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Nissan: 2.000 PS, Frontantrieb, kein Heckflügel?

Von Oliver Runschke
Über den neuen Le-Mans-Prototypen von Nissan gibt es die dollsten Gerüchte. Der LMP1 der Japaner will mit den gängigen Konventionen brechen.

Wo die Fakten enden, spriessen die Spekulationen ins Feld. Nissan und deren sehr spärliche Kommunikation zum LMP1-Projekt für die Sportwagen-WM FIA WEC in diesem Jahr ist dafür ein gutes Beispiel. Wilde Gerüchte zum LMP-Programm machen die Runde und Nissan kann die Kreativität, mit der sich einige im Internet Gedanken über das Programm machen, nur recht sein, lenkt das doch prima von den Problemen mit dem Projekt ab, die es offensichtlich gibt.

Die letzte offizielle Aussage von Nissan zum Programm in der FIA WEC und dem Comeback in der Topklasse bei den 24h von Le Mans stammt vom 19. September. Die Informationslage ist ohnehin dünn: Seitdem Nissan das Projekt am 23. Mai offiziell bestätigt hat, folgte wenig handfestes. Erstmals gezeigt werden soll der GT-R LM Nismo am 1. Februar in einem Werbespot in einer Pause des Superbowl, allerdings hat Nissan auch dies noch nicht offiziell bestätigt. Mehr Reichweite als beim Superbowl kann man mit einem Werbespot kaum erzielen, allerdings auch kaum mehr Geld dafür ausgeben. Alleine in den USA erreicht das Finale der Profi-Footballliga NFL rund 110 Millionen Zuschauer, ein 30-Sekunden-Werbesport kostet bis zu vier Millionen US-Dollar.

88 Tage vor Saisonstart weder Details noch Fahrer bestätigt

Nissan kann man nicht vorwerfen, dass die Geheimhaltung schlecht funktioniert. Den Japanern hilft, dass das Einsatzteam in Indianapolis angesiedelt ist, das führt dazu, dass der Informationsfluss auf dem kleinen Dienstweg nach Europa überschaubar ist. Bis jetzt hat Nissan auch weiterhin keinen der insgesamt zehn Fahrer, die die Japaner für ihr Programm in WEC und Le Mans benötigen, offiziell bestätigt.

Dafür spriessen die Spekulationen ins Feld. Seit Monaten gehen Gerüchte um, der LMP1 von Nissan bekommt einen Frontmotor. Wir erinnern uns: Der letzte LMP1 mit einem Frontmotor war der Panoz Roadster S LMP1 und dessen kurzlebiger und nicht erfolgreicher Nachfolger LMP07. Ende 2003 verschwanden die Panoz LMP1 zum grossen Leidwesen der Fans wieder von der Bildfläche. Panoz konnte seinerzeit mit dem von Reynard entwickelten skurrilen LMP den Audi R8 durchaus Konkurrenz machen, ein Front-Mittelmotorkonzept für einen LMP1 ist daher nicht abwegig auch wenn der letzte Le-Mans-Sieg für einen Frontmotor-Sportwagen auf 1962 datiert. Insider schwören zwar, die Gerüchte um den Frontmotor, der im übrigen ein V6-Turbo von Cosworth sein soll, seien haltlos, dennoch lässt sich das Gerücht nicht ausrotten und nimmt immer weiter Fahrt auf.

Nissan: Erfolg mit neuartigem Konzept

Dass der Nissan anders als die Konkurrenz von Audi, Porsche und Toyota aussehen wird, haben die Japaner betont und auch, dass sie alles anders und vielleicht besser machen wollen. «LMP1 ist kein Wettrüsten. Vielmehr haben alle Werksteams beim Antrieb unterschiedliche Wege eingeschlagen. Und Nissan wird das ebenfalls tun. Doch nicht mit einem weiteren Hybridmodell, das sich optisch nicht von Audi, Porsche und Toyota abhebt. Vielmehr wollen wir den Erfolg mit einem neuartigen Konzept», kündigte Andy Palmer an, der bei Nissan Wegbereiter für das Projekt war und mittlerweile Boss von Aston Martin ist. Je mehr Gerüchte sich um den Nissan ranken, desto deutlicher wird: Die Worte vom neuartigen Konzept waren keine Phrase. 

Hinter dem Nissan LMP1 steckt Ben Bowlby. Der hat das ursprüngliche Konzept des Deltawing entworfen, als der noch eine Idee für das im Jahr 2012 eingeführte neue IndyCar war. Bowlby hat den Deltawing schliesslich als Zweitverwertung nach Le Mans gebracht und anschliessend für Nissan den Zeod RC gebaut, im groben nichts anderes als eine Deltawing-Kopie. Dass Bowlby von seiner seit nunmehr sechs Jahren verfolgten Designphilosophie abrückt und beginnt einen «konventionellen» Le Mans Prototypen zu bauen, ist nicht zu erwarten.

Frontantrieb, kein Heckflügel, schmales Heck?

Der grundsätzlich seriöse Sportwagen-Technikblog mulsanne-corner.com eines US-Aerodynamikers will nun von eine Reihe fast unglaublicher Details über den Nissan LMP1 erfahren haben. Der Benzinmotor des LMP1 treibt angeblich die Vorderräder an und ein unfassbar leistungsfähiges KERS-System gibt demnach seine Energie über eine Kardanwelle an die Hinterachse ab. Aufgrund des Frontmotors mit viel Gewicht auf der Vorderachse und dem aerodynamischen Konzept soll der LMP ohne Heckflügel auskommen.

Das ist noch nicht alles: Die Spurweite an der Hinterachse soll schmaler sein als an der Vorderachse, dazu soll das Heck mit Hinterrädern in einem geringerem Durchmesser als an der Vorderachse sehr flach ausfallen. Mit dem Konzept könnte Nissan in Le Mans in neuen Dimensionen von Topspeed vorstossen. Der Nissan könnte 360 km/h erreichen, im vergangenen Jahr erreicht Audi mit 339,1 km/h vor der ersten Schikane auf der Hunaudieres-Geraden das schnellste Tempo.

Systemleistung von 2.000 PS?

Die Systemleistung des Nissan, die Kombination der Leistung vom Verbrennungsmotor und dem KERS-System, soll angeblich bei absurden 2.000 PS liegen. So fantastisch diese Zahl ist, relevant ist nur die Art die Energiespeicherung und die Betriebsstrategie, denn mehr als acht Megajoule Hybridenergie darf auf einer Runde in Le Mans ohnehin niemand einsetzen, und sei das Hybridsystem noch so leistungsfähig. Toyota protzte im vergangenen Jahr bei dem TS040 mit einem allerdings nur für das Marketing relevanten Wert einer Systemleistung von 1.000 PS.

Als Nissan 2013 in Le Mans mit dem Zeod einen Deltawing-Abklatsch präsentiert, waren nicht wenige im Publikum ob der plumpen Kopie enttäuscht. Wenn auch nur ein Bruchteil der Gerüchte zutrifft, wird Nissan das beim GT-R LM Nismo LMP1 aber wohl kein zweites Mal passieren.

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