Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

DTM 2021: Warum ein Saisonauftakt im fernen Russland?

Von Andreas Reiners
Der Igora Drive Circuit

Der Igora Drive Circuit

Die DTM startet in eine neue Ära – und dann ausgerechnet weit entfernt vom Heimatmarkt in Russland? Das hat vor allem finanzielle Gründe.

Der Aufschrei war bereits Ende 2019 riesig. Die DTM in Russland? Was soll das? Warum ausgerechnet St. Petersburg? Warum eine Rückkehr nach Russland, wo sich doch die ersten Events auf dem Moscow Raceway irgendwo im Nirgendwo 80 Kilometer außerhalb von Moskau und vor meist leeren Tribünen zwischen 2013 und 2017 als Griffe ins Klo erwiesen haben?

2020 sollte die DTM als erste internationale Rennserie den nagelneuen Igora Drive Circuit einweihen, doch die Corona-Pandemie machte dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung.

Die Anlage hat bisher rund 192 Millionen US-Dollar gekostet. Sie beinhaltet unterschiedliche Strecken-Varianten und verfügt auch über eine FIA-Grade-1-Homologation für die Formel 1. Dazu gibt es einen Karting Circuit, einen Motocross-WM-Parcours, eine Rallye-Piste, einen Winter Driving-Kurs und ein Konferenz-Gebäude.

Für 2021 ist St. Petersburg wieder im DTM-Kalender, noch versehen mit einem Sternchen, da eine offizielle Bestätigung noch aussteht. Das Event stellt Stand jetzt sogar den Auftakt dar. «Das ist das einzige Rennen, das noch bestätigt werden muss, da wir nicht wissen, ob der Zeitpunkt nicht zu früh ist, um Corona wirklich auszustellen», sagte DTM-Chef Gerhard Berger.

Ende 2019, bei der Präsentation des Kalenders, war vor allem die Internationalisierung der DTM mit den damals noch vertretenen Marken Audi, BMW und Aston Martin ein Grund für den erneuten Ausflug nach Russland, das Land sei ein großer Markt mit viel Potenzial, so DTM-Chef Gerhard Berger. Wir erinnern uns: Die Strecken-Organisatoren und die ITR zogen das Ding groß auf, damals reisten René Rast, Philipp Eng und Daniel Juncadella extra zur Pressekonferenz nach Russland.

Die Idee hatte sich 2018 entwickelt, verriet Berger damals. «Ich mochte das Event in Moskau nicht, es hatte keine Seele. Aber diesmal hatte ich das Gefühl, dass etwas getan wird. Alles machte plötzlich einen Sinn und ich habe mehr und mehr daran geglaubt, dass es ein gutes Event wird», sagte Berger: «Denn es kommt darauf an, welche Leute dahinter stehen, um ein gutes Event zu machen. Man braucht Kraft, um das Event zu promoten.»

In St. Petersburg werden die Organisatoren die DTM pushen, immerhin ist der Igora Drive brandneu, die DTM ein Zugpferd, auch mit neuem GT3-Reglement und ohne Werkssport, sondern als Plattform für Kundenteams.

Und klar: 2019 wurde ein Vertrag abgeschlossen, der nicht nur für 2021 gültig, sondern auch vor allem für die DTM finanziell lukrativ ist. Es sickerte schon bei der ersten Verkündung Ende 2019 durch, dass sich die DTM das Gastspiel in Russland gut bezahlen lässt.

Für die neue Plattform ohne eine weitreichende Unterstützung durch die Hersteller sind solche Einnahmen noch essentieller als früher. Da nimmt man es dann auch in Kauf, dass ausgerechnet der Auftakt in eine neue Ära möglicherweise vor spärlich gefüllten Tribünen im fernen Russland über die Bühne geht. Wenn Fans denn überhaupt kommen dürfen.

Der «richtige» Auftakt ist erst im Juli: Nach St. Petersburg und Monza im Juni bildet das Norisring-Rennwochenende (2.-4. Juli) den Startschuss in Deutschland.

Es ist übrigens das erste Mal in der Geschichte der Serie, dass es nur vier deutsche Events gibt. Neben dem Norisring stehen der Lausitzring, der Nürburgring und Hockenheim im Kalender. Nach St. Petersburg und Monza gastiert die DTM zudem in Zolder, Assen und Spielberg.


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