergeht, werden die Nerven bei einigen ganz schön blank liegen.» Und das Rezept für die restlichen Rennen kennt er auch. «Konstant in die Punkte fahren und sich aus allen Scharmützeln heraushalten. So kann man Meister werden.»

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