Robert Kubica und der Kampf gegen den Formel-1-Fluch

Von Andreas Reiners
Robert Kubica

Robert Kubica

Die Bilanz früherer Formel-1-Fahrer in der DTM ist eher bescheiden. Nicht nur deshalb will Robert Kubica etwas gegen den schlechten Ruf unternehmen.

Robert Kubica kennt die Bilanz. Daher weiß er auch, dass sie wenig schmeichelhaft ist. Denn meistens dann, wenn sich Ex-Formel-1-Fahrer in der DTM versucht haben, ging das sehr oft sehr schief.

David Coulthard. Heinz-Harald Frentzen. Ralf Schumacher. Um nur ein paar Namen zu nennen. Es sind illustre Namen, deren Leistungen im Tourenwagen leider nicht mehr annähernd so schillernd waren wie vorher. Der Herbst der Karriere führte sie in die DTM, und fast genauso oft dann auch schnurstracks ins sportliche Niemandsland.

Kubica, der jetzt mit zarten 35 Jahren den Ausflug in die DTM wagt und sich zuletzt bei den Testfahrten scherzhaft fragte: «Warum tue ich mir das noch an?», hat eine Theorie zu der bescheidenen Ausbeute früherer Formel-1-Stars wie Schumacher oder Coulthard: «Nur wenige wollen durch die ganzen Lernprozesse gehen, durch das Entdecken der Serie», sagte er.

Keine große Lust auf einen Neustart also?

«Das ist so, als ob du von einem 100-Meter-Lauf zu einem Marathon wechselt. Man muss einen neuen Weg finden, neue Herausforderungen. Alle denken, dass es beim Motorsport nur um das Fahren geht. Aber es gibt im Motorsport verschiedene Kategorien mit unterschiedlichen Charakteristika. Man muss sich anpassen, sich neu entdecken und lernen», sagte der Pole.

Den Vorwurf gab es oft: Im Herbst der Karriere noch einmal etwas Neues machen, ohne die letzte Konsequenz, sich bis ins letzte Detail reinzufuchsen. Noch ein bisschen abkassieren, ohne den letzten Ehrgeiz – der Ruf der Fahrer aus der Königsklasse litt mit ihren bescheidenen Auftritten.

Bei Kubica gibt es neben der sportlichen Klasse ein starkes Argument, das klar gegen einen solchen Verlauf spricht: Der Pole ist durch seine lange Pause nach seinem schweren Rallye-Unfall 2011 alles, nur nicht im Herbst seiner Karriere, vor allem nicht im Kopf.

2019 kehrte er als Stammfahrer in die Formel 1 zurück, auch wenn sein Engagement nicht von Erfolg gekrönt war. Er will es seinen Kritikern beweisen, will zeigen, dass er auf hohem Niveau ganz vorne mitfahren kann.

«Ich war lange weg von dem Sport nach meinem Unfall. Ich hatte zudem ein schwieriges Jahr 2019 in der Formel 1. Ich bin bereit, das Spiel zu spielen. Manchmal muss man die härtesten Herausforderungen eingehen, um die größtmögliche Befriedigung zu erreichen», sagte er.

Dass es aber selbst bei vorhandener Klasse, Spaß und Ehrgeiz dauern kann – dafür ist Timo Glock ein gutes Beispiel. Als er 2013 von der Formel 1 in die DTM wechselte, hatte der Deutsche arge Probleme, sich an den Tourenwagen zu gewöhnen.

Er musste die hohen Erwartungen dämpfen, musste immer wieder erklären, warum der Umstieg so schwierig ist, warum er nicht so richtig in Fahrt kommt.

Er hatte nach seinen ersten Testfahrten 2013 die Welt nicht mehr verstanden, war 1,5 Sekunden zu langsam und hatte keinen Plan, wie er schneller machen sollte. «Das war mein Punkt, an dem ich realisiert habe: Ich muss alles vergessen, was ich bisher gelernt habe und alles neu lernen in der DTM», so Glock.

Für die etablierten Fahrer war alles ein automatischer Ablauf, für Glock war alles neu.

Und mühsam. Kleinstarbeit. Immer wieder an Stellschrauben drehen.

Sein Kopf habe geraucht, verriet Glock, «ich weiß nicht wie viele 100 Stunden ich vor diesem Laptop verbracht habe, um mir Daten anzuschauen. Ich habe die Daten hoch, runter, links, rechts analysiert und mich so immer mehr da reingearbeitet.»

Für ihn war es «ein langer Weg, immer wieder in meinen Kopf reinzubekommen, was ich mit diesem Auto machen muss, um schnell zu fahren», so Glock.

Den Rückstand hatte er irgendwann auf drei Zehntel heruntergeschraubt. «Aber es hat mich zwei Jahre gekostet, bis ich diese drei Zehntel gefunden habe. Das war intensives Arbeiten an mir selbst. Das war nie das Auto, sondern hauptsächlich mein Fahrstil.»

Der Lohn: Heute gehört er zum Favoritenkreis. Und das Wissen: Es geht auch anders.


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