Ogiers wilder DTM-Ritt: Ausschluss, Blindflug, Regen

Von Andreas Reiners
Sebastien Ogier und Andrea Kaiser

Sebastien Ogier und Andrea Kaiser

Sebastien Ogier wusste, was auf ihn zukommen würde. Trotzdem wurde der Franzose am Wochenende auf eine wilde Fahrt durch ein DTM-Event genommen, die er so dann wohl auch nicht erwartet hätte.

Denn ganz grundsätzlich war vor allem das wechselhafte Wetter eine große Herausforderung. Sonne, 25 Grad, dann strömender Regen, 15 Grad, nasse Bedingungen, Misch-Bedingungen, eine abtrocknende Strecke: Es war so ziemlich alles dabei.

«Es gab einfach keine konstanten Werte. Weil sich die Bedingungen ständig verändert haben, war es für mich ohne Erfahrung mit dem Auto besonders schwierig. Selbst für die anderen war es nicht einfach«, sagte Ogier.

Am Samstag wurde er vor seinem ersten Renneinsatz disqualifiziert: Er hatte das Wiegen vergessen beziehungsweise nichts davon gewusst, denn in der Rallye-WM die werden die Fahrer samt Auto gewogen, in der DTM muss auch der Pilot einzeln auf die Waage. Durch die Disqualifikation rückte er von Startplatz 18 auf 19. Nach seinem Pflichtstopp war es endlich soweit: Ein Zweikampf bahnte sich an.

«Meine Pace war am Anfang nicht gut. Nach dem Stopp hatte ich bessere Reifen. Und endlich hatte ich dann jemanden vor mir. Ich dachte mir: "Jetzt kannst du kämpfen." Meine Reifen waren aber noch etwas zu kühl und ich habe zu früh gepusht. Dann unterlief mir ein kleiner Fehler», so Ogier, der sich drehte und später neben Gary Paffett fuhr.

«Er kämpft um den Titel. Ich konnte da nichts machen», sagte Ogier, der sich aber einige Kurven lang durchaus wehrte. Am Ende wurde der fünfmalige Weltmeister Zwölfter, ein durchaus achtbares Resultat, auch bedingt durch das Safety-Car-Chaos am Ende. «Aufgrund dessen waren die letzten paar Runden sehr spannend für mich.»

Am Sonntag ging es turbulent weiter, nachdem er sich im Qualifying bis auf 0,2 Sekunden an das Feld herangearbeitet hatte. «Man hatte mir gesagt, ich würde im Rennen Funk bekommen. Kurz vorher erfuhr ich aber, dass dem nicht so sein würde. Unterm Strich fuhr ich also unter gleichen Bedingungen wie die anderen.»

Und wie: Denn mit Augusto Farfus kam jemand in seine Reichweite, mit dem er sich auf der Strecke Tür-an-Tür messen konnte. Lackaustausch, ein Zweikampf, endlich mal. Ogier wurde für seinen harten Einsatz doppelt bestraft: Nachdem der Brasilianer mit seinem BMW neben die Strecke kam, wurde Ogier verwarnt. Das war nicht alles.

«Ich überholte Farfus, der wohl ein Problem hatte und Öl verlor. Meine Windschutzscheibe war voll davon. Ich konnte überhaupt nichts sehen. Dann habe ich den Scheibenwischer eingeschaltet, das machte es aber noch schlimmer. Ich wusste nicht, ob wir in dem Auto Wischwasser zum Reinigen der Scheiben haben, aber offensichtlich hatten wir das nicht. Das Team konnte mich dann aber nicht hereinholen, weil die Boxenstopps der anderen Mercedes-AMG-Piloten vorgingen», erzählte Ogier, der im Blindflug weiterfuhr, bis die Folie der Windschutzscheibe abgezogen werden konnte. Am Ende wurde er 16.

Seine Bilanz: «Ich bin nicht hierhergekommen, um ein gutes Resultat zu erzielen. Für mich war es eine tolle Gelegenheit, in dieser sehr konkurrenzfähigen Rennserie mit diesen Hightech-Autos zu fahren. Die wechselhaften Wetterbedingungen haben mir das Leben noch schwerer gemacht. Mit meiner geringen Erfahrung war es hart, das Auto unter diesen Umständen am Limit zu bewegen. Für Mercedes-AMG ging es noch um viel. Insofern war es logisch, dass ich auf der Liste der Prioritäten nicht unbedingt ganz oben stand. Meine Leistungskurve zeigte im Laufe des Wochenendes immer weiter nach oben, ich bin stolz auf mich», sagte Ogier. Etwas vermisste er aber: mehr Zweikämpfe à la DTM. «Ich bin ja immer vom letzten Platz gestartet.»

Ein DTM-Comeback wollte er nicht komplett ausschließen. «Man weiß nie, was die Zukunft bringt. Ich habe jetzt als Gast einen ersten Einblick bekommen und Potenzial gezeigt. Es wäre ein weiter Weg bis zur Konkurrenzfähigkeit. Aber vielleicht wechsle ich eines Tages in die DTM und starte eine neue Karriere auf der Rundstrecke.»


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