Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

3. Training Ungarn: Vettel vorne, Pech für Ricciardo

Von Mathias Brunner
​Drittes freie Training zum Grossen Preis von Ungarn auf dem Hungaroring: Getriebeprobleme für Daniel Ricciardo, Felipe Massa in Schwierigkeiten, bärenstarke Bestzeit von Sebastian Vettel im Ferrari.

Der erste Trainingstag hatte die Rennställe in Ungarn vor einige Rätsel gestellt. Drei Mal rote Flaggen, das unterbrach das Programm der Teams beträchtlich, daher blieben in Sachen Umgang mit den Reifen einige Fragezeichen. Die nächste Aufgabe: Es wird von Tag zu Tag wärmer am Hungaroring, bei der Abstimmung muss das in Betracht gezogen werden. Viel Arbeit also für die zehn Teams in den letzten 60 Minuten, bevor es am Samstagnachmittag ins Abschlusstraining geht. Auch die Balance auf eine schnelle Runde musste feingeschliffen werden: Der Startplatz auf dem engen Hungaroring ist noch wichtiger als auf anderen Rennstrecken.

Damon Hill, Formel-1-Champion 1996, gab zu bedenken: «Wir haben heute tolles Wetter, aber wie am Freitag wird der Wind ein Faktor sein.» Im Training hatten wir erlebt, wie zahlreiche Fahrer neben die Ideallinie gerieten, wenn ihre Autos in der Anbremszone einer Kurve von einer Windbö ausgehebelt werden. «Die Piste ist auch oft schmutzig, die Reifen neigen zum Körnen, dann rutscht der Fahrer auch mehr herum als üblich.»

Hill weiter: «Ich fand es gestern ein tolles Zeichen, dass Red Bull Racing stärker ist. Der Vorteil von Mercedes ist auf diesem Kurs nicht so gross, hier kannst du auch mit einem weniger kraftvollen Motor etwas ausrichten, siehe Red Bull. Mercedes wurde jedoch am Freitag unter Wert geschlagen, es gab Probleme mit der Abstimmung. Der Hungaroring hat seine eigenen Gesetze, da gibt es reichlich Raum für Überraschungen.»

Für einen Piloten begann der Tag besonders positiv: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Fernando Alonso. Der nunmehr 36jährige Asturier erhielt bei McLaren-Honda eine leckere Torte in Helmform.

Toro-Rosso-Fahrer Daniil Kvyat ging mit einem neuen V6-Motor und einem frischen Turbolader ins dritte Training: Der junge Russe ist damit beim vierten und letzten Element dieser Antriebseinheits-Teile angekommen.

Aufreger bei Williams: Kann Felipe Massa das Qualifying fahren?

Der Brasilianer wirkte am Samstagmorgen bleich. Reservist Paul di Resta: «Ich bin bereit, aber Felipe muss selber wissen, wie frisch er ist. Ich bin ein wenig nervös. Es wäre gewiss nicht einfach, erst zum Qualifying hin einzusteigen. Diese Autos sind Monster. Aber es gibt keine Ausreden – du musst einsteigen und Leistung abliefern. Die heutige Testsituation ist fragwürdig.»

Erste Duftmarke von Max Verstappen: 1:19,012 min im Red Bull Racing-Renner. Dann kam Kimi Räikkönen: 1:17,909 min im Ferrari – als erster Fahrer an diesem Wochenende unter 78 Sekunden.

Sebastian Vettel konnte das noch besser: 1:17,790 min. Die grosse Frage war nun: Was würden Daniel Ricciardo und die beiden Mercedes-Fahrer dagegenhalten?

Die Silberpfeilfahrer Lewis Hamilton und Valtteri Bottas gingen zunächst auf weichen Reifen (gelb gekennzeichnet) hinaus – Balance-Tests mit der härteren der beiden fürs Rennen bevorzugten Mischungen. Bottas war dabei eine gute Sekunde langsamer als Leader Vettel. Pirelli hatte ausgerechnet: Der Zeitgewinn beim Schritt von der weichen Mischung zur superweichen hier auf dem Hungaroring – sieben Zehntel bis eine Sekunde. Lewis Hamilton war einen Hauch schneller als Bottas, aber zwei Mal kurz neben der Bahn. Ein gut liegendes Auto sieht anders aus.

Daniil Kvyat (Toro Rosso) war ebenfalls kurz neben der Bahn: Mangelhafte Stabilität an der Hinterachse.

Am Ferrari von Kimi Räikkönen wurde nach zwanzig Minuten gearbeitet: Ein Teil des Frontflügels war davongeflattert.

Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner über die Chancen seines Teams: «Wir hatten ein tolles Freitagtraining. Aber mir macht Sorgen, dass die Gegner im Qualifying Power hochdrehen können.»

Fernando Alonso (McLaren-Honda) fuhr zwischendurch die sechstschnellste Zeit. Auf dem engen Hungaroring kommt das gute Chassis von McLaren besser zur Geltung als auf Power-Strecken.

Daniel Ricciardo erreichte nur eine 1:18,849 min – das war zwar schneller als Max Verstappen, aber eine gute Sekunde langsamer als die Marke von Sebastian Vettel.

Reihenfolge nach 30 Minuten: Vettel und Räikkönen (superweich), Hamilton (weich), Ricciardo und Verstappen (superweich), Bottas (weich), Alonso (superweich).

Wo war Felipe Massa? Der Williams-Fahrer war nach gut einer halben Stunde nicht mehr im Auto. Das sieht schwer nach einer Formel-1-Rückkehr von Paul di Resta aus – am Williams wurden Pedale für den Schotten eingebaut.

Aus für Daniel Ricciardo und Felipe Massa!

Schock für Red Bull Racing: Nach 34 Minuten stand der Renner von Daniel Ricciardo! «Mein Getriebe steckt im fünften Gang fest!»

Der Baku-Sieger musste seinen Renner stehen lassen. Ob ein mechanisches Problem vorliegt oder ein hydraulischer Defekt, das ist derzeit unklar, Ricciardo selber hatte einen elektronischen Fehler im Verdacht. Klar ist: Muss im Auto des Australiers das Getriebe gewechselt werden zum Qualifying hin, dann kann sich Daniel die Pole abschminken – das würde fünf Ränge zurück bedeuten.
Valtteri Bottas liess sich nach vierzig Minuten superweichen Pirelli verpassen. Nach einigen kleinen Fehlern im mittleren Pistensektor erreichte er die drittbeste Zeit, 1:17,914 min.

Sebastian Vettel, ebenfalls auf dem superweichen Reifen, knallte mit seiner Gina 1:17,017 min auf die Bahn – niemand war auf dem Hungaroring je so schnell unterwegs!

Die Antwort von Lewis Hamilton blieb aus: Ausgangs Kurve 1 übersteuerte der Wagen stark, der Engländer brach ab, nahm einen neuen Anlauf, gleicher Fehler in Kurve 1, nachdem der dreifache Weltmeister das rechte Vorderrad hatte stehen lassen.

Sorgen auch bei Romain Grosjean (Haas): Dreher, Bremsprobleme nicht gelöst. Sauber holte Marcus Ericsson wegen des Verdachts auf ein Problem mit dem Motor vorzeitig an die Box.

Fazit: Ferrari ist fürs Qualifying hervorragend aufgestellt, Mercedes kämpft mit Handlings-Schwierigkeiten – auch Bottas liess in Kurve 1 ein Rad stehen.

Mercedes muss sich etwas einfallen lassen: Drei Trainings, keine Bestzeit der Silbernen. Das gab es letztmals in Sotschi.

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