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Neues Rätsel Racing-Raritäten: Glückloser Blaufahrer

Von Mathias Brunner
​​«Racing-Raritäten» zeigt dieses Mal einen Fahrer, der in der Formel 1 unter Wert geschlagen worden ist. Wer ist es? Wo und wann ist das Bild entstanden? Machen auch Sie bei unserem kleinen Rätsel mit.

Aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir bekanntlich jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.

Beim letzten Rätsel hatten wir so in die richtige Richtung gewiesen: «Dieses Mal haben wir es durchgehend mit Schwergewichtlern zu tun. Die Strecke? Eine fabelhafte Naturrennbahn, auf welcher es nicht besonders ratsam war, ein Rad neben die Pistenbegrenzung zu setzen. Das Auto? Behutsam beflügelt, von einer unvergleichlichen Marke, obgleich hier nicht mit jenem Fahrer an Bord, der dafür am bekanntesten geworden ist. Der Fahrer? Ein echter Alleskönner, nicht unumstritten zu seiner Zeit, heute ein fabelhafter Botschafter seines Sports.»

Die Hinweise schlüsselten sich so auf: Bei der Strecke handelt es sich um die herrliche Berg- und Talbahn von Clermont-Ferrand. Beim Wagen um einen Brabham. Beim Piloten um Jacky Ickx. Richtige Lösung: Der Belgier Jacky Ickx mit seinem Brabham BT26A-Ford beim Grossen Preis von Frankreich in Clermont-Ferrand, Ickx wurde Dritter.

Jacques Bernard Ickx, kurz Jacky, ist der erfolgreichste belgische Rennfahrer. Der heute 72-Jährige kam durch seinen Vater zum Rennsport, Jacques Ickx arbeitete als Motorjournalist. Das Feuer für den Rennsport wurde mit einer 50-ccm-Zündapp entzündet, von dort stieg Ickx auf Tourenwagen um. Die klassische Monopostokarriere mit Kartsport als Basis gab es damals nicht.

Ickx wurde zu einem der vielseitigsten Rennfahrer der Welt. Und zu einem der umstrittensten. Bei seinem GP-Debüt auf dem Nürburgring (mit einem Formel-2-Matra von Ken Tyrrell) kollidierte Ickx mit dem Fahrzeug von John Taylor. Viereinhalb Wochen danach starb der Engländer an einer Brandwundeninfektion. Ickx galt als brillant, wenn auch schwierig und störrisch. Viele Kollegen fanden ihn unnahbar bis zur Arroganz. Ein Jahr nach seinem Debüt verblüffte er die Formel-1-Welt, erneut auf dem Nürburgring, erneut mit einem Formel-2-Auto – nur Denny Hulme und Jim Clark fuhren im Training mit ihren Formel-1-Rennern schneller!

Ein Jahr später war Ickx Ferrari-Werkspilot und GP-Sieger (Frankreich). 1969 wurde er mit Brabham WM-Zweiter hinter Jackie Stewart, bevor er zu Ferrari zurückkehrte und erneut WM-Zweiter wurde. In den folgenden Jahren blieb Ickx fahrerisch brillant, aber Ferrari war auf dem absteigenden Ast. Nur in Zandvoort 1971 und auf dem Nürburging 1972 konnte er siegen. Immer wieder der Nürburgring: 1973, als Enzo Ferrari Zweifel an seinem Starpiloten hatte und das Ferrari-Chassis schwächelte, heuerte Ickx für einen Gastauftritt bei McLaren an – Dritter auf dem Nürburgring.

Danach ging es in der Formel 1 abwärts: Zur falschen Zeit bei Lotus, dann bei den Hinterbänklern von Williams und Ensign, wo er bei einem schweren Unfall in Watkins Glen Glück hatte, mit gebrochenen Knöcheln davon zu kommen, die Chance bei Ligier 1979 nicht genutzt. Ickx fand die Flügelautos gefährlich und nicht zu seinem präzisen Fahrstil passend. Dafür gewann Ickx die CanAm-Serie 1979.

Ickx’ Karriere sprengt den Rahmen dieser Rätsel-Auflösung. Parallel zur Formel 1 fuhr Jacky überaus erfolgreich Sportwagenrennen, zunächst für Ford, dann für Ferrari, später für Porsche. Besonders auf nasser Bahn galt Ickx als einer der besten Piloten, nur Pedro Rodríguez oder Jo Siffert fuhren da in der gleichen Liga.

Ickx eroberte sechs Le-Mans-Siege, im Sportwagen erlebte er aber auch eines der dunkelsten Kapitel seiner Karriere: Unfall beim Duell mit Stefan Bellof in Spa-Francorchamps, der Deutsche zog sich beim Aufprall in der Eau Rouge tödliche Verletzungen zu. Die meisten Experten waren der Meinung: Zwei Autos durch Eau Rouge, das geht einfach nicht. 

Der achtfache GP-Sieger Ickx erfand sich später wieder neu, wurde zu einem der besten Paris-Dakar-Piloten. Nach Abschluss seiner Formel-1-Karriere arbeitete er jahrelang als Rennleiter des Monaco-GP, der vorzeitige Abbruch des Regenrennens von 1984 sicherte Alain Prost den Sieg. Auch hier gab das Handeln von Ickx viel zu reden: Ihm wurde unterstellt, dem McLaren-Star den Sieg zugeschanzt zu haben – der aufrückende Ayrton Senna sah sich um seinen ersten GP-Triumph geprellt.

Die Formel 1 in den 60er- und 70er-Jahren war noch nicht der stromlinienförmige Rennzirkus von heute, bei dem die meisten Ausrutscher glimpflich ausgehen. Die Formel 1 war ein Spektakel, das oft tödlich endete. In jeder Saison kamen damals drei bis vier Spitzenpiloten ums Leben. «Wir sind nur sehr wenige, die aus dieser Ära übriggeblieben sind», sagt Ickx. «Mein grösster Sieg? Dass ich überlebt habe.»

Zum neuen Rätsel: Mauern, Leitschienen und Fässer, das könnten viele Strassenkurse sein, aber wer genau auf den Hintergrund achtet, hat den ersten Schritt zur richtigen Lösung bereits getan.
Was den Fahrer angeht: An mangelndem Einsatz fehlt es offenbar nicht, dennoch konnte dieser Pilot in der Formel 1 nie richtig Fuss fassen.

Wer ist es?

Wo und wann ist das Bild entstanden?

Viel Glück beim Rätseln.

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